Burscheid Umgang mit Hunden: Den Postboten fehlt der richtige Biss

Um mit Angriffen von Hunden besser umzugehen, lernen Zusteller in Burscheid Verhaltenstricks.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Markus Reihn ist schon einmal gebissen worden. Als der Postbote an einem Haus in Kämersheide Briefe zustellte, schnappte ein Hund kräftig zu. Das Tier sah den Mann in Gelb als Eindringling an. Blutig war die Kniekehle des Briefträgers damals.

Dennoch oder gerade deswegen stellte er sich Montag freiwillig der Herausforderung, einem Hund gegenüberzutreten. Bakuma hieß die belgische Schäferhündin, die in Erwartungshaltung das Beißkissen fixierte, dass er in der Hand hielt. Als Hundetrainerin Monika Pfaff die Leine lockerte, schoss der Schäferhund nach vorne und biss sich an dem Kissen fest. Markus Reihn hatte seine liebe Mühe, nicht umzukippen. Das Tier hatte Kraft, sprang hoch und zerrte an dem Stoff. „Aua“, sagte der Briefträger. Die Krallen hatten einen Kratzer am Bein hinterlassen. Eine kurze Hose angezogen zu haben, bereute er jetzt. Markus Reihn ließ das Kissen los. Statt sich mit ihrer Beute zurückzuziehen, sprang Bakuma den Postboten noch einmal an.

Was Markus Reihn fehlte, das war die Dominanz, klärte Michael Pfaff hinterher auf. Bakumas Herrchen ist Polizist. Er arbeitete in der Hundestaffel, bevor er zur Autobahnpolizei wechselte. Er wusste, worauf es ankommt, wenn man einem fremden Hund begegnet. Gemeinsam mit seiner Frau Monika wollte er den Burscheider Postboten die Angst vor Hunden nehmen. Und Methoden aufzeigen, wie man sich aus einer brenzligen Situation herauswinden kann.

Um Unfälle zu vermeiden, bietet die Bonner Niederlassung der Deutschen Post sukzessive an allen Standorten Hundeschulungen an. Erst gab es am Montag am Zustellstützpunkt an der Bürgermeister-Schmidt-Straße Theorie. Die sechs Teilnehmer lachten herzhaft, machten Scherze. Als sich dann vor dem Gebäude der Hundekäfig öffnete, wurde es doch schlagartig ernst. Das Lachen verstummte. Die zweieinhalbjährige Bakuma und der achtjährige Rüde Mogli waren alles andere als Schmusetiere. Die großen Vierbeiner waren neugierig und voller Bewegungsdrang. Schon im Kofferraum kratzten sie am Käfig und bellten, als sich die Postboten vor dem Gebäude versammelten.

Sie wollen nur spielen, sagte Michael Pfaff, der schon mit vielen Briefträgern gearbeitet hatte. „Wer von sich aus schon Angst vor Hunden hat und dann bei der Arbeit gebissen wird, der hat auch schon mal Albträume.“ Meist seien Hunde aus Unsicherheit aggressiv. Geht man frontal auf sie zu und lässt sie nicht aus den Augen, schrecken einige zurück. Bei anderen, die das selbstbewusste Auftreten des Menschen nicht in die Flucht schlägt, helfe es, einen Gegenstand wie beispielsweise eine Mütze oder einen Schal zu werfen, was der Hund als seine Beute ansehen kann. „Meist ist es defensive Aggression“, erklärte Michael Pfaff. „Die Hunde beißen mal kurz zu und lassen dann wieder los. Dass sich ein Hund festbeißt, kommt eher selten vor.“ Sollte das doch der Fall sein, helfe nur eines: Druck aufbauen. So soll das Opfer den Arm oder das Bein, in dem sich der Hund festbissen hat, dem Hund entgegendrücken. Dann lässt das Tier wegen des Drucks los.

Böse endet der Biss durch falsches Verhalten des Menschen. Versucht er das Tier abzuschütteln, reißt das Fleisch.