Abfindungen: Verabschiedet mit einem goldenen Händedruck
Die Stadtsparkasse muss oft bluten, aber auch im Rathaus kosten Wechsel die Steuerzahler mitunter viel Geld.
Düsseldorf. Wenn Spitzenmanager oder -beamte vorzeitig in den Ruhestand gehen (oder gegangen werden), werden sie oft finanziell üppig „entschädigt“: Von „Viel Geld fürs Nichtstun“, oder dem „goldenen Händedruck“ ist dann die Rede. Und der Normalbürger wundert sich.
Besonders tief in den Topf mit Abfindungen und Übergangsgeldern hat die Stadtsparkasse greifen müssen. Wenn Vorstandschef Peter Fröhlich in einem Jahr mit 59 ausscheidet, weil der Verwaltungsrat seinen Vertrag — wie berichtet — nicht verlängert, stehen ihm 50 Prozent der Bezüge bis zum Renteneintritt zu. Macht etwa 200 000 Euro im Jahr.
Völlig anders gelagert sind die Fälle seiner Vorgänger. Dem 2008 im Zuge der Pooth-Affäre geschassten Heinz-Martin Humme musste die Stadtsparkasse zähneknirschend über eine Million Euro hinterherwerfen.
Der Ex-Generalbevollmächtigte Christoph Flohr, ebenfalls 2008 fristlos gefeuert, holte sich vor Gericht gar eine Abfindung von 1,1 Millionen. Noch ärgerlicher war 1994 der Fall von Wolfgang Dornseifer. Dieser Sparkassenchef stürzte über — von der WZ aufgedeckte — windige Anlagegeschäfte in der Schweiz. Kurz zuvor jedoch hatte die Stadt den Vertrag mit ihm um fünf Jahre verlängert.
Suspendierungen und Abfindungen sind aber in den letzten Jahren auch bei der Stadt Usus geworden. Zwar werden Amtsleiter und Beigeordnete bei weitem nicht so hoch bezahlt wie hohe Wirtschaftsmanager. Dennoch kommen Personalquerelen im Rathaus die Steuerzahler immer öfter teuer zu stehen. Und fast immer geht es um persönliche Animositäten oder um das falsche Parteibuch, nur selten um fachliche Verfehlungen.
Jüngstes Beispiel ist Wirtschaftsdezernent Wilfried Kruse. Weil Oberbürgermeister Dirk Elbers mit dem „nicht mehr kann“ und Kruse nicht mehr vertraute, wurde der 58-jährige FDP-Mann zur ITK Rheinland abgeschoben — aber weiter von der Stadt bezahlt.
Wie lange Kruse dort bleibt, ob er eine neue Aufgabe antritt oder in Ruhestand geht, ist offen. Klar ist jedoch, dass er nicht vom Steuerzahler fürs Nichtstun bezahlt werden muss, denn er hat über 35 Dienstjahre auf dem Buckel und würde ganz normal pensioniert.
Das ist bei Ulrike Löhr anders. Sie war acht Jahre Beigeordnete, bis sie der damalige OB Erwin 2007 loswerden wollte. Zwar stellte sich neben Rot-Grün auch die FDP hinter SPD-Frau Löhr, doch Erwin hatte bei der Abstimmung im Rat trotzdem eine Mehrheit gegen Löhr „organisiert“. Damit stand der damals 48-jährigen Rechtsanwältin, die ja weiter für die Stadt arbeiten wollte, ein staatliches Übergangsgeld bis zur Pensionierung zu.
Bei vollen Bezügen zu Hause bleiben konnte zwischendurch auch Gerd Willms, der langjährige Leiter des Immobilien-Amtes. Ihm gab man 2007 die Sündenbockrolle für Debakel wie den Umbau der Paketpost, um den damaligen Dezernenten Rattenhuber zu halten.
Mittlerweile hilft Willms als Bauamtsleiter in Ratingen aus. Ein nur einjähriges Gastspiel gab sein noch von Erwin aus Köln geholter Nachfolger Frank Buchwald, weil der angeblich nicht mit Baudezernent Gregor Bonin konnte.
Weitere Fälle: Wahlamtsleiter Gerd Kark, 2004 suspendiert, weil er seinen Dezernenten in einem heiklen Fall nicht unterrichtete, ging — siegte aber vor dem Arbeitsgericht gegen die Stadt. Kai Schumacher wurde Ende 2010 plötzlich von Elbers als Chef des Presseamtes abgesägt. Er war ein engster Vertrauter von Erwin gewesen, Elbers traute ihm nicht. Schumacher bekam ein paar Monatsgehälter Gehaltsfortzahlung und eine Abfindung.