Düsseldorf 29-jähriger "Heiliger" will raus aus der U-Haft
Der Kölner soll zwei Frauen in völlige Abhängigkeit und Prostitution gedrängt haben.
Düsseldorf. Der Mann, der als selbstinszenierter „Heiliger“ zwei Frauen in die völlige Abhängigkeit und in die Prostitution gedrängt haben soll, sitzt weiterhin hinter Gittern — möchte das allerdings gern ändern: Die Verteidigung hat Beschwerde gegen die U-Haft eingelegt. Die Staatsanwaltschaft allerdings ist weiterhin von seiner Schuld überzeugt und will so bald wie möglich Anklage erheben.
Wie die WZ berichtete, war der 29-Jährige aus Köln Ende Oktober nach monatelangen verdeckten Ermittlungen festgenommen worden. Die mutmaßlichen Opfer (25 und 29) wurden in sehr schlechter seelischer und körperlicher Verfassung von den Polizisten aus Bordellen gerettet — sie sollen sich zum Teil mehr als 18 Stunden am Tag verkauft haben, um ihrem „Guru“ jeden Tag 1000 Euro zu zahlen.
Ein Grund dafür, dass der 29-Jährige und sein mutmaßlicher Komplize (26), der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt, noch nicht angeklagt wurden, sind die schwierigen Vernehmungen der beiden Frauen. „Sie sagen aus. Aber es nimmt wahnsinnig viel Zeit in Anspruch“, erklärt Staatsanwalt Stefan Willkomm. „Die Polizeibeamten gehen sehr behutsam vor und müssen immer wieder abbrechen.“
Die jungen Frauen waren ihrem „Heiligen“ offenbar vollkommen hörig. „Wir versuchen jetzt, zu klären, wie es dazu kommen konnte“, sagt Willkomm. Dennoch sagt der Ermittler: „Ein wirkliches Verstehen fällt mir weiterhin schwer.“ Er geht davon aus, dass der 29-Jährige den Frauen jeden Cent ihrer Einnahmen abnahm, über 90 000 Euro Vermögenswerte fand die Polizei bei ihm. Während die Frauen nichts besaßen, lebte der Mann mit Frau und Kind in einem hübschen Reihenhaus in Köln-Auweiler. Immerhin, so glaubt Willkomm, erholen sich die beiden Frauen allmählich — sowohl physisch als auch psychisch: „Unser aller Eindruck ist, dass es ihnen besser geht.“
Die Verdächtigen schweigen zu den Vorwürfen; der Staatsanwalt hat noch keinerlei Einlassung zum Fall von Seiten der Verteidigung erhalten. Dennoch sagt er: „Ich bin optimistisch, dass es innerhalb der nächsten anderthalb bis zwei Monate zu einer Anklage kommt.“ Die soll auf schweren Menschenhandel lauten — und darauf stehen bis zu zehn Jahre Gefängnis.