Affäre um Kunstberater Achenbach zieht immer größere Kreise
In der Betrugsaffäre Achenbach geht es jetzt schon um Millionenbeträge. Nun sind neue Dokumente aufgetaucht. Wird die Summe der „Beute“ und den Kreis der Betrogenen dadurch noch einmal sprunghaft steigen?
Düsseldorf (dpa). Die Betrugsaffäre um den Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach könnte sich nach jüngsten Ermittlungen nochmals deutlich ausweiten. Nach Recherchen der Magazine „Spiegel“ und „Focus“ verweist ein Liste Achenbachs von Käufen und Verkäufen auf weitere Kunden und mögliche Betrugsopfer. Teilweise gehe die Differenz der Preise in die Millionen. Allerdings sind auf der Liste nur die Werke, nicht die Käufer genannt. Bisher waren der 2012 gestorbene Aldi-Erbe Berthold Albrecht und der Pharma-Unternehmer Christian Boehringer als Opfer genannt worden.
Nach einem „Focus“-Bericht schätzen die Anwälte der Familie Albrecht den Schaden für die Familie inzwischen auf 20 bis 30 Millionen Euro. Bisher war von bis zu 18 Millionen Euro die Rede gewesen. Allein zwischen 2009 und 2011 habe der Milliardär Albrecht über Achenbach Kunstwerke für 48 Millionen Euro gekauft. Für Oldtimer habe er ab 2010 insgesamt knapp 73 Millionen Euro gezahlt. Achenbach habe offiziell Provisionen zwischen drei und fünf Prozent erhalten.
Die Staatsanwaltschaft Essen äußerte sich nicht zu den Berichten. Die Familie des Kunstberaters hat die Betrugsvorwürfe zurückgewiesen. Achenbach sitzt seit Wochen in Untersuchungshaft. Ein Haftrichter hatte dringenden Tatverdacht und Fluchtgefahr angenommen.
Den Magazinen zufolge liegt den Ermittlern eine Liste vor, in der Achenbach annähernd 200 Kunstkäufe aufgelistet haben soll. Sie stammt von einem Computer der Berenberg Art Advice GmbH. Diese Firma habe Achenbach 2011 mit der Hamburger Privatbank von Berenberg gegründet. Die Bank habe die Zusammenarbeit mit Achenbach im Juli 2013 eingestellt, nachdem der Unregelmäßigkeiten eingeräumt habe.
Die Liste nenne offenbar Achenbachs Einkaufspreise für Werke von Künstlern wie Joseph Beuys, Georg Baselitz oder Willi Baumeister, heißt es in den Berichten weiter. Gleich daneben stünden die Verkaufspreise, die er von seinen Kunden kassiert habe.
Der „Focus“ berichtet, Achenbach habe etwa das Picasso-Werk „La Famille du Jardinier“ für umgerechnet 3,6 Millionen Euro erworben. Seinem Kunden Albrecht habe er aber 5,5 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Bei mehreren Werken habe Achenbach anscheinend die Währung von Dollar zu Euro geändert.
Die Liste legt nahe, dass es zahlreiche weitere mögliche Opfer gebe. Der größte Teil der Abschlüsse von der Liste habe nämlich nichts mit Albrecht oder Boehringer zu tun, heißt es im „Spiegel“. Bei diesen weit über hundert Deals müssten andere Kunstsammler betroffen sein, die die Fahnder jetzt ermitteln müssen.
In ihrer Strafanzeige äußern die Albrecht-Anwälte den Verdacht, dass Achenbach von Galeristen und Oldtimer-Händlern Extra-Provisionen für die Vermittlung von Verkäufen an Albrecht erhalten habe. Die Anwälte nehmen an, dass die Firmen diese „Kick-Back-Zahlungen“ auf den Verkaufspreis aufschlugen, den Berthold Albrecht bezahlte, berichtet der „Focus“. Allein bei der Vermittlung eines 11 Millionen Euro teuren Ferraris 250 GT Berlinetta soll Achenbach mittels falscher Abrechnung 2,5 Millionen Euro kassiert haben.
Die Albrecht-Anwälte sollen der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen haben, sämtliche Konten der Achenbach-Gesellschaften einzufrieren. Besonders werthaltig sei in diesem Zusammenhang die Sammlung Rheingold. Achenbach ist deren Geschäftsführer.