Migrationsforscherin Immer mehr Deutsche übernehmen türkische Hochzeitskorsos - weil es „Spaß macht“
Essen/Berlin · Aus dem Ruder laufende Hochzeitskorsos haben in den letzten Wochen in NRW für Aufsehen und Ärger gesorgt, dabei übernehmen laut einer Migrationsforscherin auch mehr und mehr Deutsche die Tradition.
Der türkische Hochzeitskorso erfreut sich in Deutschland nach Beobachtung einer Expertin zunehmender Beliebtheit. „Auch andere Bevölkerungsgruppen, darunter auch Deutsche, übernehmen diese Form des Feierns zunehmend, sie kopieren es, weil es schlichtweg Aufmerksamkeit erzeugt und Spaß macht“, sagte die Migrationsforscherin Gülistan Gürbey von der Freien Universität Berlin der Deutschen Presse-Agentur.
In letzter Zeit hatten türkische Hochzeitsgesellschaften Aufsehen erregt, die mit ihren Fahrzeugen Autobahnen blockierten. Dazu sagte Gürbey: „Es ist keine böse Absicht dahinter. Es geht um eine spektakuläre Form, Aufmerksamkeit zu erlangen: "Heute ist mein Tag! Und schaut mal her, was ich für eine große Hochzeit habe!"“
Natürlich seien die Blockaden gefährlich, da sie zu Unfällen führen könnten. Ähnliches gelte für das In-die-Luft-Schießen, wobei Verletzungen nicht auszuschließen seien. „Das ist eine Grauzone, die zwischen Feiern und ungewollter Gefährdung der Öffentlichkeit läuft.“
Langsam fahrende hupende Korsos sollte man dagegen tolerieren, sagte Gürbey. „Ich finde, dass die Gesellschaft gelassener damit umgehen sollte.“