Kunstsammlung Hauth Der „köstliche Kunstschatz“ des Arthur Hauth
Düsseldorf · Ein Aufsatz im Düsseldorfer Jahrbuch erinnert an einen Weinhändler, der im Palais Wittgenstein Kunst sammelte.
Die „Sammlung Arthur Hauth“ war einst nicht nur Düsseldorfer Kunstkennern ein Begriff. Im August 1934 hieß es in einem euphorischen Artikel in dieser Zeitung, den „Düsseldorfer Nachrichten“, über Hauth und seine Kunstwerke im Palais Wittgenstein, seinem Wohnhaus in der Bilker Straße: „Er füllte es im Laufe der Jahre mit den auserlesensten Kunstschätzen, er schuf die ,Sammlung Arthur Hauth’, die einen internationalen Ruf hat und ein so köstlicher Kunstschatz ist, wie ihn die Mauern der Stadt Düsseldorf (...) nicht mehr beherbergten, seit die große Galerie Jan Wellems ihr verloren ging.“ Hauth und seine Kunstsammlung der Vergessenheit entrissen hat jetzt Lara Sophia Schweizer mit einem großen Aufsatz im aktuellen „Düsseldorfer Jahrbuch“ (Band 89) des Geschichtsvereins, indem sie die Kunstsammlung von Hauth in weiten Teilen auch rekonstruiert hat, Titel: „Ein Geschmack wird untersucht.“
Wer war dieser Arthur Hauth, der an der Bilker Straße Gemälde alter Meister wie Lucas Cranach dem Älteren (u.a. „Bildnis des Martin Luther“), El Greco oder van Dyck, aber auch vieler Malern des 19. und 20. Jahrhunderts wie Andreas und Oswald Achenbach oder Max Clarenbach besaß und sie mit Plastiken, Kunsthandwerk und antikem Mobiliar verband? Geboren wurde er im Mai 1876 als Sohn des Mosel-Weinhändlers Eduard Hauth und seiner Frau Berta, die schon zehn Jahre später starb und in Düsseldorf wegen ihrer Mildtätigkeit auch als „Gute Fee der Armen“ bekannt war. Vater Eduard kaufte 1877 das Palais Wittgenstein in der Carlstadt und zog mit der Familie samt Weinhandlung dort ein. Als er 1901 plötzlich starb, übernahm Arthur den Weinhandel und baute ihn sehr erfolgreich mit Kontoren im Ausland aus.
Lara Sophia Schwarzer berichtet in ihrem Aufsatz, dass schon Arthurs Vater Eduard ein bekannter Kunstliebhaber und -sammler war, systematisch mit Kunstwerken stattete dann der Sohn alle Zimmer, Repräsentationsräume aber auch die Wirtschaftsräume der Weinhandlung an der Bilker Straße mit Kunstwerken aus. Seinen guten Kunstgeschmack entwickelte Hauth nicht zuletzt auf seinen Reisen als Weinhändler – nach London, Paris und vor allem nach Berlin, wo er die berühmten Kunstkenner Wilhelm von Bode und Max Friedländer für Gutachten heranzog. Und dann besuchte er 1936 seinen Jugendfreund Gustav Oberlaender, der in Pennsylvania ein Mäzen und Kunstförderer war und der ihm laut Schweizer zum Vorbild wurde.
Probleme mit dem NS-Regime bekam Arthur Hauth nach seiner Rückkehr aus Amerika 1936. Die Nazis stellten ihn wegen seiner homosexuellen Beziehung zu seinem Adoptivsohn Curt Worlitzer mehrfach vor Gericht, 1938 mussten beide in Untersuchungshaft, wurden aber mangels Strafttatbeweisen freigelassen. Im Januar 1939 allerdings nahm sich Curt Worlitzer-Hauth das Leben. Bei Luftangriffen Anfang November 1943 brannte das Haus an der Bilker Straße größtenteils nieder, zum Glück aber hatte Hauth bereits viele seiner Bilder im heutigen Kunstpalast im Ehrenhof untergestellt.
Zu Lebzeiten sehr bekannt war Artur Hauth in Düsseldorf, weil er sein Haus gerne für Besucher öffnete (an Fronleichnam stellte er Kunstwerke gar vor seine Tür), weil er Werke immer wieder für Ausstellungen in Museen verlieh, aber auch, weil er als Wohltäter und Mäzen auftrat.
Bereits 1937 ließ Arthur Hauth den Großteil seines Kunstbesitzes bei Lempertz in Köln versteigern, der Auktionskatalog ist bis heute die beste Erinnerungsquelle für die Sammlung Hauth. Lara Sophia Schweizer vermutet, weil es ihm finanziell nicht mehr gut ging. Denn eigentlich war der Zeitpunkt sehr ungünstig, so Schweizer, weil der Markt damals überschwemmt war mit Kunstwerken von Zwangsauktionen jüdischen Besitzes. Offenbar haben die Nazis zumindest einen Teil der zu versteigernden Bilder Hauths geschätzt, sechs Werke sollen laut einem zeitgenössischen Bericht „durch den Reichsminister in das Verzeichnis der national wertvollen Kunstwerke eingetragen worden sein“. Nicht hoch im Kurs hätten dagegen „exotische sowie spanische Kunst“ bei der Auktion gestanden.