Handwerk im Kreis Viersen Zweitbeste Auzubildende lernt Friseur-Handwerk in Willich 

Kreis Viersen · . Die Überraschung ist Nadya Eibchacho während der Lossprechung der Friseur-Innung Kreis Viersen im Bürgerhaus Dülken auf der ganzen Linie anzusehen. Die Gratulation von Innungs-Obermeisterin Alexandra Houx-Brenner zur Jahresbesten lässt die 30-Jährige, die vor sechs Jahre aus Syrien flüchtete, strahlen.

Die Friseur-Innung des Kreises Viersen hatte den erfolgreich ausgebildeten Friseur-Nachwuchs zur Lossprechung in das Bürgerhaus Dülken eingeladen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Damit hat sie nicht gerechnet.

„Ich habe bei einer Tante in der Türkei den Beruf erlernt. Als ich nach Deutschland kam, wollte ich wieder als Friseurin arbeiten. Doch zunächst einmal musste ich die neue Sprache lernen. Dann folgte die Ausbildung“, erzählt Eibchacho, die ihre Lehre im Tönisvorster Salon von Anette Classen-Stoffel machte. Die entsprechende Ausbildung in Deutschland zu absolvieren, war ihr wichtig, um „richtig durchstarten zu können und später auch den Meister zu machen“, wie sie es beschreibt. Einfach war die Zeit der Ausbildung nicht, denn Eibchacho musste Ausbildung und die Familie mit zwei Kindern unter einen Hut bringen. Wenn die Kinder zu Bett gebracht worden seien, habe sie mit dem Lernen angefangen, erinnert sie sich.

Zweitbeste Auszubildende war Tamela Leenen, die beim Willicher Salon von Ulrich Eirmter gelernt hat. Houx-Brenner hob unter den insgesamt 17 Absolventen eine weitere junge Frau hervor. Cim Croonenberg ging aus ihrer praktischen Prüfung mit einer glatten Eins heraus. „Eine glatte Eins zu erreichen, ist eine absolute herausragende Leistung“, betonte die Obermeisterin. Die 19-jährige Nettetalerin brillierte in allen Bereichen – angefangen von Farbe, Schnitt und Styling, Make-up bis hin zur Hochsteckfrisur. „Für den Herrenschnitt ging mein Bruder in den Einsatz. Er hat sich extra die Haare vorher richtig wachsen lassen, damit ich ordentlich was zu tun hatte“, erzählt Croonenberg lachend. Sie absolvierte ihre Ausbildung im Viersener Salon von Zeynep Aksu und Monika Frieters.

Für Croonenberg ist es der absolute Traumberuf und so war es nach der Mittleren Reife keine Frage, in welche Richtung es gehen sollte. „Ich freue mich, wenn die Kunden mit einem glücklichen Gesicht den Salon verlassen“, sagt die junge Frau, die übernommen wurde und sich gerne zum Make-up-Artist weiterbilden möchte.

„Sie haben durch ihren Gesellenbrief bewiesen, dass Sie nicht nur über das Handwerk reden können, sondern es auch konkret anzuwenden verstehen. Ihre Zielstrebigkeit und Leistungsbereitschaft hat sich ausgezahlt“, sagte Houx-Brenner bei der Lossprechung im Bürgerhaus. Die Obermeisterin betonte, dass auch die Ausbilder in Schule und Betrieb stolz sein dürften, denn sie hätten ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Auszubildenden weitergegeben sowie ihr Talent gefordert und gefördert. Sie erinnerte zudem daran, dass die Menschen in diesem Beruf nicht durch Maschinen zu ersetzen seien. Den jungen Gesellinnen und Gesellen gab sie ihren Leitspruch mit: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ 

„Sie haben etwas erreicht, das ihnen niemand mehr nehmen kann. Sie haben ihre Prüfung geschafft. Sie sind sicherlich durch Höhen und Tiefen gegangen, aber sie haben das Ziel immer vor Augen gehabt. Sie haben sich für einen zukunftssicheren Arbeitsplatz entschieden“, sagte Marc Peters. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein wies zudem auf die vielfältigen Möglichkeiten der Weiterbildung hin, die der abgeschlossenen Lehrzeit nun folgen können.

(tre)