Polit-Poker um die Natur

Der Leverkusener Oberbürgermeister Ernst Küchler ist empört über die Burscheider Resolution. Nach dem Verweis auf den Bürgerbusch gibt es nun sogar eine politische Sondersitzung.

Burscheid. Zwei Jahre ist es mittlerweile bekannt, dass der Landesbetrieb Straßen NRW einen Standort für eine neue Raststätte auf Burscheider Gebiet sucht. Und seit Dezember 2008 ist konkret vom Standort Geilenbach/Oberlandscheid die Rede. So, als stünde dort Land jederzeit beliebig zur Verfügung.

"Was auf den veröffentlichten Plänen weder sichtbar noch erkennbar gemacht wurde, ist, dass der Bezirk Löh mitbetroffen ist", erklärt Jürgen Conrads empört. "Ein Haus mit drei Wohnparteien, in denen drei Generationen wohnen, samt Grundstück, würde dafür zum Opfer fallen." Offiziell habe bislang noch niemand von den verantwortlichen Planern bei den Conrads an die Tür mit der Hausnummer 12 geklopft. Ihr Haus liegt direkt am Hintereingang des Friedhofs - gestört zwar vom permanenten Lärmteppich der Autos, die auf der A1 Richtung Köln und Remscheid rasen, aber dennoch versteckt und idyllisch gelegen.

Dass es direkt Menschen und Wohnhäuser treffen könnte, die der geplanten Raststätte "Bergisches Land" zwischen Löh und Geilenbach weichen müssten, wird auch in der aktuellen Resolution des Rates nicht deutlich. Von Flächen ist dort immer wieder die Rede. Und vom "Heranrücken der Rast- und Tankanlage" und damit Störung der Wohnnutzung und Naherholung.

Doch die einstimmig von der Burscheider Kommunalpolitik verkündete Bürger- und Naturnähe wird nun durch den Zorn des Leverkusener Oberbürgermeisters deutlich in Frage gestellt: In der Resolution verweisen die Vertreter des Rates nämlich auf einen anderen, "besser geigneten" Standort - im so genannten Bürgerbusch kurz vor dem Autobahnkreuz Leverkusen.

Oberbürgermeister Ernst Küchler zeigt sich "entsetzt" und meldet sich sogar aus dem Urlaub: das Prinzip "Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andere an", das sich hinter dem Burscheider Vorschlag verberge, sei in der Politik noch nie ein guter Ratgeber gewesen.

"Der Bürgerbusch ist die grüne Lunge der Industriestadt Leverkusen und daher in seiner Gesamtheit unverzichtbar für die Stadt. "Dieses Naherholungsgebiet für Leverkusen ist unantastbar und daran wird sich auch nichts ändern", erteilte der Oberbürgermeister dem Ansinnen aus Burscheid eine Absage.

Es macht den Eindruck, als habe, wenige Wochen vor der Kommunalwahl, ein Polit-Poker begonnen. Der Einsatz: über zehn Hektar Natur. Entweder Wald oder Grünflächen. Die Leverkusener haben "das Spiel" angenommen. Auf Antrag der Grünen findet nun eine Sondersitzung des Bau- und Planungsausschusses nur zu diesem Thema am 27. Juli in Leverkusen statt.

Auch Gert Weber von der Burscheider FDP hat sich zu Wort gemeldet: "Der Standort muss auf der Basis einer optimierten Ökobilanz und Wirtschaftlichkeit ohne Rücksicht auf Ortsgrenzen festgelegt werden. Die durch die Tank- und Rastanlage beanspruchte Fläche würde 3,5Prozent des ,Bürgerbusches’ ausmachen."