Düsseldorf Auf die Streuung kommt es an

Beim Düsseldorfer Börsentag erklärten Experten die Risiken und Chancen beim Aktienkauf als Geldanlage.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Nur etwa 9,3 Millionen Deutsche haben Aktien im Depot, das sind etwa zwölf Prozent. Das sieht in anderen Ländern ganz anders aus. In den Niederlanden besitzen 30 Prozent Wertpapiere, in den USA 60 Prozent. „Deutschland hat keine ausgeprägte Aktienkultur“, sagt auch Thomas Dierkes vom Vorstand der Düsseldorfer Börse. Um das ramponierte Image ein wenig aufzubessern, veranstaltet die Börse einmal im Jahr einen Tag der offenen Tür, bei dem sich Anleger über den Handel mit Aktien informieren können.

Doch woher kommt eigentlich dieser schlechte Ruf der Aktie? „Im Jahr 2000 hat es richtig gerappelt, als der neue Markt zusammengebrochen ist und der Dax von 8000 auf etwas über 2000 Punkte zusammengebrochen ist. Solche Rückschläge belasten die Leute und das Vertrauen schwindet. Obwohl der Dax heute wieder bei über 10 000 Punkten steht“, sagt Dierkes.

Sein Geld zur Bank zu bringen, ergibt zurzeit wenig Sinn. Die Zinsen liegen knapp oberhalb von null Prozent und die Inflation übersteigt den Kapitalertrag. Doch was sollte man beim Aktienkauf beachten? Dierkes gibt Ratschläge. „Je älter man ist, desto weniger Risiko sollte man eingehen, wenn der Aktienbesitz auch als Altersvorsorge gedacht ist.“ Außerdem ist seiner Meinung nach die Streuung sehr wichtig. „Besser ist es, in Fonds statt in Einzeltitel zu investieren. Denn dann kann es nicht zum Totalverlust kommen, sollte es bei einer Firma Schwierigkeiten geben.“

Am Allerwichtigsten ist es jedoch, sich selbst vorab über die Anlageform zu informieren. „Bei den Banken gibt es heutzutage nicht mehr die richtige Beratung, zumindest nicht, wenn sie nur 4000 Euro anlegen wollen. Bringen Sie eine Million mit, dann öffnen sich alle Türen.“

Ernst Krohn handelt seit Jahren mit Aktien. „Ich bin auch schon richtig auf die Nase gefallen, aber wenn man Geduld hat, erholt sich so ein Papier meistens wieder“, sagt er. „Man sollte halt kein Geld einsetzen, wenn man weiß, dass man es in drei oder vier Monaten unbedingt braucht.“

Bianca Ernst besitzt noch keine Aktien: „Ich bin hier, um mich über die Risiken und die Kosten zu informieren.“ Auch zu diesem Thema wurden beim Börsentag Vorträge gehalten. Für Einsteiger erklärte Thomas Dierkes die wichtigesten Grundbegriffe. So sollte man auch wissen, dass die Düsseldorfer Börse die einzige in Deutschland ist, die den spreadlosen Handel (sogenannte „Aussuchkurse“) ausführt. Dabei werden keine klassischen Geld- und Briefkurse dazwischengestellt. In den Dax-30-Aktien werden Kauf- und Verkaufsorder der Anleger zum selben Preis ausgeführt. Das spart eine Menge Kosten. Eins stellt Dierkes aber noch klar: „Wer vor zehn Jahren 10 000 Euro investiert hat, ist heute deutlich im Plus. Und so lange wir diese politisch gewollt niedrigen Zinsen haben, führt kein Weg an der Aktie vorbei.“