Amtsantritt in einer schweren Zeit
Der Burscheider Matthias Fritz feiert Priesterweihe und erste Messe. Bei der Predigt gibt es ein Wiedersehen mit seinem Begleiter Markus Höyng.
Burscheid. Für eine katholische Gemeinde ist es etwas ganz Besonderes und leider auch selten Gewordenes: ein aus dem Gemeindeleben erwachsener Priester. Matthias Fritz aus Burscheid, am Samstag im Aachener Dom zum Priester geweiht, feierte am Pfingstsonntag mit der ganzen Gemeinde in einer Festmesse seine Heimatprimiz.
Als Primiz wird die erste Messe bezeichnet, die ein Neupriester feiert, traditionsgemäß in seiner Heimatpfarrei. Mit ihm am Altar mehrere Geistliche, unter ihnen der leitende Pfarrer Johannes Börsch, Pfarrvikar Temur Bagherzadeh, Markus Höyng, bis vor einem Jahr Pfarrer in Burscheid, heute Pfarrvikar in Troisdorf, und Diakon Michael Hoßdorf.
Der festliche Einzug in die St.-Laurentius-Kirche - viele Messdiener mit Kerzen und die Geistlichkeit in pfingstlich roten Gewändern - wurde von ebenso festlicher Musik begleitet. Kirchenchor, Jugendchor, ein Bläserensemble und eine junge Solistin gestalteten den Gottesdienst mit frischen, jubelnden Gesängen, in die die Gemeinde lautstark einstimmte: ein Jugendgottesdienst, der alle Besucher mitriss.
Zu Beginn dankte Pfarrer Börsch allen, die den neuen Priester in seinem Werdegang begleitet haben. Und das waren viele in den verschiedenen Stationen des heute 27-Jährigen: Kindergarten und Kindersingkreis, Familienmessen, Sternsinger ("kleiner König Matthias"), begeisterter Messdiener und Reisebegleiter (z. B. nach Jerusalem), Sprecher im Kernteam des Weltjugendtages.
In seiner Predigt griff Pfarrvikar Markus Höyng alle diese Stationen auf und verband die Erinnerung daran mit seinen persönlichen Erinnerungen an die Burscheider Gemeinde: Diese Kirche sei ihm "oft zum Emmaus" geworden. Heute sei man hierhingekommen, "um Kraft zu tanken aus dem, was wir an Gottes Geist verinnerlicht haben, für einen Dienst, der nicht einfach ist."
Ernste Worte folgten: Matthias Fritz sei "in eine ganz schwierige Situation der katholischen Kirche hineingeweiht" worden. In dieser Zeit als Priester Verantwortung zu übernehmen, sei wirklich nicht leicht. Notwendig sei eine offene und freimütige Diskussion in der Kirche, in der es "immer noch ein Machtgefälle" und immer noch Angst vor Sanktionen gebe.
"Das darf nicht mehr sein, das durfte noch nie so sein." Die Angst vor Sanktionen dürfe nicht stärker sein als die Liebe zur Wahrheit. "Priester und Laien sind Schwestern und Brüder, sie müssen in Gleichheit miteinander kommunizieren, nicht nur am Altar."
Matthias Fritz wünschte er, "dass du Menschen findest, mit denen du so reden kannst, offen und klar. Und bei aller Sorge um diese Kirche Freude und Kraft." Und Höyng ergänzte: "Ich danke dir, dass du es machst, für deinen Mut." Minutenlanger spontaner Beifall machte die Dankbarkeit der Gemeinde für diese offenen Worte deutlich.
Der frohe Charakter der Festmesse wurde dadurch noch verstärkt. Die Pfarrgemeinde schenkte dem Neugeweihten ein Messgewand, ein Glückwunschbuch, in das sich alle Mitfeiernden eintragen konnten, und eine Kerze, die ihn an diese Primizfeier erinnern und Gottes Liebe verkünden solle. Bei seinem Dank wandte sich Matthias Fritz besonders an den Chor: "Die haben das meiste an Nervosität weggenommen."
Im Anschluss an die Festmesse traf sich die Gemeinde rund um das Pfarrheim. Nach einer Vesper am Nachmittag erteilte Matthias Fritz, der seinen Dienst in Aachen antreten wird, den persönlichen Primizsegen.