Verkehrsmittel: Mit seinem Körpergewicht gibt er die Richtung vor
Auf seinem Segway-Roller ist Werner Hambüchen ein Blickfang. Der Burscheider nutzt das kuriose Gefährt als Erster in dieser Stadt.
Burscheid. Früher war das Liegerad, vor zehn Jahren waren es die geschlossenen C1-Motorräder von BMW oder Smarts. Heute sind es die Segway-Roller, denen man hinterherschaut.
Kuriositäten im Straßenverkehr tauchen immer wieder auf, etablieren sich entweder und werden in das allgemeine Repertoire an Verkehrsmitteln übernommen oder verschwinden nach kurzem Probelauf wieder in der Versenkung. Zu ausgefallen, unpraktisch oder teuer sind sie oft.
Wo der Elektromotorroller aus dem Hause Segway letztendlich landet, lässt sich noch nicht sagen, aber den langen Weg über den großen Teich hat das amerikanische Fabrikat auf jeden Fall schon mal geschafft.
Wem der Segway auf Burscheider Straßen bereits begegnet ist, der hat wahrscheinlich ein Mitglied der Familie Hambüchen darauf stehen sehen - Werner Hambüchen ist bisher der einzige Ortsansässige, der so ein Gefährt sein Eigen nennen kann. Seine erste Begegnung mit dem Roller machte der 64-Jährige 2008 auf einer Ausstellung in Belgien, "als plötzlich wie ein Geist jemand aufrecht um die Ecke geschossen kam".
Die aufrechte Position des Fahrers ist denn wohl auch das Auffälligste am Segway. Dieser steht zwischen zwei parallel angeordneten Rädern auf einer Plattform und hält sich an einer Lenkstange fest. Um vorwärts zu kommen, muss man kein Gaspedal oder die eigenen Beine betätigen, sondern sich lediglich nach vorne oder hinten lehnen. Dabei registrieren Neigungssensoren die Gewichtsverlagerungen des Fahrers und drehen die Räder wieder unter dessen Schwerpunkt, sodass das Umkippen verhindert wird.
Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach: Lehnt man sich nach vorne, fährt der Roller vorwärts, lehnt man sich zurück, rückwärts. Richtungsänderungen nimmt man mit sanftem Schwenken der Lenkstange nach links oder rechts vor. Auch Hambüchen hat diese neuartige Steuerungstechnik beeindruckt: "Ich bin ein Technikfreak in Bezug auf alles, was sich bewegt."
Faszinierend sei auch der extrem sparsame Verbrauch: Für 100 Kilometer werden gerade mal drei Kilowattstunden benötigt. Rentieren kann sich die Anschaffung trotzdem nicht - mit einem stolzen Preis von 8500 Euro ist und bleibt der Segway-Roller ein "Spaßobjekt".
Ursprünglich entwickelt wurden die Fahrzeuge denn auch nicht aus ökonomischem Anlass, Kriegsveteranen mit fehlenden Gliedmaßen waren die Zielgruppe. Mittlerweile ist der Roller allerdings so etabliert, dass er auch bei der Polizei oder auf großen Firmengeländen seinen Einsatz findet. Ob demnächst auch Mitarbeiter von Federal-Mogul und Johnson Controls den Weg vom Fließband zur Toilette mit Segways zurücklegen werden? Werner Hambüchen lacht: "Denkbar wäre es!"