Axel Prahl: „Die Leute halten mich für bodenständig“
Der Musiker Axel Prahl spielt zum ersten Mal in Düsseldorf. Im Savoy Theater erzählt er dazu ganz persönliche Geschichten.
Herr Prahl, Sie gehen als Musiker mit Ihrem Album „Blick aufs Mehr“ auf Tour. Ist das ein neues Leben für Sie?
Axel Prahl: Die CD ist ja 2011 erschienen, und in den nördlichen und östlichen Gefilden bin ich ziemlich erfolgreich unterwegs gewesen. Wenn ich das mal so uneitel sagen darf. Es klingt inzwischen so, als würden die Leute wegen der Musik kommen und nicht nur, weil ich Tatort-Kommissar in Münster bin.
Und bei uns im Westen?
Prahl: Es ist meine große Freude, dass ich endlich mal in Düsseldorf spielen kann. Das ist zumindest schon mal um die Ecke von Köln. (lacht) Denn in Köln habe ich bislang auch noch nicht auftreten dürfen. Ich weiß nicht, woran es liegt.
Dabei spielt Ihr Tatort doch in NRW.
Prahl: Lustigerweise war das einzige nicht ausverkaufte Konzert in Münster. Das hatte aber damit zu tun, dass der Konzertabend just an dem Sonntag anstand, als unser Tatort „Summ Summ Summ“ im Fernsehen lief. Man hätte das als Public Viewing vorweg machen sollen.
Sie gelten — überall und immer wieder — als authentisch. Können Sie damit etwas anfangen?
Prahl: Ich fasse das immer so auf, dass mich die Leute für bodenständig halten, recht geerdet und ein bisschen so einschätzen, wie sie sich selbst auch empfinden. Das ist für mich ein sehr großes Kompliment.
Aber die Menschen sehen Sie im Fernsehen und auf der Bühne.
Prahl: Zur Schauspielerei gehört natürlich etwas durchaus anderes. Da ist ja eher die Verstellung gefragt. Wenn es aber gelingt, einen Anstaltswärter oder den einen oder anderen Polizeicharakter so zu gestalten, dass sie in ihrer Art sehr unterschiedlich sind, und trotzdem das viel zitierte Wort authentisch benutzt wird, dann ist das etwas Positives — finde ich.
Sie schreiben und komponieren Ihre Lieder selbst, singen von der Liebe und dem Reisen. Wer steht denn bei Ihren Konzerten auf der Bühne, Axel Prahl oder der Schauspieler?
Prahl: Es ist auf jeden Fall beides. Der Abend soll schließlich in erster Linie unterhalten, das ist bei mir oberste Prämisse. Es ist eine lustige Vermengung sehr persönlicher Ansichten mit meinen eigenen Liedern.
Sie treten mit zehn Musikern auf — ganz schön üppig. Warum brauchen Sie Streicher?
Prahl: Das ist schon großes Besteck. Es hat sich so ergeben, weil wir die CD mit dem Babelsberger Filmorchester eingespielt haben. Der Qualitätsunterschied sollte live nicht zu groß sein.
Warum sind Ihnen die Streicher so wichtig?
Prahl: Die Streicher sind natürlich ein sehr emotionaler Part der Musik und machen den Reiz aus. Wir spielen im zweiten Teil des Abends die CD einmal komplett durch, und wenn das dann mit einer großen Ouvertüre losgeht — das empfinde ich als Glück.
Als junger Mann haben Sie in Spanien Straßenmusik gemacht. Hätten Sie sich so einen Auftritt damals träumen lassen?
Prahl: Auf gar keinen Fall. Zu der Zeit hätte ich mir nie vorstellen können, mit einem so großen Orchester mal unterwegs sein zu dürfen. Damals haben wir eher Leo Kottke gespielt und solche Picking-Geschichten gemacht.
Keine eigenen Songs?
Prahl: Ich hätte mich damals mit meinen Sachen nicht vor ein Publikum getraut.
Warum?
Prahl: Gut Ding will eben Weile haben. Zum Teil waren die auch nicht fertig und vor allem nicht so gut arrangiert wie heute.
Im Titelstück heißt es gesellschaftskritisch: „Ich habe, also bin ich!“ Das Album ist für mich eher anrührend als politisch und — na ja — auch ein bisschen sentimental.
Prahl: Ich habe gar nichts gegen den Ausdruck sentimental. Das sind alles Momente, die ich auch erlebt habe. Da steht eine persönliche Geschichte dahinter. Ich werde während des Konzerts erzählen, warum, wieso, weshalb. Dadurch ist zum einen sehr viel Emotionales auch dabei.
Sie als Norddeutscher blicken aber nicht nur aufs Meer, sondern auch aufs „Mehr“.
Prahl: Axel Prahl ist eben auch ein politischer Mensch mit seinen Ansichten. Um diese Grätsche hinzubekommen im Titel, sind wir auf „Blick aufs Mehr“ gekommen. Gibt ja schließlich auch einige maritime Themen.
Hat Ihre Bekanntheit als Tatort-Kommissar diese relativ neue Seite Ihres Künstlerlebens ermöglicht?
Prahl: Ich stand ja schon lange als Musiker auf der Bühne, bevor ich überhaupt Schauspieler wurde. Wir sind damals recht erfolgreich aufgetreten, ich habe dann aber für mich entschieden: Beides zu machen, das frisst mich auf. Eigentlich hat es auch der schnöde Mammon entschieden, ich habe damals als Schauspieler ein regelmäßiges Gehalt bekommen. Und bis man von der Musik leben kann, das ist ein sehr langer und steiniger Weg. Insofern war der Tatort-Kommissar auch ein Steigbügelhalter für mein musikalische Schaffen.
Machen Sie mit Jan Josef Liefers — Professor Boerne im Tatort — beim Drehen manchmal Musik?
Prahl: So haben wir uns das erste Mal kennengelernt. Das war sehr lustig. Wir hatten beide am Set unsere Gitarren dabei, und es stellte sich heraus, dass wir beide Musiker sind. Das Eis war gebrochen. Grandios.
Was haben Sie gespielt?
Prahl: Sachen, die man am Lagerfeuer auch spielen würde. Man macht dann eben so Sessions zusammen. Das ist ja das Schöne in der Musik: Wenn man drei Akkorde hat, kann man schon sehr viel erreichen.