Politiker drückt die Schulbank
Der Vizepräsident des Landtags hat die Realschule besucht und sich den Fragen der Schüler gestellt.
Burscheid. Lieber Mary Elizabeth empfangen, Kronprinzessin von Dänemark, oder den Schülern der Evangelischen Realschule Burscheid einen Besuch abstatten? Die Entscheidung fiel Politiker Eckhard Uhlenberg, 1. Vizepräsident des Landtags in Nordrhein-Westfalen, leicht.
„Der Termin hier in Burscheid stand schon vorher fest. Und eine Zusage einzuhalten, ist wichtig“, sagt Uhlenberg. Da werde die Kronprinzessin, die am Montag in Düsseldorf war, wohl ohne ihn auskommen müssen.
Und so sitzt er dort, begleitet vom Landtagsabgeordneten Rainer Deppe, in der ersten Reihe in der Aula der Schule, lauscht zwei Stücken der Bläserklasse, hört sich an, wo die Schule ihre Schwerpunkte setzt, bevor es um sein eigentliches Thema geht: Politik.
Die Schüler der Klassen 9 und 10 haben sich auf den Besuch des Politikers vorbereitet und Fragen gesammelt. „Ich möchte durch Veranstaltungen wie heute die jungen Leute für Politik interessieren“, sagt Uhlenberg.
Deswegen macht er seit drei Jahren mit bei der Initiative „Der Landtag besucht Eure Schule“, bei der die Präsidentin und ihre Vertreter in den Bildungseinrichtungen vorbeischauen. Ganz schnell und unkompliziert geht das, betont Sprecherin Doro Dietsch: „Wenn eine Anfrage kommt, schauen wir einfach, wer an diesem Tag Zeit hat.“ Mehr als 30 Schulen hat allein Eckhard Uhlenberg auf diese Weise in den vergangenen Jahren besucht.
Und weil jeder Besuch irgendwie anders ist, bleiben die Standard-Fragen, die Schüler dem Politiker eigentlich immer stellen, an diesem Tag in der Realschule plötzlich aus. Nur ein Mädchen in der dritten Reihe wispert leise: „Eigentlich möchte ich gerne wissen, was er verdient.“ Laut stellt sie ihre Frage aber nicht.
Stattdessen wird über Politik gesprochen. Und die Themen haben es in sich. Was er denn konkret für Kinder und Jugendliche tue, wird Uhlenberg gefragt. Der muss sich erst einmal sortieren — und holt dann aus. Spricht über Kindertagesstätten und die Sekundarschule.
Doch es gibt auch Fragen, die die Schüler ganz persönlich interessieren. „Wie sieht die Ausbildungssituation denn für uns aus?“, möchte eine Schülerin wissen. „Sehr gut“, antwortet Uhlenberg. „Heute ist es ganz anders als noch vor 20, 30 Jahren.“ Mittlerweile hätten die Firmen eher Probleme, auch alle freien Stellen tatsächlich zu besetzen.
Bevor er nach der Fragerunde noch zu einem Schulrundgang aufbricht und sich anschließend in das Goldene Buch der Stadt Burscheid einträgt, bekommt Uhlenberg noch eine Stärkung der Miniköche mit auf den Weg. Sie haben für alle Schüler und Gäste kleine Häppchen zubereitet, die sie im Foyer der Aula verteilen.
Und als sich die Versammlung gerade auflöst, kommt eine wichtige Frage doch noch auf. Ein Schüler hat Rainer Deppe abgepasst, der gerade auf dem Weg Richtung Essen ist. „Macht es eigentlich Spaß, Politiker zu sein?“ Deppe schaut ihn an. „Auf jeden Fall“, sagt er. Und dann unterhalten sich die beiden über das Leben als Politiker.