Düsseldorf 5000 Leser pro Tag: Büchereien werden immer beliebter

Die Zahl der Ausleihen ist im vergangenen Jahr noch einmal gestiegen. Rund 5000 Leser schauen jeden Tag in den Bibliotheken vorbei.

Die Zahl der Ausleihen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen.

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Düsseldorf. Um die Frage: „Wird eigentlich noch gelesen“, zu beantworten, muss Norbert Kamp nicht lange überlegen. Die Antwort des Direktors der Stadtbüchereien lautet schlicht und einfach: „Ja“. Und zwar immer mehr. Das legt zumindest der Jahresbericht 2014 nahe, den Kamp am Dienstag in der Zentralbibliothek vorgestellt hat. Im vergangenen Jahr schauten rund 5000 Leser täglich in den Bibliotheken vorbei.

Mit über fünf Millionen Ausleihen - ob klassisches Buch oder digitale Ausgabe — konnten die Büchereien außerdem einen Rekord erzielen. Und der Aufwärtstrend hält an: „Wir sind in diesem Jahr unglaublich gut gestartet. Die Zahl der Ausleihen ist noch einmal um sieben Prozent gestiegen“, sagt Kamp.

Kamp ist sich sicher, dass die Düsseldorfer Bibliotheken die steigende Nachfrage auch der neuen Bibliotheksoftware zu verdanken haben, über die Kunden ihre Wunschbücher leichter finden und bestellen könnten. Zu diesen „Wunschbüchern“ gehörte im vergangenen Jahr auch der dritte Band von Ken Follets Jahrhundert-Trilogie „Die Kinder der Freiheit“. Von allen Medien wurde der Roman am häufigsten ausgeliehen, landete sowohl auf der Hitliste der Ausleihen „zum Anfassen“, als auch auf der Hitliste der digitalen Ausleihen auf Platz Eins.

Möglicherweise haben die Verfechter der digitalen Variante sich die rund 1000 Seiten auch im Feriendomizil aus der Düsseldorfer Online-Bibliothek auf Smartphone oder Tablet heruntergeladen. Denn auch das ist mittlerweile möglich: „Sogar im Australien-Urlaub“, sagt Kamp.

Unter den Ausleihits zum Anfassen des vergangenen Jahres findet sich auch ein Kinderbuch: „Der kleine Drache Kokosnuss — Schulausflug ins Abenteuer“ hat es auf Platz acht geschafft. Kein Wunder, sind doch gut ein Drittel aller Kunden der Stadtbüchereien in Düsseldorf Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Deshalb sei es auch höchste Zeit gewesen, der Kinder- und Jugendbibliothek in der Zentralbibliothek ein neues Outfit zu verpassen, findet Bibliothekarin Martina Leschner. Fast 30 Jahre hatte die Bibliothek auf dem Buckel, bevor sie im vergangenen Jahr saniert und dabei auch den Bedürfnissen von U3-Kindern angepasst wurde. Denn auch das ist laut Bibliothekarin Leschner ein neuer Trend: „Bei den U-Dreijährigen haben wir einen enormen Zulauf“, sagt sie.

Den Älteren bietet die Bibliothek Hilfe bei der Recherche für die Facharbeit an. Ihnen erklären Mitarbeiter zum Beispiel, wie sich offen zugängliche Datenbanken finden lassen, die in den gängigen Suchmaschinen in der Regel nicht auftauchen.

Obwohl mittlerweile fast genauso viele Kunden (über eine Million) die Bibliothek im virtuellen Raum aufsuchen, wie tatsächlich zwischen den Regalen stöbern, sind die Einnahmen der Düsseldorfer Bibliotheken aus Mahngebühren laut Kamp nicht zurückgegangen. Das wundert auch Kamp ein wenig. Denn längst können Kunden die Ausleihzeit auch online verlängern: Doch das habe wohl nichts daran geändert, dass der ein oder andere Kunde die Frist gerne mal verpasst. „Und die Ausrede: Ich war im Urlaub, zählt jetzt nicht mehr.“

Insgesamt lagen die Einnahmen, die sich aus den Kosten, die für einen Bibliotheksausweis anfallen, uns Mahngebühren zusammensetzen bei rund einer Million Euro.

Was die Frage der Zukunft der Zentralbibliothek angeht, hält Kamp sich übrigens bedeckt. „Ob Sanierung oder Umzug — ich kann mich mit beiden Lösungen anfreunden“, sagt er. Dennoch lässt er es sich nicht nehmen, den Blick aufs dänische Aarhus zu lenken. Dort ist gerade für einen Rekordbetrag von 300 Millionen Euro eine neue Bibliothek entstanden.