Wirtschaft: Die Lebensversicherung bei gefährlichen Jobs am Körper
Die Firma Optro im Industriegebiet hat sich auf Notsignal-Anlagen spezialisiert. Sensoren reagieren auf Bewegungslosigkeit und jede ungewöhnliche Lage des Trägers.
Burscheid. Der Mann muss in den Treibstofftank des Jumbojets kriechen. Routinekontolle im Interesse der Sicherheit. Aber ein Arbeitsplatz mit Risiken.
Doch egal ob den Techniker eine Panikattacke ereilt oder durch Gase hervorgerufene Übelkeit, er trägt seine Lebensversicherung am Körper. Die Clipbox registriert jede unnormale Lage und auch längere Bewegungslosigkeit. Das lebensrettende Notrufsignal ist dann nur eine Sache von Sekunden.
Die Clipbox kann man auch funktechnische Anlage zur Absicherung von gefährlichen Alleinarbeitsplätzen nennen. Und die Menschen, die sie herstellen, sind keine Draufgänger, sondern Elektrotechniker, Elektromechaniker und Informationsselektroniker. Hinter der ordentlichen Fassade der Firma Optro im Industriegebiet Massiefen tüfteln sie daran, dass ihre individuell zugeschnittenen Geräte im Notfall das tun, was ihre Aufgabe ist: Hilfe holen.
Die Optro-Produkte sind an vielen Stellen im Einsatz. "Wir verkaufen an Handwerk, Gewerbe und Kommunen", sagt Geschäftsführer Stefan Baum. Eine weitgehende Branchenunabhängigkeit, die das mittelständische Unternehmen halbwegs unbeschadet durch die Wirtschaftskrise gebracht hat.
Denn egal ob Nachtwächter, Kontrolleure, Chemiearbeiter oder Mitarbeiter von Gas- und Stromunternehmen oder Klärwerken: Wer außerhalb der Hör- und Sichtweite von Kollegen im Einsatz ist und sich dabei Gefahren aussetzt, kann sich mit der Burscheider Notsignal-Technik sicherer fühlen.
Denn die Sensoren in der Clipbox reagieren nicht nur bei Bewegungslosigkeit des Trägers und ungewöhnlichen Lagen, sondern gegebenenfalls auch auf Wasser. Selbst wenn die Anlage bei einem Sturz zerstört werden sollte, wird Alarm ausgelöst. Das zieht besonders im deutschsprachigen Raum, weil hier die Sicherheit einen hohen Stellenwert genießt.
Optro erfüllt alle Anforderung der Berufsgenossenschaften - eine Zertifizierung, die rund 700 Kunden europaweit zu schätzen wissen. "Unsere Service-Mitarbeiter fahren im Jahr 50- bis 60.000 Kilometer", sagt Baum. Wachstumsraten von jährlich 20 Prozent waren in den 1990er Jahren Normalität.
Mit fünf Mitarbeitern hat die GmbH 1992 angefangen. Inzwischen sind es inklusive der beiden Geschäftsführer 16. Der Umsatz lag in 2009 bei zwei Millionen Euro. Für einen so lohnintensiven Betrieb eher wenig, aber weil in Burscheid Entwicklung, Fertigung, Verkauf und Service vereint sind, geht die Rechnung auf.
Inzwischen versucht Optro auch neue Einsatzfelder zu erschließen. Seit dem Gleichstellungsgesetz kommen die Burscheider Anlagen beispielsweise auch bei gehörlosen Mitarbeiter zum Einsatz, denen ein möglicher Feueralarm dann über Vibration angezeigt wird. Auch Betriebe mit Epileptikern nutzen die Clipbox, um Betroffene besser in den Arbeitsprozess integrieren zu können.
Das Thema Sicherheit gilt bei Optro aber offenbar nicht nur für die Produkte, sondern auch für die eigene Geschäftspolitik: Für die Zukunft setzen die Geschäftsführer Stefan Baum und Patrick Jansen auf "gesundes und risikoloses Wachstum".