Radverkehr in Düsseldorf Mit dem Fahrrad über die Karlstraße – jetzt besser, aber nicht perfekt
Düsseldorf · Bislang war das Radeln auf der Straße eine bedrohliche Angelegenheit. Der neue Radweg für 200 000 Euro hat sich gelohnt.
Die Karlstraße ist eine der Düsseldorfer Straßen, die man als Fahrradfahrer bislang gemieden hat. Drei Spuren je Fahrtrichtung – und kaum Schutz für die, die sich auf ihren zwei Rädern zwischen den vielen schnellen Autos behaupten müssen. Nun ist die Karlstraße ein ganzes Stück sicherer geworden. Zwischen Stresemannplatz und Kurfürstenstraße wurde Mitte Juli ein neuer Fahrradweg fertiggestellt. Etwa 200 000 Euro kostete der Bau – ein großer Schritt in die richtige Richtung, auch wenn noch immer Wünsche offen bleiben.
Bislang war das Radeln auf der Karlstraße eine bedrohliche Angelegenheit. Befuhr man die Straße am Stresemannplatz Richtung Worringer Platz, ging es erst einmal mit einem normalen Fahrradstreifen auf der rechten Seite los. Der wurde dann zwischen die Autospuren geführt – rechts von einem die Rechtsabbieger, links die, die geradeaus oder links abbiegen wollten. Doch selbst diese Führung, die manch unsicherem Radfahrer schon zu abenteuerlich ist, endete vor der Kreuzung mit der Bismarckstraße plötzlich. Danach waren Radler auf sich allein gestellt.
An der Kurfürstenstraße
ist plötzlich Schluss
Das ist jetzt anders. Ab dem Stresemannplatz bringt ein breiter Streifen einen rechts von allem Autoverkehr voran. Dafür wurde jenem eine Fahrspur genommen. Die mittlere Spur ist nun für Geradeausfahrer und Rechtsabbieger, Linksabbieger fahren auf der linken. Für Radfahrer ist das womöglich die sicherere Variante – wenn sie auch darauf angewiesen sind, dass Autofahrer beim Rechtsabbiegen den Radweg im Blick haben. Das ist nicht immer der Fall, wie die Unfallzahlen der Polizei, aber auch die Autorin dieser Zeilen bestätigen können, die besagte Strecke entlang geradelt ist.
Ab der Kreuzung mit der Immermannstraße wird die Fahrradspur noch breiter – auch wenn man sie ab hier mit Linienbussen teilen muss. Trotzdem ist bis zu diesem Abschnitt die Situation wesentlich besser als vorher. Auf dem breiten Radweg kann man zügig fahren. Dann jedoch passiert das, was Radfahrer in Düsseldorf schon von anderen Stellen kennen. An der Kurfürstenstraße endet die Spur plötzlich. Wo soll man nun hin mit seinem Rad?
„Das ist eine verschenkte Chance“, sagt Lerke Tyra, stellvertretende Vorsitzende des Düsseldorfer ADFC. Denn hier gibt es weniger ein Radweg- und mehr ein Kommunikationsproblem. Die Achse wird in den nächsten Monaten fortgeführt und soll im Frühjahr 2021 fertig werden. „Es wäre besser, die Stadt würde hier auch darauf hinweisen.“ Tyra ist ansonsten recht zufrieden mit der neuen Fahrradspur. „Das ist eine wichtige Achse durch die Stadt“, sagt sie. Dass zugunsten des Radverkehrs eine Autospur wegfällt, findet sie gut und mutig. Ein bisschen Luft nach oben gebe es natürlich trotzdem noch. Zum Beispiel müssten die Radwege noch besser hervorgehoben werden – mit mehr Piktogrammen oder einer grünen Markierung. Eben so, dass Autofahrern sofort klar ist, welche Bereiche sie nicht überfahren dürfen.
Auch Jan-Philip Holthoff aus dem Vorstand des ADFC wäre für deutlichere Signale, um ein Kreuzen der Fahrradspur zu vermeiden – besonders an den Stellen auf dem Fahrradweg, wo es rechts in eine Einfahrt oder einen Innenhof geht. „Viele Autofahrer fühlen sich dort durch den Verkehr hinter sich genötigt, möglichst schnell abzubiegen“, sagt er. Dabei nehmen sich viele nicht die Zeit, den Verkehr auf dem Radweg zu beachten. Holthoff wäre hier für eine Schwelle, die dafür sorgt, dass der Radweg nur langsam und vorsichtig gekreuzt wird.
Unklar ist auch die Situation an der Kurfürstenstraße. Bei unserer Probefahrt haben einige Autos die Radspur gekreuzt, um an der Einmündung rechts in die Kurfürstenstraße abbiegen zu können.
Lerke Tyra wäre für eine Befragung der Nutzer auf dem Rad, wie es sie schon an anderen Stellen gegeben hat. Ginge es nach dem ADFC, sollte auch über ein Tempolimit an der Karlstraße nachgedacht werden. Wichtig wäre aber vor allem, die Radler zu befragen: Wie fühlt ihr euch beim Fahren auf dieser stark befahrenen Achse?