Neuer Lebensabschnitt Azubis und ihr Berufseinstieg

Zwei Jugendliche erzählen, wie sie den Start ins Berufsleben erlebt haben und wieso die Arbeit anders ist als gedacht.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Selbst wer seinen Traumausbildungsplatz gefunden hat, muss manchmal enttäuscht festellen, das Traum und Wirklichkeit nicht übereinstimmen: Immerhin 13,9 Prozent der Jugendlichen haben ihre Lehre 2014 im Kammerbezirk auch deshalb abgebrochen. Zwei Auszubildende erzählen, wie sie den Einstieg ins Berufsleben erlebt haben, weshalb die Arbeit ganz anders ist als gedacht und warum sie nun um nichts in der Welt mehr tauschen wollen.

Auf die Idee, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen, wäre Eva Weiland (Name von der Redaktion geändert) von alleine nie gekommen. „Eigentlich wollte ich Reittherapeutin werden“, erzählt die 19-Jährige. Doch dazu habe sie studieren müssen. „Und ich habe ja nur den Hauptschulabschluss.“ Andere Bewerbungen liefen ins Leere. Ihre Eltern hätten ihr schließlich vorgeschlagen, doch erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren.

Weiland hält das für eine gute Idee und fängt im Pflegeheim an. Und ist überrascht: Denn die Arbeit macht ihr ungeheuren Spaß. Weiland — damals noch nicht 18 Jahre alt — entschließt sich, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen. „Anfangs dachte ich, dass es in der Altenpflege nur darum geht, die Menschen zu waschen“, erzählt sie. Aber der Beruf biete viel mehr.

Den Kontakt zu den Menschen zum Beispiel. Ein Schock sei gewesen, mit den bettlägerigen Menschen in Kontakt zu kommen. „Darüber habe ich mir vorher gar keine Gedanken gemacht“, gibt sie zu. Auch der Tod von Bewohnern habe an der Psyche genagt. „Aber dazu hatte ich eine Vertrauensperson, mit der ich das verarbeiten konnte.“ Unterschätzt werde häufig auch, dass Altenpflege ganz schön anstrengend ist. Schließlich gilt es unter anderem, die Senioren aus ihren Betten zu heben. „Das geht ganz schön in die Knochen.“

Einen anderen Beruf auszuüben, kann sich Weiland trotzdem nicht mehr vorstellen. „Ich möchte jetzt ein paar Jahre in der Altenpflege arbeiten, und mich dann zur Wohnbereichsleiterin hocharbeiten“, sagt sie.

Auf Umwegen ist auch Stefan Schiffer an seinen Ausbildungsplatz gekommen. Fliesenleger oder Maler- und Lackierer — diese beiden Ausbildungsberufe standen bei ihm ganz oben auf der Wunschliste, als er noch zur Schule ging. Nach der Schule fand er eine Lehrstelle als Fliesenleger. Doch glücklich war er damit nicht so wirklich. Er fühlte sich nicht richtig wohl im Betrieb. Nach zwei Jahren brach Schiffer die Ausbildung deshalb ab.

Anfangs versuchte er noch, bei einem anderen Fliesenleger unterzukommen, hatte aber kein Glück. Einen Auszubildenden für nur ein Jahr einzustellen, ist vielen Betrieben zu aufwendig. „Ich konnte mir aber auch nicht mehr vorstellen, das mein ganzes Leben zu machen“, sagt er. Der 22-Jährige hatte Glück, er fand einen neuen Ausbildungsplatz, bei Malermeister Jörg Schmitz — und hat dort nun nicht nur seine Traumarbeitsstelle, sondern auch seinen Traumjob gefunden.

Die Arbeit mache riesigen Spaß, auch weil sie so abwechslungsreich sei, erzählt er. Im Laufe der Ausbildung habe sich außerdem gezeigt, dass die Ausbildung um einiges vielfältiger sei als gedacht. „Ich mache nicht nur die üblichen Sachen, sondern kann ganz viel ausprobieren. Vom Parkett verlegen bis zum Entfernen von Graffiti.“ Die größte Umstellung sei für ihn nach der Schule übrigens gewesen, sich auf die harte körperliche Arbeit einzustellen. „In der Schule habe ich ja praktisch nur gesessen“, sagt er.

In der ersten Zeit sei er deshalb immer um acht Uhr ins Bett gefallen. „Aber nach ein paar Wochen hatte ich mich daran schon gewöhnt.“