Von Wellen und Wallungen: Wechseljahre-Revue im Capitol
„Heiße Zeiten“ läuft ab dem 2. August im Capitol. Vier Frauen verarbeiten das Älterwerden.
Düsseldorf. Die mit harten Sitzen, einer Sicherheitsschleuse und dem Logo einer deutschen Airline ausgestattete Wartehalle eines Flughafens zeigt sich bevölkert von vier Damen, die nach New York reisen wollen. Drei davon sind Mittfünfzigerinnen und durchleben „Heiße Zeiten“ — so der Titel der Wechseljahrsrevue, die nach Gastspielen in Zürich und Hamburg ab dem 2. August in Düsseldorf zu erleben ist.
Die Vierte im Damen-Bunde, eine 39-Jährige, hofft seit Jahren vergeblich auf ihre erste Schwangerschaft und klagt den anderen ihr Leid. Unterdessen sind die Lebenskonzepte der vier Frauen höchst konträr: Da ist die knallharte Karrierefrau (April Hailer) mit Aktenköfferchen, die blasierte Vornehme (Ines Martinez) im pastellfarbenen Kostüm, die ungeschminkte Hausfrau (Sabine Urig) und die relativ junge Jeansträgerin mit ihrem verzweifeltem Kinderwunsch (Anna Bolk).
Die Autoren Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz haben eine skurrile „Wechseljahre-Revue“ kreiert. Dass die Protagonistinnen Stereotype abbilden, gehört zum Konzept und bringt durch die Überzeichnung jede Menge Witz in die Sache. Für die turbulente Umsetzung sorgt die Regisseurin Gerburg Jahnke, bekannt unter anderem durch die „Missfits“.
Jahnke ließ sich lustige kleine Choreografien und Mienenspiele einfallen. So kommt es zu einem vertanzten Spottlied zum Thema Lifting. „Zombie-Zeit“ lautet der Refrain. Dazu erklingt der griechische Sirtaki. Die Darstellerinnen verziehen dazu ihre Gesichter zu einer schrägen Maske.
Überhaupt erklingen viele international bekannte Musiktitel, denen ein deutscher Text unterlegt wird. „Wir heben ab, halleluja, wir heben ab“ singt das Damenquartett auf die Melodie das US-Hits „It’s Raining Men“.
So kontrastreich die vier Charaktere, so unterschiedlich auch ihre Sorgen. Bei der Hausfrau klingelt unentwegt das Handy, weil der Ehemann Fritz alleine nicht klarzukommen scheint. Die Karrierefrau telefoniert panisch mit ihrem jüngsten Bettgefährten. Er solle ihr schnell die für den Geschäftstermin in New York unendlich wichtigen „Treatments“ zum Flughafen bringen. Welten prallen aufeinander.
Doch die Probleme mit dem Älterwerden verbinden die Damen. Das Ganze kommt mit jeder Menge Selbstironie daher, wenn etwa die Hausfrau ein Lied von ihren Wallungen singt und zum Refrain „Ich hab’ ne Welle“ ihren Körper so bewegt, als werde sie gerade von etwas überströmt.
Durch die flotten Wechsel von Dialogen, Gesang und Choreografie gewinnt die komödiantische Revue schnell an Fahrt. Neben vielen kleinen Pointen gibt es aber auch nachdenkliche Momente. Denn wirklich glücklich scheint in der Flughalle niemand zu sein.
Die Hausfrau schafft es kaum, sich für kurze Zeit von den Ansprüchen der Familie zu befreien, die aus Überzeugung ledige Karrieristin fühlt sich heimlich einsam, die Vornehme sorgt sich um ihren rebellischen Vater, der aus einem Luxus-Seniorenheim ausgerissen ist. Und die Kinderlose beginnt langsam zu resignieren.
Die Mischung aus skurrilem Witz und ernster Nachdenklichkeit macht aus dem Thema Midlife-Crisis ein facettenreiches Lustspiel mit Tiefgang.