Hinter den Kulissen bei Konzerten Britney Spears, Lady Gaga und Beyoncé - Düsseldorfer Schneiderin näht für Weltstars

Düsseldorf · Sabrina Hey kommt bekannten Sängern bei ihren Konzerten ganz nah. Hinter den Kulissen hat sie viele besondere Momente erlebt.

Sabrina Hey in ihrer Werkstatt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wenn Sabrina Hey einen Korb in ihrer Werkstatt hervorholt, ist auf den ersten Blick nicht sichtbar, wie viele Schätze sich darin verstecken. Sie alle erinnern sie an die Momente, in denen sie Weltstars ganz nah kommen konnte. Seit einigen Jahren hilft sie regelmäßig bei Konzerten als Schneiderin aus, und das eben Backstage, ganz nah am Geschehen – und manchmal sogar auf der Bühne.

So war es bei ihrem allerersten Job bei einem Konzert. Vor sieben Jahren bekam Hey einen Anruf von einem Freund aus ihrer Kindheit, der für das Booking von Konzerten zuständig war. „Er sagte, dass für das Konzert von Britney Spears in Mönchengladbach noch zwei Schneiderinnen gesucht werden, die Backstage an den Kostümen arbeiten. Da konnte ich natürlich nicht Nein sagen und wollte unbedingt hin.“ Kurzerhand verschoben sie und ihr Mann ihren Urlaub und Hey sagte zu.

Was sie vor Ort erwartete, war ganz anders als gedacht, erinnert sich die Schneiderin zurück. „Auf einmal wurde uns gesagt, wir werden bis Mitternacht gebraucht, sollen ein schwarzes Outfit anziehen und mit auf die Bühne.“ Hey und eine weitere Schneiderin unterstützen die Tänzerinnen in einer Ecke auf der Bühne bei den schnellen Outfitwechseln und durften letztendlich auch bei den Outfits des Weltstars helfen. „Ich habe etwas an ihrem BH und Röckchen angepasst.“

Ein Abend, den sie so schnell nicht vergessen würde. „Ich dachte, das war jetzt eine einmalige Erfahrung, ein unvergessliches Erlebnis.“ Doch dabei sollte es nicht bleiben. 2022, vier Jahre nach dem ersten Anruf, ging es weiter. Mittlerweile wird Hey regelmäßig für Konzerte in Nordrhein-Westfalen und Hessen angefragt und konnte sich einen Namen in der Branche machen. Seit dieser Job mit dem Konzert von Britney Spears 2018 begann, habe sie viele „Herzensmomente“ sammeln können.

Einer dieser Momente war bei dem Auftakt von Lady Gagas Tour vor drei Jahren, bei dem sie vier Tage lang mithalf. „Wir durften viel nähen, das war toll.“ Aber das eigentliche Highlight war ein ganz spontaner Moment, den sie zufällig mitbekam. „Da saß auf einmal Lady Gaga in ganz normalen Klamotten alleine am Klavier in der Arena und probte. Das war ein ganz besonderer Moment, den ich kurz erleben konnte.“

Die Kontakte von diesem Job halfen ihr, weiter Fuß zu fassen. Bei den MTV Europe Music Awards 2022 in Düsseldorf war sie bei dem Fitting von Rita Ora dabei und dadurch mitten im Geschehen. „Gerade für diese Jobs braucht es eine große Vertrauensbasis. Das gute Feedback, das extra an unser Team gerichtet wurde, war wie ein Ritterschlag.“

Für die Konzerte von Beyoncé ging es nicht nur nach Köln, sondern Hey wurde auch für den Termin in Frankfurt gebucht. Für die Tochter des Weltstars nähte sie ein Oberteil, das danach mit auf die Tour genommen wurde. „Das war eine große Wertschätzung.“ Und mit Lauryn Hill & The Fugees ging es gleich auf die ganze Tour durch Deutschland.

Gute Arbeit und
Verlässlichkeit als Markenzeichen

In ihrer Kiste finden sich noch viele weitere Erinnerungen. Unter anderem an ihren Einsatz bei Madonna und an zwei Begegnungen, die sie sehr überraschten. „Justin Timberlake war so nett, er nahm sich sogar Zeit um mit vielen Mitarbeitern Backstage auf Deutsch zu sprechen.“ Ganz besonders begeistert war Hey vor zwei Jahren von dem britischen Sänger Harry Styles. „Ich kannte ihn vorher gar nicht wirklich und fand es toll, dass er hinter der Bühne genau so sympathisch war, wie bei seinen Auftritten.“

Die gute Arbeit, Verlässlichkeit und Professionalität seien Gründe, warum Hey immer weiter für die Konzerte empfohlen wurde. „Am meisten Spaß macht es, wenn ich zeigen kann, was ich alles kann und Lösungen für knifflige Situationen finden kann.“ Und so blickt sie nun auf viele Tage zurück, die einen großen Eindruck hinterlassen haben. „Nur Taylor Swift fehlt mir noch.“

Sabrina Hey wusste schon lange, dass sie als Schneiderin arbeiten möchte, schließlich waren bereits vier Generationen ihrer Familie vor ihr in der Branche tätig. „Schon als Kind habe ich Kissen genäht und wollte Schneiderin werden und was mit den Händen machen.“ Sie studierte Modedesign, arbeite in der Modebranche und zog dafür nach München. „Das war aber nicht so meine Welt, ich wollte wieder zurück zum Handwerk und nach Düsseldorf.“

Wieder zurück in ihrer Heimat machte sie dann ihren Schneidermeister, führte währenddessen einen Concept Store und bot unter anderem Näh- und Kreativkurse und Kindergeburtstage an. Fünf Jahre lang gab es dort viele unterschiedliche Produkte, auch Deko, die sie selbst herstellte. Im vergangenen Jahr wurde es dann Zeit für etwas Neues: „Ich wollte meine Kreativität wieder mehr ausleben.“

In ihrer großen, umgebauten Werkstatt in Eller kann sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Dort nimmt sie auch Videos für Online-Kurse auf, die sich Interessierte dann zu Hause anschauen können. Ihre Bilder, die sie dort malt, werden zu ganz besonderen Werken, weil sie die übrig gebliebenen Stoffe aus den Garderoben der Weltstars nutzt. So schließt sich der Kreis in ihrer Werkstatt. Manchmal braucht es eben Umwege, um zu seinem „absoluten Traumjob“ zu kommen.

(anbu csr)