Düsseldorf Stadt macht sich schwarz-rot-gold
Diese Woche bricht das EM-Fieber aus. Wo geguckt, wie dekoriert wird — und was Arbeitgeber sagen.
Düsseldorf. Begeisterung beginnt meist ganz behutsam. Ein kleiner Spielplan der Fußball-Europameisterschaft hängt bereits am Kühlschrank. Und ganz allmählich rückt das Turnier in den Fokus: Am Freitag ist Anpfiff in Paris. Die Vorbereitungen laufen aber auch in Düsseldorf auf Hochtouren.
Fanmeile: Eine Premiere wird es auf dem Marktplatz geben. Endlich hat die Landeshauptstadt eine eigene Fanmeile mit Public Viewing und steht damit beispielsweise Hagen, Hamm und Wuppertal nicht mehr nach. Die LED-Leinwand ist mit 30 Quadratmetern sicher größer als die meisten Wohnzimmer der rund 4000 Fans, die vor dem Rathaus Platz finden können. Wegen des erwarteten Andranges wird der Zaun rund um das Reiterstandbild des Kurfürsten Jan Wellem abgebaut.
Gezeigt werden alle Spiele der deutschen Mannschaft, bei Erreichen des Endspiels sind das sieben Partien. „Für die ersten drei Spiele zusammen haben wir schon mehr als 2500 Karten verkauft“, sagt Organisator Dennis Kessmeyer. Wie im Stadion gibt es Stehplätze und auch VIP-Bereiche, diese befinden sich im ersten Stock des Rathauses und vor der alten Kämmerei. Ganz frankophil wird hier zum Fußball auch Käse und Wein serviert. Auf den Stehplätzen jedoch nicht. „Aus Sicherheitsgründen gilt ein Glasverbot und Wein aus Plastikbechern ist nun mal nicht stilvoll“, begründet Dennis Kessmeyer die Entscheidung.
EM und Arbeit: Die früheste Anstoßzeit ist um 15 Uhr, die drei Gruppenspiele des deutschen Teams beginnen zweimal um 21 Uhr und einmal um 18 Uhr. Das ist durchaus arbeitnehmerfreundlich, Pech haben nur diejenigen, die im Schichtdienst arbeiten müssen. „Bei der Polizei gibt es kein gemeinsames Rudelgucken und keine speziellen Dienstregelungen, die Kollegen müssen arbeiten“, sagt Pressesprecherin Susanna Heusgen. So geht es auch den Angestellten der Rheinbahn. „Die Fahrer haben feste Zeiten“, erklärt Heike Schuster von der Pressestelle und ergänzt: „Auf den elektronischen Anzeigen an den Haltestellen werden wir über die Resultate der Nationalmannschaft informieren, auch über Zwischenergebnisse.“ Und davon könnten auch die Fahrer profitieren.
In den insgesamt 32 Kliniken und 34 Instituten des Universitätsklinikums Düsseldorf spielt die Europameisterschaft aus gutem Grund auch nur eine Nebenrolle. „Der eine oder andere wird auf sein Smartphone zurückgreifen müssen“, mutmaßt Sprecherin Susanne Dopheide.
Rudelgucken: An vielen Orten in der Stadt ist gemeinschaftliches Fußballerleben möglich. Im Stahlwerk auf der Ronsdorfer Straße wird es wieder eine Leinwand geben. Auch im benachbarten Open-Air-Club Treibgut werden die Spiele zwischen Sandstrand, Pool und Palmen übertragen. Bewährtes Epizentrum der Fan-Euphorie sind einmal mehr die Kasematten am Altstadtufer. Alle Spiele der EM sind in den fünf angrenzenden Lokalen auf insgesamt sechs großen LED-Wänden zu sehen. „Die Gäste kommen wegen der Kombination von Stimmung, Essen und Trinken und dem Ausblick auf den Rhein“, meint Mateo Skendo von der zuständigen Werbeagentur Teomedia. Rund 5000 Menschen finden hier Platz.
Kleiner und nicht weniger stimmungsvoll ist der Rahmen im Vossen auf der Helmholtzstraße in der Friedrichstadt. Zwei Leinwände und insgesamt vier Fernseher sorgen drinnen dafür, dass niemand ein Tor verpasst. Draußen stehen noch mal zwei große Flachbildschirme. „Wir zeigen alle Spiele und werden ganz spezielle deutsch-französische Snacks anbieten“, kündigt Geschäftsführer Alex Kraa an.
Deko: Angelaufen ist auch das Geschäft mit Fanartikeln. Schwarz-rot-goldene Nackenstützen-Schoner als diebstahlsichere Alternative zu Autofähnchen und Außenspiegel-Bezügen bietet das Geschenkartikelgeschäft Arthur Platz auf der Grabenstraße an. Das weiße Heimtrikot der Deutschen mit dem Namen und der Rückennummer 13 von Thomas Müller verkauft sich bei Intersport Voswinkel in den Bilk Arcaden am besten. „Viele Leute kaufen auch während des Turniers Fanartikel, es kommt ganz darauf an, wie erfolgreich die Nationalelf spielt“, weiß Geschäftsführer Frank Hermann.
Und weil es gerade mit Blick auf unser französisches Nachbarland Frankreich so viele liebgewonnene Stereotypen gibt, haben die gängigen Klischees auch Einzug in die Verkaufsregale gehalten: So bietet Karstadt Sport auf der Tonhallenstraße eine Baskenmütze in den deutschen Nationalfarben an. Und eine Plastiktröte in Baguetteform. Einen Camembert gibt es noch nicht, vielleicht kommt ja noch jemand auf die Idee, Sitzkissen in diesem Design anzubieten ...