Auf 360 Straßenabschnitten ist es definitiv zu laut
In den kommenden Wochen beschäftigt sich die Politik ausgiebig mit dem neuen Lärmaktionsplan.
Düsseldorf. Düsseldorf ist eine laute Stadt. Geahnt haben das schon viele Bewohner. Jetzt haben sie es auch schriftlich.
Im Auftrag der Stadt hat das Institut für Immissionsschutz akribisch die vorhandenen Daten analysiert und daraus einen Lärmaktionsplan erarbeitet, der jetzt in den politischen Gremien vorgestellt wird. Nach dem Umweltausschuss ist er in dieser Woche Thema im Ordnungs- und Verkehrsausschuss.
Die Zahlen: Auf rund 360 Straßenabschnitten ist es definitiv zu laut. 86 000 Wohnungen gelten als vom Autoverkehr belastet, weitere 36 000 als stark bis sehr stark belastet. Vom Lärm der Straßenbahnen belastet sind fast 24 900 Wohnungen, weitere 9000 stark bis sehr stark.
Und vom Eisenbahnlärm betroffen sind über 48 000 Wohnungen, davon 6840 stark bis sehr stark. Betroffen sind vor allem Straßenabschnitte in den innenstadtnahen Stadtteilen wie Stadtmitte, Pempelfort, Bilk und Friedrichstadt. Aber auch scheinbar ruhigere Gebiete wie Kalkum, Hamm, Benrath und Garath, wo sich die Bahn als Hauptlärmquelle entpuppt.
Bisherige und vorgeschlagene Maßnahmen der Stadt: Mit einem Förderprogramm zum Einbau von Schallschutzfenstern versucht die Stadt seit 2004 gegenzusteuern. Bis März 2010 wurden 270 Objekte mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Weitere Maßnahmen sind neben dem Bau von Lärmschutzwänden der sukzessive Einbau von Flüsterasphalt auf den betroffenen Straßen sowie die Begrünung der Straßenbahntrassen.
Die meisten Punkte des im Jahr 2005 aufgestellten Lärmminderungsplanes sind mittlerweile abgearbeitet. Mittelfristig sollen noch auf dem Lastring im Bereich der Brehmstraße und der Kruppstraße Rasengleise eingebaut werden, außerdem ist langfristig auf dem Südring entweder eine begrünte Lärmschutzwand oder ein lärmarmer Straßenbelag geplant.
Darüber hinaus empfiehlt der Gutachter, die Lärmsanierung auf der Tußmann-, Bagel- und Franklinstraße, der Hüttenstraße, der Merowingerstraße und der Herderstraße in Angriff zu nehmen.
Zuständigkeit des Landesbetriebs Straßenbau NRW: Zudem bescheinigt das Institut für Immissionsschutz, dass auf der A 46 in den Abschnitten Flehe und Wersten sowie auf der A 59 im Bereich Schwarzer Weg dringender Handlungsbedarf besteht. Hier ist der Landesbetrieb Straßenbau NRW in der Pflicht.
Empfohlen wird ein Austausch der Fahrbahnbeläge mit offenporigen (und dadurch schallschluckenden) Asphaltschichten sowie eine Geschwindigkeitsüberwachung bzw. Reduzierung auf der A 46. Ein entsprechender Antrag für den Werstener Bereich wurde, wie berichtet, im jüngsten Umweltausschuss verabschiedet.
Offene Fragen: Für die Umweltpolitiker ist der Lärmaktionsplan nur ein erster Schritt. Denn im Fokus stehen vor allem Verbesserungen beim Straßenverkehrslärm. Allerdings nicht in allen Aspekten. So würde der Geräuschpegel der Rheinbahnbusse völlig unterschätzt, bemängelte Rüdiger Gutt (CDU).
Sein Vorschlag: Bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen soll verstärkt auf leisere Fahrzeuge geachtet werden. Weil die modernen Niederflurbahnen zudem die Hoffnung auf eine merkliche Reduzierung des Lärms nicht erfüllt haben, wird derzeit ein umfangreicher Prüfkatalog erarbeitet, der sich mit der Geräuschentwicklung der Bahnen auf den verschiedenen Gleistypen beschäftigt.
Und weil die Stadt für den Eisenbahnverkehr nicht direkt zuständig ist, kann sie nur in langwierigen Verhandlungen Verbesserungen erreichen.