Zu Fuß zur Wiege des Bergischen
Das Bodendenkmal Burg Berge in Altenberg ist unter Auflagen wieder begehbar.
Rhein.-Berg. Kreis. Die Wiege des Bergischen Landes lässt sich leicht übersehen. Nicht mehr als ein Hügel, der die meiste Zeit des Jahres von Bäumen verdeckt wird, ist aus der Ferne an der Stelle zu erkennen, an der nach heutigen Erkenntnissen der Stammsitz der Grafen von Berg bis zum Jahre 1133 war. Jetzt gibt es wieder Führungen zur ehemaligen Burg Berge — ein Angebot, das nicht selbstverständlich ist.
Dem Landschafts- und Geschichtsverein (LuGeV) sowie dem Verschönerungs- und Kulturverein Altenberg ist seit Jahren daran gelegen, das historisch bedeutsame Plateau in Odenthal Touristen und Bürgern aus der Region näherzubringen.
Erste Abschnitte eines Burgrundwegs wurden bereits errichtet. Im Oktober 2009 bot der Landschafts- und Geschichtsverein zum ersten Mal auch offiziell Burgführungen an.
Wenige Wochen später folgte ein herber Rückschlag. Der Vereinsvorsitzende Randolf Link berichtet: „Leider haben wir bei unseren Planungen den Kreis vergessen.“
Die Untere Landschaftsbehörde hat einen besonderen Blick auf das Bodendenkmal, denn dieses befindet sich heute in einem Fauna-Flora-Habitat und im Naturschutzgebiet des europäischen Netzes „Natura 2000“.
Das führte zwangsläufig dazu, dass die Führungen zunächst wieder eingestellt werden mussten. Die Pfade um die ehemalige Anlage gelten nicht als ausgewiesene Wege — und gerade diese dürfen Wanderer im Naturschutzgebiet nicht verlassen.
Nach längerer Prüfung durch den Kreis können die Beteiligten nun eine Kompromisslösung anbieten. Der LuGeV darf mit einer besonderen Genehmigung — einer landschaftsrechtlichen Befreiung — wieder Menschen auf das Plateau führen.
Jedoch sind im Jahr nicht mehr als 30 Führungen erlaubt und die Anzahl der Teilnehmer ist pro Rundgang auf 25 begrenzt.
Vom 1. März bis 15. Mai ist die Zahl der Begehungen eingeschränkt, um die heimischen Vögel nicht beim Brüten zu stören. Es gibt neben Randolf Link drei weitere offizielle Burgführer, die als einzige Personen Gruppen zum Berg-Stammsitz begleiten.
Die unangemeldete Öffentlichkeit darf weiterhin nicht auf den Hügel. Trotzdem soll sich der Gang zum ehemaligen Burggelände lohnen. Link sagt: „Das Gelände ist für jeden auch ohne Führung erlebbar, aber nur auf dem vorhandenen Weg.“
„Erlebbar“ ist im Fall der sagenumwobenen Wiege des Bergischen Landes jedoch relativ, denn erhalten sind von der Burg nur minimale Mauerreste. Ausgrabungen von 1981 legten die Grundlage für die heutigen Führungen. Randolf Link erklärt: „Alle Erkenntnisse, die wir heute haben, beruhen eigentlich auf den Funden von damals.“
Unter anderem wurden in der Erde ein Anhänger, ein Würfel und italienische Fliesen gefunden. Letztere lassen darauf schließen, dass die Grafen über einen gewissen Reichtum verfügten.
Auf Grundlage der Ergebnisse von damals ließ der LuGeV eine 3D-Grafik von der Burg anfertigen. Es zeigt, wie die Anlage ausgesehen haben könnte. Gewissheit gibt es keine, die Rekonstruktion entstand auch durch die Zuhilfenahme von Analogieschlüssen.
Link: „Wir wissen zum Beispiel überhaupt nicht, wie hoch die Burg war.“ Welche Aufgaben die Anlage hatte und wie die Grafen lebten, auf diese Fragen gibt es bei den zahlreichen Führungen eine Antwort.