Baupläne Anwohner wehren sich gegen Bauvorhaben an Düsseldorfer Kiefernstraße
Düssleodrf · Ein Hotel mit 300 Betten und 150 Mikroappartements sollen zwischen Erkrather und Kiefernstraße entstehen. Der aktuelle Bebauungsplan erlaubt das – die Anwohner wünschen sich etwas anderes.
Ein neues Hotel mit 300 Zimmern und 150 kleine Appartements, die laut Investor vor allem für Studierende und junge Berufstätige gedacht sind - das plant die Cube Real Estate an der Erkrather Straße. Rund 60 Millionen Euro sollen für die Baupläne auf einem Teil des Parkplatzes vor dem B8-Center und dem Grundstück daneben, auf dem bislang eine Autowerkstatt war, investiert werden. Doch direkt nebenan regt sich Widerstand – die Bewohner der Kiefernstraße fürchten um ihre Wohnsituation, die Netzwerke und die Atmosphäre auf der Straße. Und haben eigene Vorstellungen, was hier entstehen sollte.
„Wer arm ist, fliegt raus“, heißt es auf einem Plakat, das zwischen den Häusern über die Kiefernstraße gespannt ist. Es drückt einen wesentlichen Kritikpunkt an den Plänen aus. „Die Menschen, die hier in der Ecke wohnen, können sich keine Mikroappartements für 500 Euro im Monat leisten“, sagt Kaspar Michels, der selbst früher hier gewohnt hat und noch immer vor Ort aktiv ist. Und noch ein weiteres Hotel , das brauche hier nun wirklich keiner. „Nachhaltig für den Stadtteil und die Bewohner ist dieses Vorhaben nicht“, findet er.
Als der Investor insolvent ging, wurde der Vertrag hinfällig
Ursprünglich habe es, so Michels, einen städtebaulichen Vertrag mit dem vorherigen Investor gegeben, in dem sich auf sozialen Wohnungsbau auf dem Grundstück geeinigt wurde. Die Stadt bestätigt das. Der Vertrag sei aber, als der Investor insolvent gegangen ist und das Grundstück weiterverkauft wurde, hinfällig geworden. „Sozialer und preisgedämpfter Wohnungsbau ist an dieser Stelle begrüßenswert“, heißt es auf Nachfrage bei der Stadt. Da der Bebauungsplan aber Pläne wie die, die nun im Raum stehen, erlaubt – dort ist für die Fläche ein Sondergebiet und ein allgemeines Wohngebiet vorgesehen – sind Vorstöße zu sozialem Wohnen für den Investor freiwillig. „Das geltende Planungsrecht ist bindend“, sagt ein Stadtsprecher. Die Stadt müsse die Pläne also nach aktuellem Stand genehmigen – im Prinzip.
Denn die Chance für die Gegner des Vorhabens liegt nun im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung. Nach einem Beschluss der zuständigen Bezirksvertretung steht der Bebauungsplan für die Fläche an der Erkrather Straße in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses noch einmal zur Debatte.
Bis dahin versucht man auf der Kiefernstraße gegen die Pläne mobil zu machen: mit Flyern und Plakaten, mit einem Infostand am vergangenen Samstag, mit Vernetzung mit anderen Gegnern und mit einer Online-Petition. „Im Moment sind wir optimistisch“, sagt Bernadette von Loë, die gegen das Projekt kämpft. Sie wohnt bereits seit 32 Jahren auf der Kiefernstraße und will auch gar nicht „normal“ wohnen. „Es gibt in Düsseldorf ohnehin zu wenig Raum für alternative Wohnformen“, sagt sie. Hier zu wohnen, sei etwas besonderes. Die Bewohner der Straße seien gut vernetzt, fangen sich gegenseitig auf, wenn jemand Schwierigkeiten habe. „Dieses Projekt stört unser Netzwerk“, sagt sie. Dabei gebe es genügend Leute, die gern dort wohnen würden – in großen Wohnungen für Familien, oder in barrierefreien Wohnungen, in die auch Menschen mit Behinderung ziehen könnten.
Dass die Pläne auf Skepsis stoßen würden, damit habe man auf Seiten der Investoren bereits gerechnet, heißt es von dort. Man suche den persönlichen Austausch und wolle eine gute Lösung für beide Seiten finden. „Wir glauben, dass der Stadtteil Flingern, wurzelnd in der Tradition eines Arbeiterviertels mittlerweile ein bunter und lebendiger Kiez ist, der mit seiner Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Gastronomie sowie neuer und alter Bebauung einen speziellen Charakter gewonnen hat“, sagt Daniel Gabel, Sprecher der Cube Real Estate. Man glaube deshalb, dass gerade hier ein Hotel im Niedrigpreissegment und die Mikroappartements gut ins Bild passen.
Ob das wirklich so gut zusammenpasst, das bezweifeln von Loë und Michels. Sie fürchten auch um Dinge wie die Straßenfeste, die Punk-Konzerte im AK47 und die Mauer, auf die das Kinder- und Jugendzentrum gerne malt. Wird das auch mit den neuen Nachbarn möglich sein? „Das ist so eine Situation, an der sich zeigen wird, ob die Stadt ihre Verpflichtung wahrnimmt, für die öffentliche Daseinsvorsorge zu sorgen. Oder ob sie vor den Investoren einknickt“, sagt Kaspar Michels.