Alles Oper! Was war, was geht, was kommt
Am Ende der Spielzeit 2017/18 blicken wir auf die ereignisreiche Saison zurück. Auch nach der Sommerpause erwartet den Opernfreund manch Highlight.
Düsseldorf. Nach der Spielzeit ist vor der Spielzeit. Und auch wenn es abgedroschen klingen mag, trifft es doch recht genau den Kern der Sache. Die Saison an der Deutschen Oper am Rhein geht langsam zu Ende — ab dem 15. Juli legt sich die erwartungsvolle Ruhe der Sommerpause über die Opernszene Düsseldorfs. Ein idealer Zeitpunkt für eine Retrospektive, aber auch ein Blick auf die kommende Saison am Musiktheater der Landeshauptstadt. Ganz subjektiv indes, mit Fokus auf die Oper in Düsseldorf allein. Den Ballettfreunden sei, an anderer Stelle, ein eigenes Resümee mit Ausblick versprochen.
Wie auch schon in der vergangenen Spielzeit krönt der „Ring am Rhein“ — in Hilsdorfs Inszenierung — das Programm der kommenden Saison. In Erinnerung bleiben der ominöse Hubschrauber aus der Walküre, Fafners Dampflok aus Siegfried und teils überragende Wagner-Stimmen. Nach der Walküre und Siegfried, die trotz ihrer musikalischen Qualität auf ein eher geteiltes Echo gestoßen sind, dürfen sich hiesige Wagnerianer und die es noch werden wollen auf die Premiere der Götterdämmerung am 27. Oktober freuen. Natürlich wieder mit Linda Watson als Brünnhilde. Zudem gibt es für besonders hingebungsvolle Wagner-Freunde, die doch recht selten gesäte Möglichkeit, den Ring als Zyklus - also alle vier Teile in enger zeitlicher Abfolge - zu erleben: Vom 13. bis zum 23. Juni 2019, somit am Ende der kommenden Spielzeit. Es könnte reizvoll sein, Hilsdorfs doch noch etwas enigmatisch wirkende Konzeption als Ganzes, mit großem Bogen auf sich wirken zu lassen. Allein wegen Wagners Musik unter Kobers zweifelsfrei respektablem Dirigat lohnt es, sich den Marathon vorzunehmen.
Doch auch wenn manche Stimmen den Eindruck erwecken mögen, das Haus an der Heinrich-Heine-Allee ist nicht Bayreuth und die Spielzeit 17/18 hatte, genauso wie die kommende, auch andere Höhepunkte zu bieten.
Unvergesslich dürfte Stefan Herheims Wozzeck sein. In vielerlei Hinsicht. Alban Bergs Partitur ist so farbenreich, berührend und aufrührend zugleich. So dass jede Aufführung, ist sie szenisch und musikalisch erträglich, sich nachhaltig in die tiefen Erinnerungsschichten des Publikums zu brennen vermag. Doch Herheims Wozzeck, mit Bo Skovhus in der Titelpartie - eine Horrorvision eines zu Tode Verurteilten - war mehr als nur erträglich, viel mehr. Nur schade, dass wir 2018/19 auf ihn verzichten müssen. Dafür feiert Händels Xerxes unter seiner Regie Wiederaufnahme am Düsseldorfer Haus. Doch für Liebhaber dichter moderner Klänge ist das nur bedingt ein Trost. Indes kommt Prokofiews „Der Feurige Engel“ zurück und man darf mit großer Spannung die Uraufführung von Anno Schreiers „Schade, dass sie eine Hure war“ am 16. Februar 2019 erwarten. Jener ist zu einem der gefragtesten deutschen Opernkomponisten seiner Generation avanciert und verbindet in seiner Tonsprache eine harmonische Mischung aus tradiertem Opernduktus mit postmoderner Expressivität. In seinem neuesten Werk widmet er sich dem Schauerdrama des Shakespeare-Zeitgenossen John Ford.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Neuinszenierung von Tschaikowskys „Pique Dame“, die in der Hand von Lydia Steier liegt, die zurzeit die Premiere von ihrer Zauberflöte in Salzburg vorbereitet. Am 25. Mai 2019 ist, mit der Grande Dame Hanna Schwarz als „Gräfin“, Premiere an der Düsseldorfer Oper.
Auch letzte Saison verzauberte die Theatergruppe „1927“ mit ihrer raffinierten Mixtur aus Animation und Szene. Diesmal verarbeiteten sie Strawinskys Petruschka und Ravels „L´enfant et les sortilèges“. Ab November 2018 wieder im Spielplan. Glücklicherweise bleibt ihr Dauerrenner, die Zauberflöte, auch auf dem Programm. Wer sie noch nicht gesehen haben sollte und mal eine gänzlich andere Sicht auf Mozarts Singspiel gewinnen will, dem sei ein Besuch wärmstens ans Herz gelegt. Auch Strauss-Fans kommen auf ihre Kosten. Ariadne auf Naxos und Arabella kommen wieder, wenngleich Otto Schenks Rosenkavalier leider wieder zurück in seine Mottenkiste muss.
Madama Butterfly unter der Regie von Joan Anton Rechi ist auch erneut zu sehen. Genauso wie Rolando Villazóns - der sich nach stimmlicher Abnutzung der Regie verschrieben hat - Don Pasquale. Nachdem letzte Saison Donizettis Maria Stuarda in Duisburg über die Bühne ging, kann sich ab dem 19. Dezember 2018 auch das Düsseldorfer Publikum ein Bild von Guy Joostens Inszenierung mit Adela Zaharia in der Titelrolle machen. Am 30. März 2019 feiert Roméo (Ovidiu Purcel) et Juliette (Luiza Fatyol) am Düsseldorfer Haus Premiere. Inszeniert von Philipp Westerbarkei, der schon für „Wo die wilden Kerle wohnen“ (Junge Oper am Rhein) verantwortlich zeichnete. Das Jugendstück bleibt zur Freude aller Familien auch im Repertoire. Hinzu kommen für kleinere Opernfreude „Gold“ von Leonard Evers (Premiere 1 April 2019) und die mobile Produktion „Nils Karlsson Däumling“ von Thierry Tidrow.
Wer auf Operettenklänge nicht verzichten möchte, muss allerdings den Weg nach Duisburg auf sich nehmen. Denn die Fledermaus unter Axel Köhlers Regie (Premiere am 8. Dezember) wird dem Düsseldorfer Haus zunächst vorenthalten. Aber so ist es, wenn man zwei Häuser bespielt und Duisburg ist ja nicht allzu weit.
Alle Infos auf: operamrhein.de