Bei der Remscheider Freiformschmiede heißt es: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“ Dirostahl hat trotz Corona auf Kurzarbeit verzichtet
Remscheid. · Ganz am Anfang der Corona-Krise gab es von Dirostahl keine guten Nachrichten, auch wenn die nichts mit dem Virus zu tun hatten. Rund 100 Arbeitsplätze, so verkündete die traditionsreiche Remscheider Freiformschmiede im März, werde man abbauen.
Heute, knapp acht Monate später, sagt Geschäftsführer Dr. Roman Diederichs: „Damals haben wir unsere Hausaufgaben gemacht, das hilft uns jetzt durch die Krise.“
Während andere Firmen unter der Pandemie ächzen und nicht wenige Experten eine Pleitewelle auf die deutsche Wirtschaft zurollen sehen, sehe es bei Dirostahl bisher ganz gut aus, sagt Markus Lüke, der mit Diederichs die Geschäftsführung bildet: „Wir sind gut beschäftigt“, fasst er die aktuelle Situation zusammen. Auf Kurzarbeit habe das Unternehmen zum Beispiel bisher verzichtet.
Ein Grund dafür sei sicherlich, dass man so breit aufgestellt sei, sagt Lüke: „Wir merken, dass der Werften-Bereich leidet. Und der Maschinenbau ist ja sehr stark an die Automobil-Branche gekoppelt.“ Doch dort wegbrechende Umsätze könnten in anderen Bereichen kompensiert werden: „Wir haben das vertrieblich gelöst.“ So laufe die Windkraft-Branche zum Beispiel sehr gut. Außerdem verzeichne man Zuwächse in den Bereichen Bahn, Logistik und Pharma.
Und das, obwohl die übliche Vertriebstätigkeit derzeit zum Teil gar nicht möglich ist. „Es gibt nur wenige Kundenbesuche, Messen finden gar keine statt“, berichtet Markus Lüke. „Zum Teil sind unserer Kunden ja auch in Kurzarbeit oder die Mitarbeiter im Homeoffice, die können gar keinen Besuch empfangen.“ Digitale Medien, ist der Geschäftsführer überzeugt, könnten das nur teilweise ausgleichen.
Auch Gegenbesuche seien schwierig, gibt Dr. Roman Diederichs zu bedenken. „Es ist schon in unserem Interesse, dass Kunden uns besuchen kommen“, sagt er. Schließlich seien die modernen Produktionsanlagen am Standort in Remscheid-Lüttringhausen ein gutes Verkaufsargument. Doch in Gruppen durchs Werk zu gehen, verbiete sich angesichts der Infektionslage einfach.
Zumal beim Kampf gegen das Virus alle Mitarbeiter im Unternehmen mithelfen müssen. „Wir haben ein gutes Präventionskonzept“, sagt Markus Lüke. So seien zum Beispiel Arbeitsprozesse so umstrukturiert worden, dass es in Pausen oder in Sozialräumen keine größeren Menschenansammlungen gebe. Ganz verschont geblieben ist Dirostahl von Corona aber nicht. Vereinzelt hätten Mitarbeiter in Quarantäne gemusst, berichtet Diederichs. Das habe sich auch im Krankenstand niedergeschlagen. „Im Oktober haben wir gemerkt, dass die zweite Welle in Remscheid zugeschlagen hat.“ Doch die Produktion sei nie gefährdet gewesen.
In der Branche wisse man nie,
wann der nächste Auftrag kommt
Was ebenso für die Versorgung mit Material gelte, wie Diederichs betont: Dirostahl verfüge über ein umfangreiches Lager von bis zu 30 000 Tonnen Stahl, das benötige man, um flexibel reagieren zu können: „In unserer Branche weiß kein Mensch, wann der Auftrag kommt. Aber wenn er kommt, möchte der Kunde sein Werkstück in vier bis zwölf Wochen haben.“
Die beiden Haupt-Stahllieferanten säßen in Deutschland, so sei der Nachschub gesichert, so Diederichs. Wenn überhaupt drohe hier nur Gefahr nur durch die Schwäche anderer Branchen, erklärt Markus Lüke. Mindestens einer der beiden Lieferanten sei von der Automobil-Industrie abhängig. Schwächel die, gerate auch das Stahlwerk in Schieflage. „Würde das passieren, müssten wir sehen, wo wir unseren Stahl herbekommen.“
Prognosen für die nächsten Monate wagen Diederichs und Lüke nicht. „Wir fahren auf Sicht“, sagt Markus Lüke, der aber guter Dinge ist, dass man das derzeitige Niveau halten kann. Und dass es bald sogar noch besser werden könnte. „Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird es sicherlich einen Nachholeffekt geben.“ Insbesondere im Maschinenbau seien viele Projekte nur aufgeschoben. Wenn es soweit ist, sei Dirostahl bereit, so Lüke: „Das werden wir sicherlich bedienen können.“