Lokale Kultur David Fray spielt Bachs „Goldberg-Variationen“

Düsseldorf · Der französische Pianist David Fray spielt das barocke Meisterwerk bei seinem Abend in der Tonhalle.

David Fray spielt in der Tonhalle.

Foto: Symyo Ida, Warner Classics

. Tarbes am Fuß der Pyrenäen ist ein Ort, auf den die Welt nur einmal im Jahr schaut, wenn nämlich die Tour de France über den Asphalt fegt. Es ist sozusagen Schicksal der Stadt, Durchgangsstation für Reisende zwischen Atlantik und Mittelmeer zu sein – und Flugplatz für Pilger ins nahe Lourdes.

Als der Pianist David Fray 1981 in Tarbes geboren wurde, war für ihn die Grande Nation ziemlich weit weg. Gelegentlich fuhren die Eltern mit ihrem klavierspielenden Sohn nach Toulouse ins Konzert. Ansonsten galt und gilt in der Familie trotz französischer Pässe: Man spricht Deutsch. Die Mutter ist Germanistin. Der Vater forscht über Kant und Hegel. Und der Sohn gibt vor Journalisten, die ihm wegen seiner Erfolge (2006 sprang er für Hélène Grimaud in Paris und Brüssel ein) die Bude einrennen, zu Protokoll, sein Vorbild sei der deutsche Pianist Wilhelm Kempff. Welcher junge Klavierspieler hat sich zuletzt auf diesen großen Meister der dunklen Gesanglichkeit berufen?

In die Tonhalle kommt er im Rahmen der Serie „Piano ­solo“ der Heinersdorff-Konzerte am Sonntag, 13. September, 20 Uhr, mit einem der größten Werke: Bachs „Goldberg-Variationen“. Dass Meisterpianisten das Werk auflegen, ist längst nicht mehr ungewöhnlich: Der Vergleich mit Glenn Gould ist eine herrliche Herausforderung. Gleichwohl ist Frays Repertoire klug und eigenwillig. Sein Debüt (bei Virgin) bestritt er mit Suiten Bachs und den „­Notations“ von Pierre Boulez – kühne Kombi. Zuvor hatte Fray Franz Liszts h-moll-Sonate und Schuberts „Wandererfantasie“ eingespielt (bei Atma). Pianistisch ist das alles tadellos, der Liszt ist vielleicht noch etwas grün auf den Tasten.

Dann legte dieser staunenswerte 28-Jährige ein auffällig schönes Schubert-Album vor (sechs „Moments musicaux“ D 780, Impromptus D 899). Und wüsste man nicht, woher der Wind der Inspiration weht, man fühlte sich beim Hören häufig an Wilhelm Kempff erinnert. Hier geht keine Welt eines suizidgefährdeten Wanderers ­kaputt. Mal sehen, wohin seine Reise mit dem großen Bach führt, den David Fray so liebt.