Bürgermonitor in Düsseldorf Bäume müssen Parkplatz weichen

Düsseltal. · Viele Bäume wurden gefällt, als das Haus der Jugend abgerissen wurde – für einen Parkplatz. Das finden die Anwohner skandalös.

 Christine Sachtjé, Petra Appel, Heinz-Werner Meier, Andreas Bergmann, Rafael Leissa, Anna Bech (v.l.) sowie Mathilda (5) und Karlotta (2) sind wütend und traurig über den Verlust der Bäume.

Christine Sachtjé, Petra Appel, Heinz-Werner Meier, Andreas Bergmann, Rafael Leissa, Anna Bech (v.l.) sowie Mathilda (5) und Karlotta (2) sind wütend und traurig über den Verlust der Bäume.

Foto: Marc Ingel

Kurz vor Weihnachten wurde das Haus der Jugend an der Lacombléstraße abgerissen. Das Gebäude hatte seine besten Jahre hinter sich, am Standort soll nun ein dreigeschossiger Neubau mit Kita, günstigen Wohnungen für Auszubildende, Büro- und Seminarräume, ein Café, ein Veranstaltungsraum für den Jugendring sowie Räume für die Junge Aktionsbühne entstehen. Dagegen haben auch die Anwohner nichts. Dass für einen Parkplatz jedoch sämtliche Bäume gerodet wurden, dagegen schon.

Genau genommen muss man sogar von einem Mini-Wald reden oder zumindest einer grünen Oase, die nicht nur schön anzusehen war, sondern auch eine Art Lärmschutz darstellte, fanden im Haus der Jugend doch stets Konzerte statt (Ähnliches wird es wohl auch weiterhin geben). Zudem befindet sich der DSC-Fußballplatz direkt gegenüber. Damit nicht genug: „Hier wurde ein natürliches Habitat zerstört. Mit der Radikalrodung haben auch etliche Tiere ihr Zuhause verloren“, kann Andreas Bergmann von Amsel bis Turmfalke allein neun Vogelarten aufzählen – nicht, dass er Ornithologe wäre, „aber meine Frau kennt sich da ganz gut aus“. Hinzu gesellen sich Fledermäuse, Hasen und Eichhörnchen, sagt die langjährige Anwohnerin Christine Sachtjé.

 Auf viele Bäume schaute Andreas Bergmann bisher.

Auf viele Bäume schaute Andreas Bergmann bisher.

Foto: Marc Ingel

Was Anna Bech vor allem ärgert: „Es gab vorab keine Bürgerinformation, die Anwohner wurden nicht einbezogen. Stattdessen wurde die Rodung in einer Nacht- und Nebelaktion morgens früh ab 6.30 Uhr durchgeführt. Meine Kinder haben das vom Balkon aus verfolgt und geweint. Ich konnte es ihnen nicht erklären.“ Michael Bergmann ließ der Verlust des Grünstreifens vor seiner Haustür jedenfalls keine Ruhe. Er wandte sich an die Stadt – und bekam als Antwort, die Bezirksvertretung 2 als zuständiges politisches Gremium hätte das Bauvorhaben in der vorliegenden Form einstimmig abgesegnet.

Das kann Heinz-Werner Meier vom Seniorenrat im Stadtbezirk 2 bestätigen. „Ich war dagegen, ansonsten hat sich kein Widerstand geregt.“ Natürlich bräuchte ein solch neues Haus auch Parkplätze, aber das hätte man anders regeln können, mit verschiedenen Parkebenen zum Beispiel. „Außerdem gibt es hier im Umfeld des Arag-Hochhauses genug Parkflächen, die man mitnutzen könnte.“

 Eines morgens war dann Schluss mit Idylle. Fast alle Bäume wurden gerodet, der Blick fiel nur noch auf die Baustelle.

Eines morgens war dann Schluss mit Idylle. Fast alle Bäume wurden gerodet, der Blick fiel nur noch auf die Baustelle.

Foto: Marc Ingel

Bergmann jedenfalls schrieb Patrick Schiffer, seit der Kommunalwahl erster grüner Bürgermeister in der Bezirksvertretung 2, an. Dieser, erst seit Kurzem im Amt, leitete das Schreiben an die Bezirksverwaltungsstelle weiter, von dort erhielt Bergmann Antwort. Der Leiter Frank Griese verwies noch einmal darauf, dass die Entscheidung in der Bezirksvertretung einstimmig fiel, dass für den Wegfall der Bäume Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen seien. Und, dass der Neubau von einer extensiven Dachbegrünung über eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung bis zu zusätzlichen Pflanzungen, die auch viele Insekten anlocken würden, ein ausgereiftes ökologisches Konzept vorweisen könne. Außerdem: „In den Bestandsbäumen sind zahlreiche Nistkästen vorgesehen, die durch ein Insektenhotel ergänzt werden.“

Das empfindet Bergmann als Farce, „wenn man bedenkt, dass ein naturbelassenes Flurstück gerodet wurde und dieses für einen Parkplatz auch noch verdichtet werden soll“. Er und andere Anwohner wollen die Sache nicht auf sich beruhen lassen. „Das ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Wir fordern, dass hier vernünftig nachgepflanzt wird, damit hier wieder eine Art Park entsteht. Für Parkplätze finden sich andere Lösungen“, sagt Bergmann. „Es liegt mir fern, das Leben einer Maus über das Wohl meiner Mitmenschen stellen zu wollen, aber dieses Projekt, die Natur für einen Parkplatz zu verdrängen, ist schlicht nicht zu Ende gedacht.“