Galopprennen Dreifacher Derbysieger Dave Richardson feierte 75. Geburtstag

Krefeld · Der in Krefeld lebende Jockey gewann seinen ersten Titel in Hamburg mit dem Außenseiter Lauscher aus dem Stadtwald.

Bundeskanzler Helmut Kohl gratulierte Dave Richardson nach dessen Derbysieg 1986.

Foto: Ja/Klaus Göntzsche/Repro Samla

Für jeden Jockey ist der Sieg im Derby das große Ziel. Nicht selten bleiben diese Wünsche unerfüllt. Dave Richardson, der am 31. Juli 75 Jahre alt wurde, hat das Deutsche Derby in Hamburg-Horn innerhalb von 15 Jahren drei Mal gewonnen: 1971 mit dem Außenseiter Lauscher, 1980 im Sattel des Mitfavoriten Navarino und 1986 mit den Favoriten-Hengst Philipo. Dave Richardson lebt mit Ehefrau Roberta Jane (die alle nur Bobby nennen) in Krefeld-Elfrath, nicht weit von der Stadtwald-Rennbahn entfernt.

Mit Krefeld hat der erste der drei Richardson-Derbysieger viel zu tun: Lauscher wurde von Herbert Cohn im Stadtwald trainiert. Nur wenige Monate vor dem Derby waren die Richardsons aus England nach Deutschland gekommen. Die Konkurrenz im Galoppsport-Mutterland England schien dem damals 27-jährigen Dave Richardson allzu übermächtig. Nach dem Sieg mit Lauscher gab er freimütig zu: “Eine solche Chance hätte ich in England niemals bekommen.“ Lauscher ging als 220:10-Außenseiter ins Derby und Dave Richardson bewahrte die Nerven, flog auf den letzten Metern zum Sieg vor Madruzzo und der Stute Quisquis. Die lukrative Dreierwette wurde nur einmal getroffen, ein Wetter kassierte steuerfreie 92.057 Mark.

Die Alternative zum Wechsel nach Deutschland war damals übrigens Kenia, eher tiefe Galoppsport-Provinz und höchst anrüchig. Was Bobby und Dave Richardson damals niemals für möglich gehalten hätten: Vor einigen Monaten haben beide die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen. Sie waren das Brexit-Theater einfach leid.

Der Derbysieg von Lauscher öffnete viele Türen und Tore in Deutschland. Schnell wurde der aus Wales stammende 51-Kilogramm-Reiter mit dem Kaugummi zu einem gefragten Sattelkünstler. So war der Ritt auf dem Mitfavoriten Navarino im Derby 1980 auch keine Überraschung. Der Derbysieg schien 100 Meter vor dem Ziel allerdings nicht mehr machbar, denn der Außenseiter Arcosanti mit Siggi Klein im Sattel war dem Feld enteilt und der 2400m-Zielpfosten rückte immer näher. Richardson gab nicht auf, mobilisierte die letzten Kräfte von Navarino und im Ziel hatten die beiden den 1108:10-Außenseiter um einen Hals geschlagen. Dave Richardson erklärte den Reportern: „Es waren die schlimmsten 100 Meter meines Lebens.“

Dritter Triumph vor
Kohl und Schmidt

Zum dritten Derbysieg sollte es sechs Jahre dauern. Der Hengst Philipo aus dem Stall von Jung-Trainer Hartmut Steguweit war 44:10-Wettfavorit und auch dieser Derbysieger profitierte von den Künsten seines Jockeys. Der wartete so lange, bis an der Innenseite des Geläufs eine große Lücke zum Derbyziel aufing. „Ich wusste gar nicht, wie leicht man das Derby gewinnen kann,“ scherzte er nachher. Auf der Tribüne saßen der Derbystammgast Helmut Schmidt und sein Bundeskanzler-Nachfolger Helmut Kohl. Der gebürtige Hamburger Helmut Schmidt wurde bejubelt, Kohl beim Überqueren des Geläufs gnadenlos ausgepfiffen. Er kam nie wieder zum Derby.

Für Dave Richardson war 1990 das Ende der Jockey-Laufbahn erreicht. Ein Standort als Trainer war nicht einfach zu finden. Dave Richardson wählte Frankfurt am Main, eine scheinbar aufstrebende Bahn mit der Bankenmetropole im Rücken. Aber es wurde trotz beachtlicher Erfolge immer schwieriger, gegen die große Trainingszentrale in Köln zu bestehen. Im Jahre 2011 ging deshalb auch diese Laufbahn zu Ende. Die Rennbahn in Frankfurt ist mittlerweile Geschichte, dort wird ein DFB-Zentrum gebaut.

Die Richardsons zogen nach Krefeld, wo die Deutschland-Karriere vor fast 50 Jahren begann. Auf Rennpferde musste Dave Richardson aber nicht verzichten. Regelmäßig erscheint er im Stall der seit Jahren befreundeten Erika und Lutz Mäder, sattelt auch bei den Rennen noch die Mäder-Pferde. Im Vorjahr überstand er eine schwere Lungenkrankheit und die resolute Gattin verordnete ihrem Dave den Besuch eines Fitness-Studios. Dort erscheint er nun brav und trotzdem ehrgeizig zwei Mal in der Woche – so früh am Morgen wie möglich, wie damals in den Rennställen. Der Geburtstag wurde im kleinen Kreis gefeiert – es gab genügend zu erzählen.