Düsseldorf Ärger über immer mehr Nachtflüge
2016 wurden schon 1610 Flüge zwischen 23 und 6 Uhr registriert. Der Flughafen nennt als Hauptgründe Unwetter und Streiks.
Düsseldorf. Seit jeher liegen die sogenannten Nachtflugbewegungen am Flughafen Düsseldorf zwischen April und September höher als im Winterhalbjahr. Doch in diesem Jahr gibt es extrem viele verspätete Landungen nach 23 Uhr in Lohausen. Der Nachtflug-Report des Flughafens selbst weist für das zweite Quartal 741, im dritten gar 780 aus. Was die unter dem Fluglärm leidenden Anwohner natürlich auf die Palme bringt.
„Die Nachtflugbeschränkungen in Düsseldorf sind schon ärgerlich lasch, etwa im Vergleich zu Frankfurt“, sagt Christoph Lange, der Vorsitzende des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“, „umso schlimmer, dass sie jetzt so oft unterlaufen worden sind.“ Lange fordert, dass das NRW-Verkehrsministerium und der Flughafen endlich schärfer gegen die Airlines vorgehen, deren Maschinen spätabends verspätet einschweben: „Man könnte zum Beispiel die Gebühren in diesen Zeiten viel deutlicher erhöhen, das hätte sicher einen erzieherischen Effekt“, sagt Lange.
Beim Flughafen räumt man ein, mit der hohen Zahl verspäteter Flüge nicht zufrieden zu sein. Sprecher Christian Hinkel führt aber eine ganze Reihe von Gründen auf, für die der Flughafen und zum Teil auch die Fluggesellschaften nichts könnten: „Allein im Juni und Juli gab es deutlich mehr Wetterwarnungen, hinzu kamen viele Streiks in ganz Europa.“ Zudem habe es als Folge der Terrorangst viel mehr Verkehr aus ganz Europa ans westliche Mittelmeer gegeben, den Luftraum und Airlines kaum verkraften konnten. Hinkel gibt indes zu, dass der Flughafen auch selbst mehr tun kann: „Wir müssen die Abläufe am Boden noch effizienter organisieren, damit Passagiere ihr Gepäck schneller erhalten und abreisende Flugzeuge weniger Verspätung haben.“ Allerdings seien dem Airport beim Thema Gepäckausgabe wegen der eigenständigen Abfertigungsunternehmen „ein Stück weit die Hände gebunden“.
Christoph Lange kommentiert die Erklärungen des Flughafens gewohnt scharf: „Die erzählen einen vom Pferd.“ Und: „Niemand hat etwas dagegen, wenn es wirklich nicht anders geht. Aber in Düsseldorf wird es den Airlines im Nachtverkehr viel zu leicht gemacht. Die nutzen halt aus, was nicht verboten ist oder wofür sie keine teure Strafe zahlen müssen.“ Der Flughafen hingegen betont, sich regelkonform zu verhalten. In der Tat dürfen Jets bis 23.30 Uhr ohne jede Extraerlaubnis landen, bis 24 Uhr oder zwischen 5 und 6 Uhr Früh gar solche, die in Düsseldorf stationiert sind (Homebase, z.B. Air Berlin). Nur für das, was noch darüber hinausgeht, muss bei der Luftaufsichtsbehörde (Bezirksregierung Düsseldorf) eine begründete Sondererlaubnis beantragt werden. Dies war im letzten Quartal bei insgesamt nur 31 Flugbewegungen der Fall.
Der Flughafen erhofft sich durch die beantragte neue Betrieb´sgenehmigung mit deutlich mehr Flugbewegungen in den besonders nachgefragten Zeiten am Morgen und frühen Abend mehr Flexibilität bei der Nutzung der beiden Start- und Landebahnen — und somit am Ende des Tages weniger Verspätungen.