Warnstreik: Aufheizende Töne in der Eiseskälte

Zum zweiten Mal folgt die FM-Belegschaft am Mittwoch der IG Metall und macht Druck im Tarifkonflikt.

Burscheid. Die Trillerpfeifen kommen eher zaghaft zum Einsatz, die roten IG-Metall-Westen sind in der Innenstadt indes nicht zu übersehen. Ungeachtet der Kritik, die Tarifverhandlungen seien keineswegs so festgefahren, dass Warnstreiks gerechtfertigt seien, setzt die Gewerkschaft am Mittwoch, zwei Tage vor der dritten Verhandlungsrunde, ihre Drohgebärden fort und lockt die Beschäftigten von Federal-Mogul schon zum zweiten Mal vor die Werkstore — diesmal nicht nachts wie vor einer Woche, sondern morgens.

Um 10 Uhr setzen sich die beiden Demonstrationszüge von Werk 1 und Werk 2 in Bewegung. An der Ecke Haupt-/Montanusstraße vereinen sie sich und ziehen gemeinsam zurück zum Vorplatz vor Werk 2. Während die Polizei von insgesamt 250 bis 300 Teilnehmern ausgeht, summiert die Gewerkschaft die beiden Züge auf 465 Warnstreikende.

Kurz vor der Ankunft am Ziel wird der Generator des Bühnenwagens angeschmissen. Eine Coverversion von Michael Jacksons „Billy Jean“ soll die Arbeiter in der Eiseskälte auf Betriebstemperatur bringen. Dann folgt die übliche Warnstreikrhetorik.

Den Anfang macht die Burscheider Betriebsratsvorsitzende Nicole Ilbertz. 5,5 Prozent mehr Lohn fordern die Beschäftigten, 2,2 Prozent bieten derzeit die Arbeitgeber. „Das ist kein faires Angebot.“ Ihr Stellvertreter Ercan Demir verweist auf die hohen Belastungen in der Gießerei. „Den Anspruch auf Altersteilzeit zu halbieren, ist menschenverachtend.“

Zum Abschluss greift der IG-Metall-Bevollmächtigte Witich Roßmann zum Mikrofon. Er schlägt den ganz großen Bogen zu den streikenden Stahlarbeitern in Duisburg 1978/79. Die hätten damals wochenlang bei Minusgraden gestreikt, um 30 Tage Jahresurlaub durchzusetzen. „Metaller fürchten kein Wetter, wenn es um unsere Rechte geht.“

Bei Federal-Mogul seien fast schon die Aufträge für das gesamte Jahr vorhanden. Der Konzern verdiene gutes Geld „und wir wollen unseren Anteil daran“. Roßmann unterstreicht die dritte Gewerkschaftsforderung nach Bildungsteilzeit als Unterstützung von Weiterbildung.

Jetzt steht Karneval vor der Tür, „aber wir geben keine Ruhe“, kündigt der Bevollmächtigte an. Schon für den Donnerstag nach Aschermittwoch sind die nächsten Aktionen geplant. Ein letzter Applaus, dann geht’s zur Suppe. Am Freitag wird in Mülheim an der Ruhr wieder verhandelt.