Traum von zwei Plätzen mit Kunstrasen geplatzt
TGH und BVB sehen sich nicht in der Lage, jeweils mindestens 100.000 Euro zu finanzieren. Jetzt muss die Entscheidung für einen der beiden Standorte fallen.
Burscheid. Gehofft haben es alle: die beiden Vereine TG Hilgen und BV Burscheid, der Bürgermeister, die Politik. Doch aus dem Traum von gleich zwei Kunstrasenplätzen in der Stadt wird offenbar nichts werden. Den Sportvereinen ist die notwendige finanzielle Eigenbeteiligung zu groß. Jetzt muss man sich für einen Standort entscheiden. "Diese Entscheidung möchte ich nicht übernehmen müssen", sagt der BVB-Vorsitzende Bernd Hammans in weiser Voraussicht.
Zwei Grobplanungen hatten die Experten der Stadt Solingen für Burscheid vorgelegt: Im einen Fall sollten zwei Kunstrasenplätze deutlich über 900.000 Euro kosten. Die abgespeckte Version mit kleineren Plätzen beläuft sich auf 800.000 Euro. Aus dem Konjunkturpaket II hat die Stadt aber nur noch eine halbe Million für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung.
Jeweils 150.000 Euro müssten die beiden Vereine also noch aus eigenen Mitteln beisteuern. Möglicherweise hätte es auf städtischer Seite auch noch Wege gegeben, den Vereinsanteil auf je 100.000 Euro zu drücken. Die Stadt wäre zudem bereit gewesen, für etwaige Kredite der Vereine eine Ausfallbürgschaft zu übernehmen, da sich die Plätze ja in städtischem Eigentum befinden.
Doch vergangene Woche haben Vertreter beider Vereine Bürgermeister Stefan Caplan eröffnet, dass sie bestenfalls Geld in der Größenordnung von 10- bis 20.000 Euro bereitstellen könnten. "Einen über 15 Jahre laufenden Kredit will ich meinen Nachfolgern im Vorstand nicht aufbürden", sagt TGH-Vorsitzender Horst Buttkus. Negativbeispiele von Vereinsinsolvenzen wie in Rade sind ihm warnendes Beispiel. Und auch Hammans und seinen Vorstandskollegen ist das Risiko zu groß: "Jährlich 7500Euro an Schuldendienst sind nicht machbar."
Zwar bescheinigen beide dem Bürgermeister, er habe sich in der Sache außerordentlich engagiert, aber dennoch ist Stefan Caplan tief enttäuscht: "Ich war sicher, dass wir das schaffen können."
Stattdessen werden nun beide Vereine schriftlich festhalten, was aus ihrer Sicht für einen Kunstrasenplatz an ihrem Standort spricht. Bevor sich im kommenden Jahr Sportausschuss und Rat mit der Entscheidung befassen, ob der Kunstrasenplatz nun nach Burscheid oder Hilgen kommt, soll der Stadtsportverband eine entsprechende Empfehlung geben.
Dass das eine mehr als unglückliche Situation ist, darüber sind sich alle Beteiligten einig. "Aber jetzt zu sagen, keiner bekommt einen Platz, wäre auch abwegig", ist Hammans überzeugt.
Keine Perspektive gibt es derzeit offenbar auch für einen Zusammenschluss der Fußballvereine. Anders als im Handball sind im Fußball Spielgemeinschaften mehrerer Vereine nicht möglich. Ein Verein müsste sich auflösen - und vor diesem Schritt schrecken die Verantwortlichen zurück, obwohl der Bau nur eines Kunstrasenplatzes dann weniger dramatisch wäre. Die Mannschaften könnten sich abwechseln oder der Verein den Platz den besten Teams überlassen.
Die Befragung auf der BVB-Homepage ist jedenfalls hinfällig geworden. Auf die Frage, ob sie bereit seien, für einen Kunstrasenplatz auf dem Griesberg zu spenden, hatten 54,5 Prozent von bisher 393 Teilnehmern geantwortet: "Auf jeden Fall."