Düsseldorf 150 Flüchtlinge finden Asyl im Finanzamt
Land richtet an der Roßstraße eine Erstaufnahme ein, dann übernimmt die Stadt. Mehr Träger teilen sich die Betreuung.
Düsseldorf. Deutliche Kritik am Bund äußern die Hauptverantwortlichen in Düsseldorf für die Aufnahme von Flüchtlingen: „Der Flüchtlingsgipfel in Berlin verlief enttäuschend“, meint Miriam Koch, die Flüchtlingsbeauftragte. Und Sozialdezernent Burkhard Hintzsche sprach von einem „fortwährenden Trauerspiel“. Die Stadt verlangt insbesondere eine weitaus stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes bei der Unterbringung von Flüchtlingen. In Düsseldorf soll der „Runde Tisch Asyl“ mehr erreichen, jetzt zog man im Rathaus eine aktuelle Bilanz.
Zum Stichtag 1. Mai waren 2560 Flüchtlinge in Düsseldorf, davon 896 Kinder (35 %), 1101 Männer und 563 Frauen. Da man bis Jahresende mit über 4000 Asylbewerbern rechnet, sollen bis dahin mindestens neun mobile Wohnanlagen mit bis zu 200 Plätzen bezugsfertig sein. Aufgebaut werden die ersten vier ab August (Blanckertz-, Grünwald-, Meineckestraße, Leuchtenberger Kirchweg).
Ob aus der lange geplanten Erstaufnahmestelle des Landes in der Bergischen Kaserne noch etwas wird (die Herrichtung von Gebäuden für 600 Flüchtlingen soll mindestens 30 Millionen Euro kosten), bleibt sehr fraglich. Heute Abend informiert die Bezirksregierung die Stadt detaillierter. Hintzsche und Koch ihrerseits werden darlegen, dass es bei weitem preiswertere Unterbringungen, nämlich in Form der mobilen Wohnanlagen, gibt.
Unterdessen steht nun fest, dass das Land zumindest für drei Monate eine Erstaufnahme in Düsseldorf einrichtet: im ehemaligen Finanzamt an der Roßstraße kommen 150 Menschen unter. Danach übernimmt die Stadt den Standort. Da es in dem Amt natürlich keine Wasch- und Duschräume gab, werden Duschcontainer im Innenhof aufgestellt.
Weil die wachsende Zahl von Flüchtlingen auch immer mehr Betreuung erfordert, werden nun — neben der in diesem Bereich von Anfang an federführenden Diakonie — die anderen Wohlfahrtsverbände (Awo, Caritas, DRK und Co.) stärker eingebunden. Hintzsche: „Denn sie alle können nicht zuletzt auch ihr ganz eigenes Potenzial an Ehrenamtlern einbringen.“