Jubel an Rosenmontag „Ein starkes Zeichen für eine bessere Welt“ – Toleranzwagen der Religionen rollt durch Düsseldorf

Düsseldorf · Erneut haben sich die Religionsgemeinschaften am Rosenmontagszug beteiligt. Juden, Muslime und Christen feierten auf dem Gemeinschaftswagen.

Das Motiv des Toleranzwagens: Pappmaché-Figuren aus verschiedenen Religionsgemeinschaften bilden eine Polonaise.

Foto: Marie Bockholt

Für diesen Wagen gab es einige nach oben gereckte Daumen: Die Religionsgemeinschaften haben sich wieder mit einem eigenen Gefährt am Rosenmontagszug beteiligt. Vom Straßenrand aus jubelten Tausende Jecken den Vertretern unter anderem der katholischen und evangelischen Kirche, der jüdischen und alevitischen Gemeinde zu. Als Ehrengast warf Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns reichlich Kamelle in die Menge.

Schon bevor sich der Toleranzwagen gegen 14.20 Uhr von der Startposition auf der Corneliusstraße in Bewegung setzte, zog er Blicke auf sich. Wie im vergangenen Jahr war der Wagen mit Pappmaché-Figuren gestaltet, die Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen zeigten. „Was kann es Schöneres geben, als die Religionen vereint zu sehen?“, rief dann auch Stadtdechant Frank Heidkamp in sein Mikrofon.

Obwohl am Samstag der Ramadan gestartet ist und viele Muslime während dieser Zeit tagsüber weder essen noch trinken, feierte auch Ataman Yildirim Rosenmontag auf dem Toleranzwagen. Er ist Vorsitzender des „Orient-Okzident Express“, dem ersten von Muslimen gegründeten Karnevalsverein in Düsseldorf. Physisch sei der Tag für ihn anstrengend, sagte Yildirim. „Mental geht es mir aber sehr gut.“ Die gute Laune der vielen Jecken gebe ihm Energie.

Im bunten Kostüm versorgte Bert Römgens, Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde, die Karnevalisten mit Kamelle. Auch sein Vorgänger Michael Szentei-Heise und Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender, waren dabei. Bei allem Frohsinn gab es von ihnen auch ernstere Töne. „Wir wollen an das Schicksal der Geiseln erinnern“, sagte Horowitz. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 befinden sich immer noch Menschen in der Gewalt der radikal-islamistischen Gruppe. Auf dem Toleranzwagen stand der Schriftzug „Bring Them Home Now“.

„Wir wollen außerdem zeigen, dass wir zusammenhalten – auch mit Blick auf die Bundestagswahl“, sagte Römgens. „Wir alle stehen für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft.“ Das sah auch Superintendent Heinrich Fucks so: Der Toleranzwagen werde immer wichtiger.

Ihre Premiere auf dem Wagen feierte in diesem Jahr die alevitische Gemeinde. „Es ist eine besondere Ehre, mitfahren zu dürfen“, sagte Meral Karabulut, Vorstandsmitglied der NRW-Landesvertretung der alevitischen Gemeinde. „Karneval ist ein Fest der Gemeinschaft, der Lebensfreude und der Toleranz – unabhängig von Religion und Herkunft.“

Der Toleranzwagen rollte 2019 zum ersten Mal durch Düsseldorf. Gestaltet wurde er von Jacques Tilly. Auch im kommenden Jahr soll es an Rosenmontag wieder einen solchen Wagen geben. Dank eines privaten Sponsors sei die Finanzierung für die nächsten fünf Jahre gesichert, sagte Frank Heidkamp.

(mbo rö)