Die große Hoffnung auf das Pina Bausch Zentrum
zu: Pina Bausch Zentrum und „Under Construction“
Zuhause im Wohnzimmer durch das Schauspielhaus gehen, Tanz sehen, Yogastunden miterleben, Raumschiff-Nachtmusik hören, die zum Tanzen zwingt – die Sehnsucht danach, das alles mit anderen zu erleben und doch einsam vor dem Bildschirm zu sitzen. Ergebnis: Vorfreude gesammelt, wenn all das wieder möglich ist, mehr Zuversicht, dass ein Pina Bausch Zentrum angesichts der Fülle an kreativen Ideen von Jung und Alt nicht nur möglich, sondern ein Muss für die Stadt ist. In der Einsamkeit gestatte ich mir, mal nicht im Hier und Jetzt zu sein, sondern mich auf das zukünftige Tanzzentrum, einen Ort der Begegnung für uns alle, zu freuen - Danke für die Eindrücke!
Petra Winter, per E-Mail
In dem Kommentar „Die Stadt und die Utopie“, WZ vom 21. November schreibt Andreas Boller: „In Wuppertal verwandeln sich Projekte aber leider viel zu oft zurück zu Utopien.“ Droht nicht gerade dem Pina Bausch Zentrum ein ähnliches Schicksal?
Wer den Artikel von Bernadette Brutscheid über die Gesprächsrunde des Festivals „Under Construction“ gelesen hat, der kann dieser Vermutung nur zustimmen. Erneut steht die Beschäftigung mit Visionen im Mittelpunkt und das, nachdem die damaligen Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Peter Hintze, Jürgen Hardt und ich dafür gesorgt hatten, dass der Bund vor genau fünf Jahren 28,5 Millionen Euro für den Umbau des Schauspielhauses in ein Pina Bausch Zentrum zur Verfügung gestellt hat, dessen Eröffnung damals für 2021 in Aussicht gestellt wurde. Den Bund zu dieser Zusage zu bewegen, konnte damals nur durch den vollen Einsatz aller Beteiligten erreicht werden.
Doch wo stehen wir im November 2020? Ich lese sinngemäß in der WZ: Wir bauen zusammen ein Haus – es sollen Visionen für ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansätze entwickelt werden, es soll für alle Bürger der Welt nachhaltig, divers, sozial, kreativ, lokal und global zugleich sein. Alle Wetter: Visionen können wir. Mit dem Einsatz für die Bundesmittel wollten wir damals erreichen, nach dem Tod von Pina Bausch dem Wuppertaler Tanztheater eine langfristige Zukunftsperspektive zu eröffnen, einen Ort für ein Pina Bausch Archiv zu schaffen, ihr künstlerisches Erbe zu sichern und das Schauspielhaus zu sanieren. Von Weltenrettung war damals nicht die Rede. Statt eine realistische Planung auf dieser Basis zu entwickeln, wird dieses Projekt jetzt erstickt. Die Veranstaltung zeigt: Mit diesem Ansatz werden wir uns von einem Pina Bausch Zentrum und damit vom Schauspielhaus in Wuppertal wohl verabschieden müssen. Eine solche „Überfrachtung“ dieser Einrichtung wird Utopie bleiben müssen.
Statt von einer Vision zum Machbaren und Finanzierbaren zu gehen und Prioritäten zu setzen, gehen wir in Wuppertal den umgekehrten Weg. Schön klingende Worthülsen schaffen keine Baustelle, und mit einem „Wolpertinger“ kann keiner was anfangen. Wir sollten ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern, das wusste schon Ernst Bloch.
Manfred Zöllmer, per E-Mail an die Redaktion