Zeit soll die Wunden heilen
CDU-Befragung: Nach dem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen muss die Partei erst wieder zusammenfinden.
Burscheid. Nach der Entscheidung ging man am Montagabend getrennter Wege: Der frisch gekürte CDU-Bürgermeisterkandidat Michael Baggeler feierte mit den Seinen im Korfu, der unterlegene Stefan Caplan erhielt Trost im Deutschen Haus - und das von vielen Seiten, nicht nur aus der eigenen Partei.
Er habe bei sich im Verlauf der Auszählung "schon den Haken gemacht und gedacht, das hole ich nicht mehr auf", schildert Baggeler am Tag danach. Auch ihm wird mehr und mehr bewusst, dass es jetzt gilt, die Partei "wieder zu einer Einheit zusammenzuraufen". Gerade die politisch Aktiven, die ihn im Wahlkampf stützen müssen, haben aber mehrheitlich auf Caplan gesetzt. "Damit muss ich leben, dass das Establishment anderer Meinung ist, als mir lieb wäre", sagt der Parteivorsitzende. Aber er glaubt, "dass die Zeit, die man jetzt hat, mir in die Hände spielt, um die Wogen zu glätten".
Die nächsten Schritte stehen fest: Am 7. Mai wird der Parteivorstand Baggeler offiziell nominieren, am 24. September steht dann das Votum der Mitgliederversammlung an. An dem Abend wird auch zugleich über die Ratskandidaten und die Nominierung der Kreistagskandidaten entschieden.
Dass die Kommunalwahl gemeinsam mit der Europawahl stattfindet, ist inzwischen Bestandteil eines Gesetzentwurfs von CDU und FDP im Landtag; voraussichtlicher Termin wird der 7. Juni 2009 sein.
Zuvor, im Januar 2009, will Baggeler den Parteivorsitz niederlegen. Doch der Nachfolger wird es nicht leicht haben, sofort eine Kommunalwahl meistern zu müssen.
Bei den Unterlegenen machten derweil die wüstesten Vorschläge die Runde: Kahrl müsse noch einmal antreten, Caplan für eine andere Fraktion kandidieren - alles Ansinnen, die von den Beteiligten selbst zurückgewiesen wurden. "Das Ergebnis wird akzeptiert", stellte auch der Fraktionsvorsitzende und Wahlleiter Jörg Baack klar. Er selbst hatte schon vor der Entscheidung mitgeteilt, dass er für den neuen Rat nicht mehr kandidieren wird - eine weitere gravierende Zäsur für die CDU.
Während Baggeler viel Zuspruch von der CDU-Basis und Menschen außerhalb der Parteienlandschaft erhielt, ist andererseits die Erschütterung über den Wahlausgang bis in die anderen Fraktionen zu spüren. Am krassesten formuliert es Michael Schwarz (UWG): "Eine Katastrophe. Es reicht nicht, nett zu sein. Wir haben immer einen Verwaltungsfachmann an der Spitze favorisiert." Er könne sehr gut verstehen, wenn sich Caplan jetzt "anderweitig orientiert". Es bleibe aber dabei, dass die UWG keinen eigenen Kandidaten aufstellen werde. Auch die "weiter sachorientierte" Beziehung zur CDU sieht er nicht gefährdet.
Sabine Wurmbach (Grüne) gratuliert zwar "dem gewählten Kandidaten", schiebt aber nach: "Wir sehen das Ergebnis mit Kopfschütteln und der Skepsis, ob das der geeignete Kandidat ist." Innerhalb der Grünen hatte sich schon eine mehrheitliche Unterstützung für Caplan abgezeichnet. Jetzt muss sich die Partei neu orientieren. Eine Entscheidung über die Marschroute und einen möglichen eigenen Kandidaten soll im Sommer fallen.
Die FDP enthält sich jeden Kommentars. "Das ist Angelegenheit der CDU", sagt Anne Marie Frese. Bei den Freidemokraten sollen die Weichen für die Kommunalwahl wohl erst im Herbst gestellt werden.
Und Caplan? Schon sehen ihn manche in Richtung Wermelskirchen abwandern. Doch er sagt: "Da gibt es null Kontakte." Ihm habe der viele Zuspruch nach der Niederlage gutgetan. Wohin die Reise jetzt geht - vielleicht weiß er es selbst noch nicht.