Werkselfen bauen Siegesserie aus

Leverkusen entscheidet sieben Sekunden vor Schluss die Partie gegen Göppingen für sich.

Foto: Ralf Kardes

Leverkusen. Die Bundesliga-Handballfrauen des TSV Bayer 04 Leverkusen haben ihren guten Rückrundenlauf fortgesetzt und mit 26:25 (13:13) bei Frisch Auf Göppingen gewonnen. Die letzte Szene wird gewiss vielen lange in Erinnerung bleiben: Sieben Sekunden sind noch auf der Uhr, als Leverkusen an der Neun-Meter- Linie einen Freiwurf hat. Sally Potocki täuscht einen Wurf an, passt aber zu Anna Seidel, die wiederum schnell rechts raus auf Amelie Berger ablegt. Die 18-jährige Abiturientin fasst sich ein Herz, steigt hoch und trifft.

Vor dieser letzten Szene eines intensiven Spiels hatte Leverkusens Trainerin Renate Wolf noch eine Auszeit genommen, nachdem ein letzter Foulpfiff gegen Göppingen erklungen war. „Ich habe nur gesagt, dass sie jetzt die taktische Möglichkeit haben, durch eine einstudierte Freiwurfvariante das entscheidende Tor zu machen — welche Variante, sollten sie selbst entscheiden”, berichtet Wolf. Und tatsächlich konnte sie sich auf ihre Schützlinge verlassen, die genau das umsetzten, was zuvor in den Trainingseinheiten für solch eine Situation vorbereitet wurde. Umso größer war der Jubel, dass dies tatsächlich klappte.

Diese spielentscheidende Szene steht exemplarisch für die Entwicklung der Mannschaft, die mittlerweile sehr fokussiert wirkt und stets bereit ist, alles zu geben und notfalls auch darüber hinaus zu gehen. Diese Einstellung war auch der Schlüssel zum Sieg in dieser von Beginn an stets sehr engen Begegnung, die geprägt war von enormem Einsatz und zwei starken Abwehrreihen.

Es ging hin und her, die Führung wechselte nahezu im Minutentakt, von der ersten Sekunde an wollte kaum einer der 900 Zuschauer mal woanders hinschauen. Leverkusen gelang es im ersten Durchgang, zweimal mit zwei Treffern Vorsprung in Führung zu gehen, was aber jeweils binnen weniger Augenblicke von den Frisch Auf-Damen gekontert wurde. Bayer legte vor, Göppingen fand direkt eine Antwort. Attraktiv fürs Publikum, aber nervenaufreibend für beide Trainer. Renate Wolf saß dabei nicht eine Sekunde still, sondern war beinahe selbst aktiver Teil dieser Partie.

Nach der Pause entwickelte sich eine Schablone des ersten Durchgangs. Diesmal ließen die Werkselfen aber keine einzige Führung der Gastgeberinnen mehr zu. Und sie entschieden die kleinen, erst einmal so unscheinbar wirkenden, aber so wichtigen Szenen für sich. Hier mal eine Hand dazwischen, ein Ballgewinn oder eine Parade von Torfrau Katja Kramarczyk, und dort ein gelungener Block oder ein eigener Torerfolg nach einem Fehlversuch von Göppingen. Und natürlich spielten auch die Nerven eine nicht ganz unwichtige Rolle, denn solch ein Spiel muss man erst mal so kurz vor Ende gewinnen.

Die Leverkusener Werkselfen sind neben dem Tabellenführer Thüringer HC die beste Rückrundenmannschaft und tatsächlich auf dem besten Weg, im Kampf um die Euro-Cup-Plätze ein Wort mitreden zu können. „Wir müssen weiter hart arbeiten und jedes Spiel fokussiert angehen. Dann haben wir es selber in der Hand, unser Saisonziel zu erreichen“, sagt Wolf.