Krefelds Kneipen-Szene Fotos von der alten Rhenania-Allee gesucht

Krefeld · Auf Krefelds legendärer Party-Meile wurde 30 Jahre lang ausgelassen gefeiert. Dennoch gibt es kaum Bilder aus dieser Zeit. Schicken Sie uns Ihre zu.

Bei der Krefeldiade im Jahr 1973 war die Rhenania-Allee proppenvoll. Seinen Spitznamen hat dieser Teil der St.-Anton-Straße von dem gleichnamigen Bier erhalten.

Foto: nein/WZ-Fotograf Axel Gayk

Die Rhenania-Allee in Krefeld war legendär. Mitte der 1960er-Jahre mit der Eröffnung der Discothek „Pferdestall“ begann die Erfolgsgeschichte der Party-Meile, die erst in den 90er-Jahren langsam abflaute. Das letzte Lokal aus dieser Zeit, das Krefeld 600, hat vor kurzem geschlossen. Für viele Krefelder ein Grund, dieser Zeit in den sozialen Medien noch einmal nachzutrauern.

Wolfgang Rixen wie auch Helmut Bayen und Andreas Storz sowie Helmut Relski (Old Inn) und Uwe Gehrke haben in der Vergangenheit Namen und Daten zusammengetragen. Was in allen Archiven, selbst den offiziellen von WZ, bekannten Pressefotografen und der Stadt, aber fehlt, sind Fotos aus dieser Zeit. Haben Sie noch Erinnerungen oder kennen Leute, die alte Fotos haben? Dann schicken Sie uns diese bitte zu, wir werden sie sammeln und auf einer Sonderseite veröffentlichen.

In den 1950er- und 1960er-Jahren waren die beliebtesten Abendlokale noch über die Stadt verstreut. Dazu zählten die Bosi-Bar, die Schallplatte, die „Kleine Freiheit“, die später als Musical und danach als Glorys bekannt war, die Pavillon-Bar an der Hochstraße. In den frühen Morgenstunden trafen sich die unternehmungslustigen Krefelder bei Trude Cox in der Ewigen Lampe. Daran erinnern Helmut Bayen und Andreas Storz in ihrem Buch „Eäte - Drenke - Danze“.

Ein Mann sollte das verändern: „Jupp“ Dillmann. Der gelernte, junge Textil-Ingenieur eröffnete gemeinsam mit Helmi Zein-Eldin 1956 den Jazz-Keller, zunächst an der Marktstraße 61-63, ab 1958 dann unter der Lohstraße. Die Gäste tranken zur Musik der deutschen Jazz-Prominenz das heimische Rhenania-Bier. 1963 eröffnete Dillmann mit der Wierichs-Brauerei, die das Rhenania-Bier in Krefeld braute, den „Pferdestall“. Sehen und gesehen werden, hieß die Devise von nun an. Die Disco wurde der angesagteste Hotspot (wie man heute sagen würde) für die tanz- und feierwütige Jugend und Junggebliebene. Der Pferdestall legte den Grundstein für die Rhenania-Allee, die ihren Namen wegen der Rhenania-Schilder allerorts rasch weg hatte.

Rasch folgten weitere Wirte: Hinzu kamen das Domicile, das Boston Tiffany und das Old Inn (Wirte: Jupp Dillmann, Manfred und Heiner Allpas, Bernd Nier, dann die Herwix und Stillers). Den endgültigen Durchbruch zum Mittelpunkt des Krefelder Nachtlebens gelang der „Allee“, als Willi Pauen 1970 das „Le Bateau“ eröffnete. Nach einem Brand von 1996 erstrahlte das Lokal wieder im alten Glanz. Zwischendurch hieß es Francis Drake.

Der Krefelder Wolfgang Rixen hat die Geschichte der Lokale auf der Rhenania-Allee anlässlich der Schließung von Krefeld 600 noch einmal aktualisiert. Zu den Gaststätten, die bis 1973 auf der Rhenania-Allee hinzu kamen, gehören das Alt Crefeld, ebenfalls von Willi Pauen (später Café Mobil und Café Kaputt und auch Treibhaus), das Krefeld 600 (Bayer/Pieper), das Number.Four (wurde 1978 zum OK-Club), der Dave‘s Club (Dave. Hartrey) und der Zwirnsfaden (Motzkuhn, Meineke, Harler und Lohr).

Das Boston Tiffany leitete nach Josef Dillmann Bruno Tripodi. Der war zuvor Kellner im Pferdestall beziehungsweise Barmann im Old Inn gewesen. Jahre später eröffnete er nebenan auch das italienische Restaurant Bacco und wechselte als einer der ersten Gastromen auf den heutigen Großmarkt an der Oppumer Straße, Krefelds neue Gastronomie-Meile.

Zahlreiche Ehen haben sich auf der legendären Rhenania-Allee angebahnt, so manche sind dort auch zerbrochen. Fast kein Krefelder zwischen 40 und 80 Jahren, der nicht auf der Rhenania-Allee gefeiert hat. Anlässlich der Philadelphiade, der 300-Jahr-Feier Deutsche in Amerika, die 1983 gleichzeitig in Krefeld und in Philadelphia in den USA gefeiert wurde, hatte unsere Zeitung auf der Rhenania-Allee die zweistündige American Street Parade veranstaltet. Ebenso bunt und begeisternd wie die Steuben-Parade in New York. Es spielten die Militaryband der US-Air Force in Ramstein sowie die 33. US Army Band aus Heidelberg – und die Rhenania-Allee war voll mit Menschen. Aus all den Jahren gibt es kaum Fotos. Das könnte sich mit Ihrer Hilfe ändern. Schauen Sie mal in alte Fotoalben – und schicken uns Ihre Schnappschüsse zu.

Die Geschichte der Krefelder Rhenania-Allee – zusammengestellt von „Wolfgang R. Krefeld“ für Facebook:

„Ein paar Daten zur Entstehungsgeschichte der Rhenania-Allee:.

Aufgeführt sind verschiedene Wechsel von Lokalen und Inhabern. Das meiste stammt aus der Erinnerung von Kollegen, sodass bei Jahreszahlen nicht die Akribie von Historikern als Messlatte angelegt werden sollte. Also los:

Als Gründer der Allee könnte Josef Dillmann gelten, der 1963 den Pferdestall eröffnete. Vorher war dort ein Lokal namens Antonius Quelle, daher noch die Kegelbahnen im Keller.

Hinzu kamen das Domicile, das Boston Tiffany und das Old Inn (Jupp Dillmann, Manfred und Heiner Allpas, Bernd Nier, dann die Herwix und Stillers).

1968 eröffnete Willi Pauen, Chef im Haus Schüten Bockum, sein erstes Lokal auf der Allee, das Picnic, später Ulli Furth, Erika Loos und zuletzt Fred Niebergall).

1970 kam Willi Pauens Le Bateau hinzu, das nach dem Brand von 1996 in altem Glanz erstrahlte. Hieß zwischendurch auch Francis Drake.

Zu den Gaststätten die bis 1973 hinzu kamen, gehören das Alt Crefeld, ebenfalls von Willi Pauen (später Café Mobil und Café Kaputt und auch Treibhaus), das Krefeld 600 (Bayer/Pieper), das Number.Four (wurde 1978 zum OK-Club), der Dave's Club (Dave. Hartrey) und der Zwirnsfaden (Motzkuhn, Meineke, Harler und Lohr).

Das Boston Tiffany leitete nach Josef Dillmann Bruno Tripodi (vorher Kellner im Pferdestall bzw. Barmann im Old Inn), der später nebenan auch das Bacco eröffnete.

Ihm folgten im Tiffany Axel Thiele, Helmut Blank, Michael Krücken, Somma Kesting (Siggi), und Markopulos.

Neben dem Pferdestall eröffnete das Cafe Plüsch (Schotte-Schewitz), hieß auch Movies, Preludes (1981), bzw. Taverne (1983).

Schräg gegenüber an der Ecke Bleichpfad war die Pfeffermühle als Feinschmeckertempel, später Die 2 (Gianni und Attilio) und da Gianni, hieß dann später Dessert Inn und zuletzt Sitting Bull. Direkt daneben Number 4 bzw. OK Club, im Haus daneben (St.-Anton-Str. 10) war das Domicile und der Bonanza Club, der hieß später Dave's Club (Dave Hartey). Beide Lokale wurden zusammen gelegt, seit den späten 70er Jahren ist dort die Pizzeria Amalfi.

1974 kamen an der Ecke Luisenstr. auf einmal 4 neue Lokale hinzu,: Das Tilbury (Manfred Allpas), Zur Altstadt Herbert Zillekens (St.-Anton-Str.), das Panorama (Hans Strucken) und die Disco Turbo (Dave Hartrey). Hieß später Jet, Joy und Harlekin (Raimund Kirchhoff).

Nachfolger im Tilbury wurden Roland van den Berg, der übrigens als Magier Rasti Rostelli bekannt wurde und heute noch Shows macht und später Peter Düster, dann hieß es New Castle unter Raimund Kirchhoff. Heute (2000) ist aus Tilbury und Altstadt das New Orleans geworden.

Die Kiste und das Penny Lane wurden 1976 von Jürgen Hilmers gegründet. Aus dem vorderen Teil des Penny Lane entstand das Steakstübchen (Helmut Kremers, Hardo Jansen) der Hardo ist heute noch da (2011).

Aus dem Penny Lane wurde das Zaffiro und dann das Amadeus. Die Kiste wurde zum Spiegel (Jürgen Voglowski) dann zum Old Daddy, zum High Voltage und zum Juniors. 1980 eröffnete die Zwiebel, eine Zeitlang Treffpunkt der Renegades.

Der Stand im Jahr 2000 : Siggi Kesting im Le Bateau, Helmut Relski im Old Inn, Uwe Gehrke im Amadeus, Bruno Tripodi im Bacco, Fred Niebergall im Picnic (2011 geschlossen), Holger Heffungs im Juniors, Mouta Fidis im New Orleans.

Anlass des Ganzen war, dass nach 19 jähriger Pause der Rosenmontagszug wieder über die Allee ging. Sicherlich fehlt eine ganze Menge noch, aber ich fand den Bericht schon damals klasse.

Was heute daraus geworden ist, kann man ja sehen Schade.“

Anmerkungen von Yvonne Brandt:

„Es gab weitere Lokale auf der Luisenstr. Zuerst das Riverside von Jupp Dillmann, später das Drop Inn von Heiner Allpas (1976), daneben war das Turbo, vorher Tönnchen, bzw. später Jet, unter Peter Düster Joy, unter Raimund Kirchhoff wurde es zum Harlekin. An der Ecke Luisenstr./Bleichpfad war das Amethyst von Jürgen Lohn, an der Ecke gegenüber das Bit 77, daneben das Altärchen bzw. Alterchen, etwas weiter auf dem Bleichpfad die Tenne.. Gegenüber Bit 77 war dann noch die Disco Robby Roy Pub 2.

Make up (1986 Gisela Spahn und Miloud Fil) und Rythm hatten wohl eher Kurzauftritte. L'Angelo gab es auch dort.

Gegenüber vom Drop Inn war dann die Warsteiner Kneipe, daneben Cartoon bzw. Tombstone, hieß später Bristol (von Willi Ixkes), die Kneipe wurde von den Rockern, die in der Zwiebel verkehrten (Renegades) , kurz und klein geschlagen, hieß dann ZK Bistro.

Nicht zuletzt gab es noch die Kneipen und Discos am Dampfmühlenweg, 2 waren es unter verschiedenen Namen, Barbarella, Old Daddys, Outside, Roy’s Disco, Magic (Jürgen Hebekeuser), Milliardärsclub, Mae Blitz, Prisma, Pleasuredome.“