Preisträgerin zeigt ihre Werke
Museum Ludwig widmet Haegue Yang ab dem 18. April eine umfangreiche Ausstellung.
Köln. Die Gesellschaft für moderne Kunst am Museum Ludwig zeichnet in diesem Jahr Haegue Yang mit dem Wolfgang-Hahn-Preis aus. Mit der weltweit ersten Überblicksausstellung der Künstlerin präsentiert das Museum Ludwig vom 18. April bis 12. August die Vielfalt ihres gesamten Schaffens anhand von über 120 Werken: von aktionsgebundenen Objekten der 1990er Jahre über Lackbilder, Fotografien, Papier- und Videoarbeiten, Skulpturen und performativen Werken bis hin zu raumgreifenden Installationen.
Den Auftakt der Ausstellung bildet Yangs erste Jalousie-Installation. Die verschiedene Medien und Materialien umfassende Arbeit ist durch den simultanen Einsatz von Wind, Düften, Licht und Wärme atmosphärisch und sinnlich aufgeladen. Innerhalb dieses Arrangements dokumentieren Videoessays die Streifzüge der Künstlerin durch unterschiedliche Städte der Welt und vermitteln in sehr persönlichen Kommentaren Gefühle von Heimat, Isolation und Ortlosigkeit, die das Unterwegssein mit sich bringt.
In einem Kabinettraum werden frühe, teils rekonstruierte Arbeiten gezeigt, die Yangs Auseinandersetzung mit der westlichen Kunstgeschichte von Duchamp über Fluxus bis hin zu institutionskritischen Tendenzen und der damals gegenwärtigen Kontextkunst offenkundig werden lassen. Diese Arbeiten werden im Raum inszeniert oder selbstironisch in Vitrinen wie in einem Archiv präsentiert.
Eine zentrale Arbeit der Ausstellung ist das „Storage Piece“. Dieses Schlüsselwerk entstand 2004 in Folge einer finanziellen Notsituation und akutem Platzmangel als eine Ansammlung verpackter Arbeiten auf Europaletten. Das seitdem in mehreren Variationen ausgestellte Werk, dessen Gestalt sich auch in der Kölner Ausstellung in regelmäßigen Abständen verändern wird, ist repräsentativ für Yangs rigoros transitorischen Ansatz. Darüber hinaus ist es ein wichtiger Beitrag zur Konzeptkunst Mitte der 2000er Jahre sowie ein überzeugender Kommentar auf einen sich rasant verändernden Kunstmarkt und die zunehmende Ökonomisierung der Kunst.
Yangs bekannte anthropomorphe Lichtskulpturen sind beispielsweise durch die „Medicine Men“ in der Ausstellung präsent. Diese bestehen aus einer Vielfalt an Materialien: funktionalen und industriell produzierten Alltagsgegenständen wie Kleiderständern, Glühlampen, Elektrokabeln und Party-Perücken. Yang selbst bezeichnet diese Skulpturen als „Schamanen“ oder „Transvestiten“ und verweist damit auf die geschlechtlich und gesellschaftlich uneindeutigen Rollen, in die Medizinmänner in den Naturreligionen schlüpfen. Außerdem werfen sie Fragen von Exotismus und kultureller Identität auf, die sich wie ein roter Faden durch das Werk Haegue Yangs ziehen. Zudem wird Yang ihre Serie der „VIP’s Union“ mit einer Kölner Fassung fortführen. Stadtbekannte Persönlichkeiten werden eingeladen, für die Dauer der Ausstellung ihren Lieblingsstuhl oder -tisch zur Verfügung zu stellen. Diese Ansammlung unterschiedlicher Möbel verdichtet sich zu einem Porträt der Stadtgesellschaft und ihrer häuslichen Vorlieben.
Mit ihrem vielseitigen uvre versteht es Haegue Yang, sich einer eindeutigen Zuschreibung zu entziehen. Ihre Arbeiten sind zum einen institutionskritisch, konzeptuell und reich an kulturhistorischen Referenzen und gleichzeitig sinnlich komplex und emotional aufgeladen. Auf über 1500 Quadratmetern erstreckt sich eine Überblicksausstellung, deren räumliche Szenografie die Dynamik der Arbeiten aufgreift.