Summerjam trotzt dem Regen
25 000 Reggae-Fans feiern am Fühlinger See mit Headlinern wie Marteria, Seeed und Jimmy Cliff.
Köln. „Beim Regen rücken die Fans zusammen, bleiben aber an der Bühne. Das zeigt, welche Klasse dieses Festival hat“, sagt Jubba von der jamaikanischen Reggae Band Dubtonic Kru, die am Samstagnachmittag auf der Bühne des Summerjams gefeiert wird. 25 000 sind an den Fühlinger See gekommen und trotzen dem steten Regen, der in regelmäßigen Schauern teils heftig vom Himmel fällt. Da werden Müllsäcke zu Regencapes und manch einer gönnt sich auch einen uncoolen Schirm, um halbwegs trocken zu bleiben.
Für die Jamaikaner der Dubtonic Kru ist das Kölner Festival von großer Bedeutung: „Es ist eine tolle Erfahrung, hier zu spielen, das zeigen auch die vielen Musiker, die aus dem Land des Reggae hierher nach Deutschland kommen. Es bringt Leute aus ganz Europa zusammen und wer hier spielen darf, kann stolz darauf sein“, erklärt Jubba. Die eigene Reggae-Szene auf der Karibikinsel sei in Bewegung, auch weil immer mehr junge Musiker nachrücken: „Das ist ein spannende Zeit und wir sind mittendrin“, sagt Jubba.
Zu der jungen jamaikanischen Künstler gehört beispielsweise Kabaka Pyramid, der am Startpunkt einer großen Karriere steht und durchaus mit Shootingstars wie Chronixx mithalten kann. Ebenfalls angesagt ist Christopher Martin, der 2005 das jamaikanische Pendant zu zum DSDS-Wettbewerb gewonnen hat.
Zu den bekannten Größen des Reggae zählt DancehallQueen Tanya Stephens, die sich als sechstes von sieben Kindern nicht nur in der eigenen Familie, sondern auch in der meist von Männern dominierten Reggae-Welt durchgesetzt hat. „Ich war 2007 das letzte Mal in Köln und habe mich wieder auf den Summerjam gefreut. Es macht Spaß und man fühlt sich hier wie in einer großen Familie“, sagt die Sängerin, die einige Songs aus den bevorstehenden neuen Album präsentiert.
Ein Heimspiel hat Maxim: „Ich bin gespannt, wie meine Musik hier ankommt. Als Backgroundsänger bei Nosliw bin ich hier schon auf der Bühne gestanden. Als Solokünstler, der sich vom Reggae abgewandt hat, ist es eine Premiere“, sagt der in Siegburg geborene Sänger. Bereut hat er seinen Beschluss nicht: „Es war das beste Jahr meiner Karriere. Ich bin wirklich frei und kann genau das machen, was ich will. Hier bin ich jetzt allerdings der krasse Außenseiter“, sagt Maxim, der sich am Sonntag auf der Green Stage den Fans zeigte.
Glücklich mit seinem Auftritt am Freitag ist der portugiesische Reggae-Musiker Richie Campbell: „Es ist großartig hier zu sein, ich werde mir auf jeden Fall auch noch viele andere Künstler anschauen. Dafür, dass ich am ersten Tag um 17 Uhr hier aufgetreten bin, waren viele Fans da. Die Leute leben hier den Reggae“, sagt der Mann, der im eigenen Land die Musikrichtung mächtig nach vorne gebracht hat.
Klare Worte und tanzbare Beats bietet die deutsch-französische Band Iriè Revoltés, die am Samstag mit ihrem Mix aus Reggae, HipHop und Punk vor allem junges Publikum anzieht: „Die jungen Leute interessieren sich nicht für die Standardpolitik. Mit Musik kann man ihnen wichtige Themen aber durchaus nahebringen und ihnen zeigen, wofür es sich lohnt zu kämpfen“, sagt Mal Élevé.
Gefeiert werden neben den Headlinern Marteria, Seeed und Jimmy Cliff, auch die Musiker von Dub Inc, die mit ihrem Mix aus Reggae, HipHop, arabischer Musik und afrikanischen Beats ebenfalls politische Missstände anprangern und die ihre Wurzeln in den Pariser Vorstädten haben. Zu ihren Themen gehören Arbeitslosigkeit genauso wie der Bildungsnotstand und soziale Missstände.