Neues Angebot für die Versorgung auf der Straße Der „Pflasterlaster“ bietet medizinische Hilfe für Obdachlose

Düssedorf · Der umfunktionierte Rettungswagen ist künftig zusammen mit dem Gutenachtbus unterwegs. Die Sanitäter versorgen darin Wunden und Verletzungen.

Etemad Parishanzadeh (Johanniter Rhein-Ruhr), Bürgermeister Josef Hinkel, Nikolai Karrasch (Gutenachtbus), Marvin Adels und Axel Kallmayer (beide Johanniter Rhein-Ruhr). Sie weihen den neuen Pflasterlaster ein, der jeden Montag Abend vor dem Kommödchen in der Altstadt parkt.

Foto: Noah Tiaden

Es gibt ein neues Angebot, das die medizinische Versorgung von Obdachlosen in Düsseldorf verbessern soll: der „Pflasterlaster“. Der umfunktionierte Rettungswagen hält künftig jeden Montag ab 22 Uhr vor dem Kommödchen in der Altstadt und steht ab 23.30 Uhr vor dem Hauptbahnhof. Ehrenamtliche Sanitäter versorgen in dem mobilen Behandlungsraum die Wunden und Verletzungen von Obdachlosen, auch ohne Krankenversicherung.

Für das Projekt kooperieren die Johanniter mit dem Gutenachtbus, so wird der Pflasterlaster immer neben dem Bus stehen. Davon erhoffen sich die Sanitäter einen leichteren Zugang zu den Obdachlosen. Häufig seien das „Menschen, die nie die 112 wählen würden“, darum seien sie für medizinische Versorgung nur schwer zu erreichen. Das Gutenachtbus-Team habe schon Vertrauen zu den Menschen auf der Straße aufgebaut und könne vermitteln, sagt Axel Kallmayer, Vorstand der Johanniter Rhein-Ruhr.

Die Johanniter wollten gezielt den Menschen auf der Straße helfen und hatten die medizinische Versorgung als Lücke im Angebot wahrgenommen, sagt Marvin Adels, ebenfalls Vorstand der Johanniter Rhein-Ruhr. Das Gutenachtbus-Team verteile zwar auch Pflaster und Desinfektionsmittel, aber die Ehrenamtlichen seien nicht medizinisch geschult und könnten die Gäste nicht verarzten. Der Projektleiter des Gutenachtbusses, Nikolai Karrasch, sagt: „Eine Person zu überzeugen, dass sie ihre Verletzungen behandeln lässt, ist wichtiger Teil unserer Arbeit. Und das funktioniert zuverlässiger, wenn das Pflasterlaster-Team sofort grundlegend verarztet, als wenn wir einen Termin für morgen oder übermorgen vereinbaren.“

Das zeigte sich am Erfahrungsbericht einer Gutenachtbus-Mitarbeiterin: Ein obdachloser Gast habe über Jahre schwer entzündete Fußwunden gehabt, sagt sie. Er habe es aber strikt abgelehnt, einen Arzt zu besuchen. Mittlerweile sitze er im Rollstuhl. „Da hätte es schon viel früher ein Projekt wie den Pflasterlaster gebraucht.“

Der Pflasterlaster ist ein ehemaliger Krankenwagen. Die Johanniter haben ihn neu lackieren lassen: Nun ist er mit Pflastersymbolen und einem QR-Code geschmückt, verlinkt sind Infos zum Pflasterlaster. Das Innenleben des ehemaligen Krankenwagens ist inklusive befestigter Trage noch erhalten.

Besetzt ist die mobile Arztpraxis möglichst mit drei, mindestens aber mit zwei Ehrenamtlichen. Die Sanitäter kümmern sich um die Grundversorgung, dazu gehört das Desinfizieren und Verbinden von Wunden. Damit auch aufwendigere Behandlungen möglich werden, wollen die Johanniter den Pflasterlaster im besten Fall bald auch mit einem Arzt besetzen.

(veke/pvk)