Pfarrer schreibt historischen Roman
Friedrich Abels ist in der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus engagiert. Aus seinem 620-seitigen Werk „Die Störenfriede“ liest er Ende Mai in der Buchhandlung Hentschel.
Rhein.-Berg. Kreis. Friedrich Abels war über 30 Jahre Pfarrer in Bochum, ehe er über seine Gattin Hanna den Weg nach Wermelskirchen fand und sich seither in der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus engagiert — ehrenamtlich.
Er war ein musikalischer Pfarrer und ist ein muskalischer Pensionär; davon zeugte unter anderem seine Arbeit als stellvertretender Obmann des Posaunenwerks in der Evangelischen Kirche von Westfalen und zeugen zahlreiche Beiträge in Gottesdiensten und Konzerten in der neuen Heimat.
Dass der noch 72-Jährige in den kirchlichen Dienst eintreten würde, war nicht von Anfang an klar. Mit seinen Studienschwerpunkten Kirchengeschichte und Dogmatik wurde er Seminar-Assistent an der Bochumer Ruhr-Universität.
Deren Professor für Kirchengeschichte — Dr. Dr. Johannes Wallmann - akzeptierte die Dissertation von Abels nicht; er kritisierte vor allem, dass der Assistent ein quasi unerforschtes Thema da ansetzte, wo es unverzichtbar ist - an den Quellen.
Friedrich Abels blieb eisern und fasste folgenden Beschluss: Dann gehe ich jetzt eben in den Kirchendienst. Und wenn ich pensioniert sein werde, arbeite ich das bisherige Manuskript in einen historischen Roman um. Und der ist gerade fertig geworden.
„Die Störenfriede“ heißt das 620-Seiten-Werk. Untertitel: „Der Aufenthalt der Labadisten in Herford 1670-1672“. Es handelt „vom kirchlichen Leben und christlichen Glauben im Spannungsfeld zwischen Reformierten, Lutheranern und dem beginnenden Pietismus“. Herford ist eine von vielen Stationen auf dem Weg von Jean de Labadie; Orange, Genf, Middelburg, Amsterdam und — später — Bremen zählen dazu. Nach Herford emigrierten die Labadisten auf Vermittlung von Anna Maria Schürmann.
Der Leser finde „erstaunlich Aktuelles und Wichtiges in den Auseinandersetzungen dieser Zeit“, sagt Abels. Der Roman berichtet über Menschen, Dokumente und Sachverhalte nach den noch vorhandenen Quellen in städtischen (Herford), kirchlichen und kurfürstlichen Archiven.
Einige Personen hat Abels zwecks anschaulicher Erläuterung theologischer Sachverhalte und des Erzählflusses erfunden, darunter zwei Frauen aus dem Bergischen Land; eine von ihnen — sie stammt aus Burg-Höhrath — repräsentiert den Kreis der Christen, die gemeinhin „Erweckte“ heißen.
Hauptfigur ist natürlich Jean de Labadie (1610-1674), ursprünglich Jesuit. Er forderte die Erneuerung der Kirche; manche sahen in ihm schon einen neuen Reformator. Prophetischer Anspruch und die Anschauung, dass Christus wiederkehren werde, erregten bereits in Genf Widerspruch. Labadie war ein streitbarer Mann, weshalb seine Gemeinden, wo immer sie sich niederließen, alsbald wieder verschwinden mussten.
1730 verlieren sich die Spuren der Labadisten. In Herford, wo die streng gläubige Richtung vorübergehend ihren Standpunkt hatte, gibt es noch das Labadisten-Haus. Es ziert die Umschlagseite des Buchs; hinzugefügt hat Abels gemalte Porträts von de Labadie, Anna Maria von Schürmann und Fürstäbtissin Elisabeth von der Pfalz, die sich den Labadisten angeschlossen hatte und sie auch durch ihren Einfluss und ihre Beziehungen nach Herford angezogen hatte.
Mit eingearbeitet hat der Autor 40 Jahre Berufserfahrung. Zielgruppe ist für ihn die „Kerngemeinde“ derjenigen, die sich historisch interessiert. Von Interesse dürfte das konkurrierende Nebeneinander kirchlicher Frömmigkeit und neuer radikaler Glaubensformen sein. „Spuren dieser Auseinandersetzung“, so Abels, „finden sich bis heute in unseren Gemeinden.“
Einen Verlag hat der Pfarrer im Ruhestand gleichwohl nicht gefunden — was sich womöglich noch ändern könnte, feiert man doch in Herford im Dezember den 400. Geburtstag von Elisabeth von der Pfalz. Weshalb der Geschichtsverein Herford Friedrich Abels bereits für eine Vorlesung „gebucht“ hat — ähnlich wie der Männerkreis der Evangelischen Gemeinde in Wermelskirchen-Hünger.