Als Model bei der Exit: In High Heels über den Laufsteg
Stress hinter den Kulissen und am Ende die perfekte Show: Unsere Autorin lief als Model mit. Ein Countdown.
Düsseldorf. Die glamouröse Welt der Models zieht zahlreiche junge Mädchen in ihren Bann. Einmal in Designerkleidern und hohen Hacken über den Catwalk laufen, in die Kameras lächeln und sein Foto später in den Magazinen und Modeblogs wiederfinden — davon träumen viele. Die Realität ist jedoch viel härter als gedacht — wie ich am Samstagabend bei der Exit, der großen Modenschau der Akademie Mode und Design (AMD), am eigenen Leib erfahren konnte.
Es sind noch mehr als neun Stunden bis zur ersten Show, als ich das Schauspielhaus durch den Seiteneingang betrete. In den zehn Räumen im ersten Stock geht es bereits hektisch zu. Designer, Models, Visagisten und Organisatoren sind schon mit dem Fitting beschäftigt. Klamotten, Stoffreste, Schuhe sind überall verteilt. Dann geht es auch für mich schon in die Maske. Die Visagisten zücken Pinsel und Puderquaste, arbeiten wie am Fließband: 50 Mädchen müssen geschminkt und gestylt werden — teilweise sogar mehrmals neu für jede Semester-Show.
In einer Ecke studieren ein paar Models die Choreographie auf High Heels ein, in der anderen prüft Designerin Nasrin Degenring, ob jedes Mädchen ihr Outfit kennt. Später bei der Show muss alles sekundenschnell gehen.
Mittlerweile ist es 17 Uhr und nur noch eine Stunde bis zur Show. Wie viele andere Mädchen laufe ich nicht nur für eine Designerin über den Laufsteg. Meine Zeit, um nach dem ersten Walk hinter die Bühne zu laufen, mich aus- und wieder anzuziehen und wieder zurück zu rennen, beträgt genau zwei Minuten. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist riesig. Das Lampenfiber steigt.
18 Uhr, es ist soweit. Wir stellen uns in einer Reihe auf, um uns herum zupfen die Visagisten noch an unseren Frisuren herum, die Designer an den Outfits. Dann geht es los: Die Choreografin schickt jedes Model hintereinander auf die Bühne. „Go“ sagt sie. Ich trete aus dem Schatten ins Scheinwerferlicht. „Lasst die Musik auf Euch wirken“, hatte die Choreografin bei der Probe gesagt. Das versuche ich zu verinnerlichen. Ich schaue geradeaus und achte auf meinen Gang. Bloß nicht zu schnell auf den Laufsteg, denke ich, und bloß Abstand halten. Vorne soll ich kurz anhalten und in die Kamera schauen, doch das Licht blendet. Zuschauer und Fotografen erkenne ich nur verschwommen, also drehe ich mich wieder um und gehe zurück. Geschafft!
Am anderen Ende empfängt mich schon eine Anziehhilfe, ich renne zurück zum Anziehraum — das Outfit habe ich bereits im Laufen ausgezogen und die Schuhe schon im Gang abgestriffen. Die Zeit bis zur nächsten Show ist knapp: In 30 Minuten beginnt alles von vorn.