Putzen mit kindlichem Eifer

50 Burscheider halfen am Samstag mit, die Stadt von Müll zu befreien — auch der Bürgermeister. Die Verwaltung hätte auf mehr Teilnehmer gehofft.

Burscheid. Es war eine erzieherische Maßnahme. Ihre Söhne sollen schließlich später nicht zu den Burscheidern gehören, die ihre Kaugummis auf den Boden spucken, ihre Zigarettenkippen wegschnippen oder Verpackungsmüll in die Büsche statt in den Mülleimer werfen. Genau dieser Schlag von einem Burscheider ärgert Maren Kranz sehr. Sie beugte am Samstag sozusagen vor. Ihre Söhne David (3) und Simon (6) nahm sie am Morgen mit zum Putztag. Mit der Müllzange zu versuchen, Mamas Schnürsenkel zu öffnen, bereitete den Jungs Spaß. Mit ihrem kindlichen Eifer konnten sie es kaum erwarten loszulegen, was Maren Kranz und ihren Ehemann Bastian schon mal zuversichtlich stimmte. „Die Kinder sollen lernen, dass Dreck nicht auf dem Boden gehört. In den Grünbeeten liegt immer das meiste. Das schadet doch der Umwelt“, sagte die Burscheiderin.

Foto: Jennifer Preuß

Mit einem blauen Sack in der Hand machte sie sich mit ihrer Familie auf den Weg. Die Hauptstraße war die erste Station. Bürgermeister Stefan Caplan schloss sich der kleinen Gruppe an. Er hilft jedes Jahr bei der stadtweiten Aufräumaktion mit, bückt sich und hebt Müll auf. Genau wie die anderen etwa 50 Teilnehmer bekommt er immer wieder vor Augen geführt, wie schwer es beispielsweise ist, Zigarettenkippen aus den Pflasterfugen zu entfernen. Mit der Müllzange sind sie nur schwer zu greifen. Bürgermeister Stefan Caplan ist selbst Raucher. Gänzlich fehlerfrei dürften aber auch die anderen Teilnehmer des nun vierten Putztages nicht gewesen sein.

An diesem Samstagvormittag ging es mitunter auch darum, dass eigene grüne Gewissen zu beruhigen. Mitstreiter findet die Stadtverwaltung für diese Aktion immer wieder, wobei sich Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss explizit noch mehr Resonanz gewünscht hätte. Auf dem Marktplatz sprach sie vor dem Start der Putzaktion gar den Wunsch nach 600 bis 700 Teilnehmern aus, die zu den zehn Touren im Stadtgebiet ausschwärmen. Das wäre dann wahrlich ein nachhaltiger Frühjahrsputz. Dieser Wunsch sorgte in der doch übersichtlicheren Runde allerdings für ein Kichern.

Helmut Bollig hatte da eine ganz andere Idee. Er knüpfte an einem früheren Punkt an: Wenn alle Bürger sauberer wären, dann wäre diese Putzaktion überflüssig. „Es ärgert mich sehr, wenn Leute ihre Fresspakete auf der Straße entsorgen. Zu Hause haben die doch gelernt, sauber und ordentlich zu sein. Oder etwa nicht?“, sagte der Burscheider. „Es liegt mir am Herzen, dass die Stadt sauber ist.“ Gabi Bollig zügelte ihren Ehemann. Wie immer, wie er sagte, mit ihrer Rhetorik. „Ich sehe das hier sportlich. Sonst geht er samstags zum Schwimmen und ich zum Yoga“, sagte Gabi Bollig. „Stattdessen tun wir heute zusammen was für die Allgemeinheit.“