Wirbel auf Schlagzeug und Leinwand

Mit der Musik und der Malerei hat Nikolaus Maaß sein zweites Leben gestartet — und verbindet beides auf besondere Weise.

Burscheid. Dem Leben in seiner Mitte noch einmal eine ganz neue Richtung geben, kostet Kraft. „Das ist eine sehr persönliche psychische Situation, wenn Sie feststellen, dass das, was Sie im Leben bisher getan haben, Ihnen nicht gut tut.“ Der das sagt, hat den Kraftakt schon hinter sich. 15 Jahre ist es her, dass Nikolaus Maaß einen kompletten Neustart wagte. Einen Neustart allerdings, der ihn zu den Wurzeln seiner Kindheits- und Jugendträume zurückgeführt hat.

Die drehten sich schon immer um die Musik. Die Jazzmusik, um genauer zu sein. Die Basis hatte der legendäre Jazzjournalist Joachim-Ernst Berendt mit seinen regelmäßigen Hörfunksendungen gelegt.

Weil ein Loch im Trommelfell das Trompetenspiel unmöglich macht, verlegt sich der kleine Nikolaus aufs Schlagzeugüben. Die erste Band mit 14; mit 16 folgt die Schülerband Pampelacke, die sich zur Jazzrockgröße entwickelt und über den Konzertmanager Fritz Rau ins Vorprogramm von Deep Purple in der Westfalenhalle gelangt. Kontakte und Tourneen mit anderen Topbands entstehen — Golden Earing, Status Quo, Can.

Elternzeit für einen Rockmusiker? Klingt uncool — und ist es vielleicht gerade deswegen nicht. Der erste Sohn macht Maaß schnell zum alleinerziehenden Vater. Examen der Betriebswirtschaft, erste Jobs als Kaufmann, später selbstständiger Bauunternehmer. Doch die Kunst lässt ihn nicht los. Er arbeitet für eine Architekturzeitschrift, gründet einen kleinen Verlag. Seine Baufirma aber geht 1994 in die Insolvenz.

Nikolaus Maaß über den Wendepunkt in seinem Leben

„Das war der Zeitpunkt, wo mein Alkoholismus ausgeartet ist“, sagt Maaß. Dazu kommt der Magenkrebs — und die Frage: „Mache ich so weiter wie bisher und werde nicht gesund oder verändere ich etwas?“ Die Veränderung sei zwar kein Garant für eine Genesung. „Aber ich habe etwas verändert und bin gesund geworden.“

Das zweite Leben des Nikolaus Maaß beginnt als Vertretung für Peter Herbolzheimers Schlagzeuger. Nach und nach erarbeitet er sich einen Ruf in der Jazzszene, erhält Studioaufträge, begleitet in Festivalbands Größen wie Natalie Cole, Bobby McFerrin und Phil Collins, steht mit Patricia Kaas und Herbie Hancock auf der Bühne.

Doch der Wirbel der Schlagstöcke bestimmt nicht nur sein Musikerleben. Parallel hat der heute 58-Jährige auch immer bildnerisch gearbeitet — und in seiner Kunst eine eigenwillige Brücke zur Musik geschlagen.

Um „die Visualisierung von Gefühlen“ geht es ihm dabei. „Pina Bausch hat einmal gesagt, wo etwas unaussprechlich werde, beginne für sie der Tanz.“ So hält er es mit der Malerei. „Ich tränke die Klöppel in Farbe und lasse sie über die Leinwand fliegen.“ Sein Weg, um hinter die Dinge zu gucken. Nicht die naturalistische Abbildung, „sondern die Energetik interessiert mich“.

Wenn Maaß am Eifgenweg an die Arbeit geht, liegen Musik und Malerei nah beieinander. In dem Gartenhaus, in dem sein Schlagzeug steht, nahm einst der Verein Frauen-Zimmer seine Anfänge. In der Garage oder davor entstehen die Bilder.

Dem Leben eine neue Richtung geben, kostet Kraft. Aber kann sich lohnen.