Gesellschaftliche Verantwortung in Mettmann Mehr als 30 Referenten beim Couragetag
Mettmann · Schüler des Berufskollegs Neandertal stellten im Rahmen ihres Differenzierungskurses „Projektmanagement“ den dritten Couragetag mit über 30 Referenten auf die Beine.
Ein Plan ist nur dann gut, wenn er nicht nur in der Theorie schön klingt, sondern auch die Praxis übersteht. Diese Erkenntnis haben spätestens jetzt auch 32 Schüler des Berufskollegs Neandertal gewonnen, die für diese Woche den dritten Couragetag ihrer Schule organisierten. Die angehenden Abiturienten hatten als zusätzlichen Differenzierungskursus das Angebot von Peter Enzenberger wahrgenommen und wollten sich in Organisationslehre und Projektmanagement ausprobieren. Ein halbes Jahr hatten sie Zeit, um einen anspruchsvollen Projekttag zu einem in diesen Zeiten mehr als wichtigen Thema für 1100 Schüler vorzubereiten.
Der Couragetag soll Schüler ermutigen, sich auch schwierigen Situationen mutig zu stellen. Denn um sich gegen eine Ungerechtigkeit zu wehren oder in Gefahrensituationen nicht einfach wegzulaufen, ist jede Menge Mut gefragt. Eine Eigenschaft, die in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Verrohung immer weiter verloren zu gehen scheint. Als Mitglied im bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hält das Berufskolleg diese Fahne nach wie vor tatkräftig hoch und kümmert sich mit solchen Projekttagen darum, die Schüler zu sensibilisieren.
Vertreter von Polizei, Feuerwehr und anderen Rettungsdienste nahmen in diesem Jahr ebenso teil, wie Mitarbeiter von der Mettmanner Tafel oder der Suchtprävention. Auf Einladung der Organisationsklasse kamen auch Vertreter, die über Alltagsrassismus referierten, über Extremismus und Hatespeech im Netz, aber auch über Ehrenamt und über persönlichen Erfahrungen, wie sie, mit Mut und Courage, Situationen meisterten. So wie etwa Michael Richter, Lehrer am BK, der als junger Mann in der DDR für seine Überzeugungen im Gefängnis landete. Er gehörte der Friedensbewegung an und gelang dadurch ins Visier der Stasi. Über 30 spannende Workshops, die die Schüler selbst auf die Beine stellten.
Schüler planten den Aktionstag bereits seit Monaten
Im Herbst vergangenen Jahres starteten sie mit der Planung: „Wir haben erstmal ganz allgemein besprochen, wie wir den Tag aufbauen wollen und haben uns dann in kleineren Gruppen Themen überlegt und passende Referenten dazu gesucht“, berichtete Marc Rohmann (17). Er hatte beispielsweise den Kontakt zur Polizei aufgenommen, um einen Referenten für den Tag zu gewinnen. Paul Nitschmann (18), der kurz vor den Abschlussprüfungen zu seinem Fachabitur steht und im Anschluss daran schon eine Ausbildungsstelle als Industriekaufmann bei Lhoist sicher hat, organisierte ein Workshop mit seinem künftigen Arbeitgeber, um darüber zu reden, wie ein Unternehmen wie Lhoist Zivilcourage zeigt. „Ein international agierendes Unternehmen kann sich keinen Rassismus leisten, weil es unmittelbare Folgen für den Erfolg hätte“, sagt Enzenberger. Joy Blicke (18) ihrerseits hatte Martin Günther, Betreiber des Wing-Tsun-Studios in Mettmann, für einen Selbstbehauptungs-Workshop kontaktiert. Dass Blicke eine Schülerin ist, wurde Günther erst klar, als er am Veranstaltungstag vor ihr stand. „Normalerweise werden solche Projekte eher von Lehrern organisiert“, sagte er und zeigte sich ob der Professionalität der Organisation positiv überrascht.
Am Ball zu bleiben, den richtigen Kanal der Kommunikation zu finden und ein verlässlicher Partner für die geladenen Gäste zu sein, das haben die Schüler des Differenzierungskurses durch die praktische Organisation gelernt, ebenso wie mit kurzfristigen Absagen und Planänderungen umzugehen. Denn am Projekttag hagelte es kurzfristige Absagen von Referenten, die krankheitsbedingt oder aufgrund des Schneefalls nicht kamen. Kurzerhand wurden Pläne umgestrickt und mithilfe der unterstützenden Lehrer, Klassen zusammengelegt. „Das sind alles Fähigkeiten, die mir auch für mein restliches Leben zugutekommen werden“, war Joy Blicke nach dem Tag überzeugt. Sie möchte nach ihrem Abitur Medizin studieren und in ein paar Jahren als Ärztin eine eigene Praxis eröffnen. „Auch dafür sollte ich gut planen und organisieren können.“