Gastronomie Kultkneipe „Krefeld 600“ öffnet nicht mehr

Krefeld · Die Kultkneipe „Krefeld 600“ an der Rhenania-Allee hat ihr Aus auf Instagram verkündet - nach mehr als 40 Jahren.

Offiziell wegen Krankheit ist die Kneipe Krefeld 600 geschlossen.

Foto: Sebastian Paschold

„Wegen Krankheit geschlossen. Bea.“ So steht es auf einem Zettel im Aushang der Gaststätte Krefeld 600 an der St.-Anton-Straße 27. Doch das „Geschlossen“ ist offenbar von Dauer: Die 1973 gegründete Kultkneipe wird allem Anschein nach gar nicht mehr öffnen. Das haben die Betreiber Anfang dieser Woche im Sozialen Netzwerk Instagram gepostet, „um den Gerüchten ein Ende zu bereiten“.

 „Der Vermieter hat das Mietverhältnis nach 46 Jahren beendet und hat auch nicht mehr mit sich reden lassen“, heißt es dort. Das Gebäude inklusive Kneipe werde komplett saniert und es werde keine Gastronomie mehr dort geben. „Bea und das ganze Team des Krefeld 600 sind tief getroffen.“

Stammgäste reagieren
bestürzt auf die Schließung

Telefonisch sind die Betreiber nicht mehr zu erreichen – eine Bitte um Rückruf durch unsere Redaktion auf dem Anrufbeantworter blieb unerfüllt. Das Aus hat sie offenbar selbst überrascht, denn noch am 9. August verabschiedete sich das Team in eine „Verschnaufpause“, um im September „mit Elan weiterzumachen“.

Die Stammgäste sind tief getroffen. „Tragisch“, „Sehr traurig“, „Es war eine schöne Zeit“ – so lauten die Kommentare auf Instagram. „Sehr schade, werde die Sauferei an den Nagel hängen“, heißt es in trockenem Ton an anderer Stelle. Wieder andere erinnern sich an die guten alten Zeiten: „Günther sang hinter dem Tresen, Christa zapfte...“ Christa Beyer hatte die Gaststätte über viele Jahre geführt.

Ein letzter Veteran aus der Blütezeit der Rhenania-Allee

Nettes Personal, urige Kneipe, Publikum und Musik gemischt, Öffnungszeiten am Wochenende bis 4 Uhr nachts: Mit diesen Eigenschaften punktete das Lokal hinter der alten, abgegriffenen Holztür bis zuletzt. Um den Veteran aus der Blütezeit der ehemaligen Rhenania-Allee, die von Namen wie Alt-Crefeld, Le Bateau, Pferdestall, Schafstall oder Saloon geprägt wurde, war es aber einsam geworden. Denn die meisten Kneipen in der Nachbarschaft und auch der Kiosk direkt nebenan haben geschlossen, Leerstände bestimmen das Bild. In einer der Gaststätten habe sich mittlerweile eine Art Moschee angesiedelt, erzählt ein Anwohner. Ein Mieter bestätigt, dass für das Haus, in dem das Krefeld 600 im Erdgeschoss beheimatet ist, ein Sanierung geplant sei.

Die Rhenania-Allee, die ihren Namen der einstigen Krefelder Altbier-Brauerei verdankte, zog in den 1960er und 70er Jahren Besucher aus Nah und Fern an die St.-Anton-Straße. Geprägt wurde die beliebte Partymeile von Kneipen wie dem Krefeld 600, aber auch von Diskotheken wie Boston Tiffany, Desert In, Picnic, Das Westside, Das Musical. Als Gründer dieser Szene gilt der 2005 verstorbene Hans-Josef „Jupp“ Dillmann. Er hatte 1963 den Pferdestall eröffnet, später kamen das Domicile, das OldInn und das Boston Tiffany hinzu.

Das Krefeld 600 hat sich jetzt wie die all die anderen Vertreter der Rhenania-Allee von seinen Gästen verabschiedet. Auf Instagram heißt es in dem Post auf der Seite der Kultkneipe: „Ihr wart immer mit Abstand die besten Gäste, und es hat immer Spaß gemacht, mit euch zu feiern. Wir werden euch vermissen und wir wünschen jedem einzelnen Gast alles Gute und hoffen euch trotzdem alle irgendwann nochmal wiederzusehen.“