Was für ein Vergnügen, durch die Räume des Kramer-Museums zu schlendern, die Truhen, Bilder und das Porzellan zu betrachten und plötzlich stutzig zu werden: Zwischen zwei Tabletts von 1900 liegt eins, das dort nicht hingehört. Oder doch? Es passt perfekt und sticht zugleich hervor, seine Bemalung zeigt eine klassische Landschaft, aber eine mit Windrad. In einer Vitrine mit alten Standuhren prangt eine aus Porzellan, ganz holländisch, anstelle der Windmühle ist auch hier ein Windrad zu entdecken.
Ein paar Schritte weiter hängt ein gut 100 Jahre altes Stillleben mit Flasche, Glas und Zitrone. So weit, so unauffällig. Aber darunter stehen zwei Sockel, auf denen symmetrisch aufgereiht 16 PET-Wasserflaschen und 16 kleine Wassergläser platziert wurden. Im hinteren Ausstellungsbereich beginnen Bilder zu duften – fast. In Wirklichkeit ist es der Duft des Schinkens, der mit Brot und Butter vor dem Stillleben gleichen Inhalts aufgebaut wurde.
Und plötzlich stößt der Museumsgast auf Werke von Matisse, Rembrandt, van Gogh – was ist mit dem Kramer-Museum geschehen? In der ehemaligen Klosterpforte sieht es „glänzend“ aus: Kleine Nester aus Kupferbändern versammeln sich unter dem Auge Gottes. Seit dem Wochenende präsentiert das Kramer-Museum drei Ausstellungen. Die Künstler Birgit Werres macht mit ihrer Installation aus Gefundenem den Auftakt zu der Ausstellungsreihe „entr’acte“ in der ehemaligen Klosterpforte. Frank Fenstermacher präsentiert seine Porzellanarbeiten und Gemälde unter dem Motto „Delft update“ und Christine Bernhard sorgt mit „Geschmack der Bilder“ für Speisen und Getränke für den Eröffnungsabend. „Nach 32 Jahren entdecke ich das Museum neu“, sagte Christoph Dellmanns in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellungen.
Den Künstlern gemeinsam ist, wie Dirk Steimann in seiner Ansprache hervorhob, die Transformation, eine Form von Verwandlung. Birgit Werres nimmt Fundstücke aus ihrer Funktion heraus und versetzt sie in einen neuen Zusammenhang, lässt sie neu gesehen und erlebbar werden. Fenstermacher beobachtet die gesellschaftliche Wandlung mithilfe der Kunstgeschichte, bezieht sich auf Tradition und führt sie in die Moderne. Christine Bernhard verwandelt nicht nur das Gemalte in ein essbares Stillleben, sie macht Kulturgeschichte anschaulich.
Die Ausstellung „Delft update“ von Frank Fenstermacher ist bis Ende des Jahres, „entr’acte“ von Birgit Werres bis 22. Juni zu sehen. Weitere Termine für Bernhards „Geschmack der Bilder“ folgen.