Sankt Anna Anwohner sind gegen Pläne für St.-Anna-Gelände

Düsseldorf · Niederkassel Die Bürgerinitiative „L(i)ebenswertes Niederkassel“ lässt am Investorenprojekt der katholischen Kirche kein gutes Haar und fordert neue Pläne.

 Viele alte Bäume sollen auf dem Areal erhalten bleiben, neue werden gepflanzt.

Viele alte Bäume sollen auf dem Areal erhalten bleiben, neue werden gepflanzt.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Der stellvertretende Planungsamtsleiter Dirk Baackmann gab sich betont ruhig, als er in der voll besetzten Aula des Comenius-Gymnasiums den korrigierten Entwurf für den Bebauungsplan des Sankt Anna-Grundstücks vorstellte. Es handelte sich um eine frühzeitige Bürgerbeteiligung, in der noch nicht alles geprüft sei. Man könne also viele Anregungen geben. Doch die Bürger wollten weniger Wünsche äußern, als Dampf ablassen. Ihre Vorwürfe richteten sich gegen Stadt, Politik und katholische Kirche. Oberbürgermeister Thomas Geisel eilte herbei, um wenigstens seine Verwaltung zu schützen.

Die Pläne wurden von der Verwaltung abgespeckt

2016 hatte die katholische Kirche die Anna-Kirche aufgegeben. 2017 startete sie einen Investorenwettbewerb, den der Kölner Investor „Absolut Immobilien“ gewann. 2018 forderte die Bezirksvertretung eine Überarbeitung. Das nun reduzierte Projekt sieht 85 statt 80 Wohnungen vor. Die First- und Wandhöhen zu Alt-Niederkassel werden abgesenkt. Die Kanalstraße wird von 4 auf 5,50 Meter verbreitert. Und Bäume werden gerettet und vermehrt neu gepflanzt.

Mehr noch: Ein 560 Quadratmeter großer Platz an der Ecke Kanalstraße/Niederkasseler Straße ist vorgesehen. Nur in dessen Umgebung wird vierzügig gebaut, sonst ist dreigeschossig geplant. Außerdem ist in den Erdgeschossen auch eine Nutzung etwa als Café möglich. Frei finanzierte Wohnungen sind an Alt- Niederkassel und am Pastor-Zentis-Weg angedacht. Die preisgedämpften Wohnungen sollen an der Niederkasseler Straße entstehen. Es wird 200 Stellplätze für Fahrräder und über 80 Parkplätze in einer eingeschossigen Tiefgarage mit Ein- und Ausfahrt an der Kanalstraße geben. Die 29 Parkplätze am Straßenrand sollen bestehen bleiben.

Derlei Korrekturen waren zum Wohl der Anlieger gedacht. Doch die Bürgerinitiative „L(i)ebenswertes Niederkassel“ (1500 Unterschriften) lehnte alles prinzipiell ab. Ihr Sprecher Hans Bleuel erklärte, der B-Plan gehe zu Lasten der Lebensgestaltung und diene nur dem Profit des Eigentümers. Selbst die öffentliche Hand bekam ihr Fett ab: Sie finanziere zu 90 Prozent die neue, vierzügige Kita und fördere den subventionierten Wohnungsbau. Sie sei also an vielen Stellen mit im Boot. Das dürfe so nicht sein. Das Quartier werde verschandelt, das Projekt sei ein städtebauliches Fiasko. Mitstreiter Friedhelm Vogel meinte gar, man solle die Veranstaltung sofort abbrechen. Auch von Erpressung war die Rede.

Die Kirche stand sowieso in der Schusslinie. Sie sei, so eine Teilnehmerin, der größte und reichste Investor in Deutschland. Sie folge der „Spur des Geldes“. Das Straßenverkehrsamt bekam zu hören, dass ein Anlieger rund um den Schulbeginn der katholischen Grundschule nicht aus seiner Garage ausfahren könne. „80 Autos mehr, das ergibt ein Chaos“, so seine Meinung.

Immerhin ein Vorschlag: Gebt der Kita die Kirche als Gebäude

Als Michael Hahn vom Niederkasseler Bürgerverein der Politik vorwarf, sie lasse sich einspannen, fühlte sich Bezirksbürgermeister Rolf Tups angegriffen und rief zur Ordnung. Er bat jedoch fast vergeblich um Vorschläge. Lediglich eine Frau meinte, man könne doch die Kita in die Kirche verlegen.

Auf dem Höhepunkt der allseitigen Anschuldigungen und Vorwürfe tauchte Oberbürgermeister Thomas Geisel auf und erklärte, ihm gefalle das Planungskonzept. Die Stadt habe ein Interesse am Wohnungsbau. Er wehrte sich zugleich gegen „Verschwörungstheorien“, dass es sich um ein „von langer Hand vorbereitetes Täuschungsmanöver des Oberbürgermeisters“ handele, wie es der Anlieger Friedhelm Vogel in einem offenen Brief genannt hatte. Das sei eine „unflätige Behauptung“, die er in aller Form zurückweise. Die Beteiligung der Bevölkerung diene dazu, einen qualitativ wertvollen Wohnungsbau zu schaffen. Die endgültige Entscheidung aber treffe der Rat.