Handball Drittliga-Absteiger SGL tritt beim Vorjahres-Vizemeister Ratingen an
Langenfeld/Ratingen. · Heute Abend um 18 Uhr spielt Langenfeld bei der SG Ratingen. Zwei gute Bekannte werden sich dort wiedersehen.
Ein Schmidt kommt offensichtlich selten allein. Der eine, den alle nur Toto nennen, heißt Nils Thorben. Der andere heißt Jascha. Beide haben nicht nur den Nachnamen gemeinsam, sondern auch ihren Arbeitsbereich auf dem Handball-Feld – denn beide sind Torhüter. Nils Thorben war zuletzt beim Drittligisten Longericher SC aktiv, der sich auf dieser Position nach der vergangenen Saison neu orientieren wollte. So fand er am Ende zum Regionalligisten SG Ratingen. Dessen Keeper Jascha wollte sich ebenfalls neu orientieren. So fand er den Weg zur SG Langenfeld (SGL), die schon früher an seinen Diensten interessiert war. Am Samstagabend (18 Uhr, Gothaer Straße) treffen sich die beiden zum direkten Duell, weil der Drittliga-Absteiger Langenfeld beim Vorjahres-Vizemeister Ratingen antritt.
Das ist für niemanden ein Spiel wie jedes andere – für Ratingen nicht, weil es sich im Kampf um den Titel keinen Ausrutscher mehr leisten darf, und für Langenfeld nicht, weil es nach den 0:4 Punkten langsam doch darum geht, das eigene Konto zu befüllen und den passenden Platz in der Regionalliga zu finden. Das Problem der SGL: Das Team von Trainer Markus Becker enttäuschte an den beiden ersten Spieltagen nicht, ging aber jeweils leer aus und bringt deshalb 0:4 Punkte mit nach Ratingen. Auch für Jascha Schmidt fällt der Auftritt aus dem Rahmen des Gewöhnlichen, weil er an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt – die er nicht im allerbesten Einvernehmen verlassen hat.
Schmidt (26), der beim Neusser HV mit dem Handball begann, später mit dem TSV Bayer Dormagen den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte, anschließend zurück nach Neuss in die 3. Liga wechselte und sich vor zwei Jahren den Ratingern anschloss, gehört zur Sorte der extrovertierten Torhüter. Ein Markenzeichen: „Ich hasse Niederlagen und ich hasse jeden Gegentreffer.“ Seine Gemütslage kehrt er besonders dann nach außen, wenn ihm mal wieder eine gute Parade gelungen ist – was gerade ziemlich oft der Fall ist. Außerdem gilt der Schlussmann als Freund klarer Worte, die er nicht für sich behält. Dabei mag er Schmidt allerdings keine schmutzige Wäsche waschen. Und deshalb fasst er seine Gründe, die SG in Ratingen zu verlassen, eher knapp zusammen: „Ich konnte mich mit dem Projekt so nicht mehr identifizieren.“
Der SGL-Torhüter ist im
normalen Leben Tischler
Dass der Torhüter seinen Lebensunterhalt als Tischler verdient, ist auch ein Zeichen dafür, dass er mit beiden Beinen auf dem Boden steht: „Ich habe damals relativ schnell gemerkt, dass mein Talent im Handball für ganz oben nicht reicht“, erklärt Jascha Schmidt. Die Klasse, in der er jetzt zu Hause ist, hält er trotzdem für ein anspruchsvolles Betätigungsfeld: „Das Niveau ist schon sehr gut geworden.“ Und wie sieht es mit den Chancen für die eigene Mannschaft aus? Kurzfristig hat Schmidt eine klare Vorstellung von der Saison: „Wir können nicht Erster werden und wir können nicht Letzter werden.“ Langenfeld sieht er insgesamt erst am Anfang einer Entwicklung: „Wir sind dabei, eine gute Mannschaft aufzubauen.“
Sein Trainer Markus Becker sieht das ganz ähnlich und die SGL für die Aufgabe in Ratingen nicht als Favoriten – was weniger mit den jüngsten 17 Toren des SG-Rückraumspielers Alexander Oelze zu tun hat. Der Ex-Longericher Becker weiß eher aus der gemeinsamen Vergangenheit, was Keeper „Toto“ Schmidt zwischen den Pfosten zu leisten vermag: „Er ist ein sehr ähnlicher Typ wie unser Jascha.“ Für den hat Langenfelds Trainer nur Bestnoten zu vergeben: „Er hat eine exzellente Einstellung, ist sehr gut ausgebildet und ein sehr guter
Teamplayer. “
Das hört Jascha Schmidt gerne und in diesem Punkt erinnert er sich gerne an Erlebnisse in seiner Ratinger Zeit: „Ich bin mit allen Jungs sehr gut ausgekommen.“ SG-Kapitän Kai Funke ist sogar ein enger Freund – nur für die rund 60 Minuten am Samstag nicht: „Wenn es geht, nehme ich ihm jeden Ball weg.“ Da ist der gebürtige Neusser, der in Köln lebt und in Opladen arbeitet, plötzlich nur noch
Langenfelder.