NRW Polizei registriert mehr Schockanrufe

Kreis Mettmann · Das Info-Mobil für Kriminalprävention und Opferschutz berät auch kommenden Mittwoch auf dem Hochdahler Markt.

Täter setzen Senioren telefonisch massiv unter Druck.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

(Red/kle) Der Anruf kam aus heiterem Himmel und versetzte eine 78-jährige in Angst und Schrecken. Es meldet sich ein Mann mit fester Stimme, der seinem potenziellen Opfer vorgaukelt, dass ein naher Verwandter nach Verursachung eines schweren Unfalls in Haft sitze und nur gegen Zahlung einer hohen Kautionssumme aus dem Gefängnis entlassen werden könne. So beginnt der Telefonbetrug – mit zum erheblichen Folgen für die arglosen Bürger, die in geradezu panische Angstzustände versetzt werden und obendrein sehr viel Geld verlieren – nicht selten Beträge in fünfstelliger Höhe, die sie ahnungslos hinblättern und dubiosen Kontaktpersonen übergeben.

Seit dem 1. Januar 2019 werden solche Fälle statistisch erfasst. Nach Angaben der Polizei gab es es im Jahr 2020 54 vollendete Taten und 2205 Versuche. Die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein. Diese sogenannte Schockanrufe kommen immer häufiger vor, so die Polizei. Das Alter der Opfer beginnt bei 60 Jahren. In der Regel fischen sich die Täter, die normalerweise vom Ausland aus operieren, die Namen und Telefonnummern aus diversen Verzeichnissen, so zum Beispiel auch aus Vereinspublikationen. Und sie orientieren sich an Vornamen, die eher einer älteren Generation zuzuordnen sind.

Die Täter setzen ihre Opfer
unter enormen Druck

Die Täter gehen raffiniert vor und setzen ihre späteren Opfer unter einen enormen Druck. Der Enkel-Trick ist seit langem polizeibekannt und öffentlich. Doch Hochmut oder gar Spott gegenüber allen, die auf falsche Enkel, kriminelle Polizisten-Darsteller oder Schein-Handwerker reinfallen, sei fehl am Platz, so die Polizei, die deutlich gewarnt hat: „Die Methoden und Geschichten werden immer raffinierter.“ So meldeten sich zum Beispiel Mitte April dieses Jahres zahlreiche Senioren bei Städten im Kreis Mettmann und bei der Polizei – eine Art Betrugswelle schwappte herein. Sie waren offenbar von städtischen Angestellten angerufen worden, von Pseudo-Energieberatern oder vermeintlichen Handwerkern. Die Unbekannten behaupteten, es müssten Sanierungsarbeiten in den Wohnungen durchgeführt werden – und horchten dann die Angerufenen über ihre Lebensumstände aus.

Falsche Polizisten erbeuteten bei weiteren Senioren hohe Geldsummen. Sie ängstigten die Bürger über Tage hinweg mit Hinweisen, ihr Name stehe auf einer Liste mit Einbrechern. Am Ende übergaben die Opfer entnervt ihre Wertsachen, damit Fake-Beamte sie sicher verwahren sollten. Falsche Polizeibeamte machten etwa einer 82-Jährigen aus Velbert so lange Druck, bis sie einer Pseudo-Bankmitarbeiterin einen Geldbetrag im fünfstelligen Bereich aushändigte.

Manchmal verhindert ausgerechnet ihre gute Erziehung die ältere Generation daran, den Tricks der Betrüger etwas entgegen zu setzen. Ältere Senioren sagen, es sei doch unhöflich, in einem Telefonat einfach aufzulegen oder jemandem die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Genau das aber würde für Abstand und Raum zum Nachdenken sorgen, sagt die Polizei.

Die Präventionsspezialisten der Polizei wollen den Bürger einen Mittelweg aufzeigen. Man sollte ein gesundes Misstrauen entwickeln. Wer zudringlich wird, in die Wohnung eindringen will („Ich muss mal“ oder „Haben Sie ein Glas Wasser?“), habe oftmals etwas zu verbergen. Im Zweifel dürfe der Polizeinotruf „110“ kontaktiert werden. Die echte Polizei wird Sie niemals über Ihre Vermögensverhältnisse ausfragen oder Bargeld oder sonstige Wertgegenstände in eine vermeintliche „sichere Verwahrung“ nehmen. Für kommenden Mittwoch, 20. Oktober, von 10 bis 12 Uhr, lädt die Polizei auf den Hochdahler Markt ein. Dort wird das Kriminalkommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz mit seinem Info-Mobil und Beratungsangebot Halt machen.